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Schwanengrab

Schwanengrab

Titel: Schwanengrab
Autoren: Petra Schwarz
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Schuld.«
    Sie nickte schniefend.
    Ich durfte Mike nicht ins Spiel bringen. Sobald sein Name fiel, wurde sie immer schrecklich emotional. Und genau das musste ich verhindern. Also konzentrierte ich mich auf ihren Teil der Geschichte. »Es war ein schrecklicher Unfall. Weiter nichts.«
    Caro sackte ein wenig in sich zusammen. Nur noch ganz schlaff hielt sie den dicken Ast in ihrer Hand.
    Ich schöpfte Hoffnung, sprach leise weiter. »Caro! Es tut mir so leid, dass du das alles erleben musstest.« Sie musste mir vertrauen. Caro nickte wieder. Weiter so, weiter! , schrie es in meinem Inneren. »Komm, lass uns zurückgehen. Du hast keine Schuld.«
    Sie schniefte erneut und sah mich mit tränenüberströmtem Gesicht an. Jetzt tat sie mir doch wieder leid. Wie hatte es nur so weit kommen können? War sie diesem Mike hörig? Musste sie einfach alles machen, was er ihr befahl? War er gar kein Junge, sondern irgendein Erwachsener? Ich konnte nicht riskieren, danach zu fragen. Das musste warten.
    Langsam ging ich einen Schritt auf sie zu. Ganz vorsichtig. Beobachtete sie, als wäre sie ein wildes Tier. Jede Mimik ihres Gesichtes, jede noch so leichte Bewegung registrierte ich. Aber sie blieb ruhig. Weinte still vor sich hin. Ich war nur noch einen Schritt von ihr entfernt. Langsam streckte ich meine Hand nach dem Stock aus.
    Piep, piep ... Piep, piep ... Ich erschrak. Der Akku!
    »Was war das?«, schrie Caro. Sie riss den Stock nach oben.
    Piep, piep ... Piep, piep ...

Kapitel 41
    »Was hast du da in deiner Tasche?«, fauchte Caro. Ihre Traurigkeit war wie weggeblasen. Ihre Augen blitzten dunkel. Voller Zorn starrte sie mich an. Dann stürzte sie sich schreiend auf mich und warf mich zu Boden. Ich war erstaunt über die Wucht ihres Angriffs. Sie war viel kräftiger als ich. Mit der einen Hand drückte sie mich brutal nach unten. Mit der anderen zog sie mit einem Ruck das Handy aus meiner Tasche. Ihre Augen starrten auf das Display.
    Ich musste nicht draufschauen. Ich wusste genau, was sie las. An ihrer Reaktion konnte ich erkennen, dass es tatsächlich geklappt hatte, dass die Verbindung zu Christophs Handy stand.
    »CHRISTOPH!«, fauchte sie, als sie seinen Namen auf dem Display las. »Du Miststück!« Das Handy flog in hohem Bogen weg. Sie packte den Stock mit beiden Händen. Ich hörte die Luft zischen, als sie mit voller Wucht nach mir schlug. In letzter Sekunde konnte ich mich zur Seite rollen. Der Ast verfehlte mich nur knapp und bohrte sich neben mir in den Waldboden. Dicke braune Erdklumpen und welke Blätter flogen durch die Luft. Ich kroch auf allen vieren ein Stück von ihr weg.
    »Ich hab’s gewusst«, schrie sie. »Seit du auf unsere Schule gekommen bist, habe ich es gewusst. Alles machstdu kaputt. Du siehst nicht nur so aus wie sie, du bist auch wie sie.«
    Der Zusammenhang war mir zwar nicht ganz klar, aber jetzt war definitiv nicht die Zeit, sich Gedanken darüber zu machen. Sie schwang drohend den Ast über mir. Ich versuchte, so weit wie möglich von ihr wegzurobben, aus Angst, sie könne jeden Moment erneut damit zuschlagen.
    »Du hast alles wieder nach oben geholt. Alle hatten es schon vergessen. Aber du ... Ich wusste von Anfang an, dass du verschwinden musst!«, zischte sie.
    »Deswegen wart ihr alle so fies zu mir«, sagte ich mehr zu mir selbst als zu ihr.
    »Hat ja nichts geholfen. Nicht mal, als ich dich auf den Friedhof geschickt habe. Damit du es sehen kannst ... das Grab!«
    Ich brauchte einige Zeit, bis ich verstand. »Du?«, fragte ich langsam. »Du warst das? ... Aber ... Mike?« Jetzt wurde mir vieles klar. Die Gerüchte über Christoph und Veronika, die Geschichten über Neela. Alles hatte ich von Mike – beziehungsweise von Caro – erfahren. »Du hast die Rose auf ihr Grab gelegt? Wolltest du, dass ich glaubte, sie wäre von Christoph?«, fragte ich schließlich mit zitternder Stimme. Plötzlich fühlte ich mich noch mieser, betrogen, verraten und missbraucht. Was hatte Caro alles mitgekriegt? Alles, was ich Mike erzählt hatte! Wie konnte ich nur auf diesen miesen Kerl hereinfallen? Wie konnte er mich nur so belügen? Persönliche Dinge, Sachen, die sie nichts angingen, die ich Caroniemals gesagt hätte. So hatte sie es schließlich erfahren. Von ihm! Natürlich! Jetzt schloss sich der Kreis. Wie konnte ich mich bloß jemandem anvertrauen, den ich nur übers Internet kannte? Und wie hatte ich auch nur eine Sekunde vermuten können, dass Mike es ehrlich mit mir meinte? Ich hatte Christoph
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