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Schattenreiter

Schattenreiter

Titel: Schattenreiter
Autoren: Sarah Nikolai
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deutlichbesser. Meine Wunden hatten sich geschlossen, das Rikamiah hatte wahre Wunder bewirkt. Ich konnte meine Beine bewegen, ohne unerträgliche Schmerzen zu haben.
    »Du siehst besser aus«, stellte Rin fest. Er klang sehr müde, aber glücklich. Ich spürte, dass er die ganze Zeit bei mir geblieben war. Wahrscheinlich hatte er kein Auge zutun können.
    »Ich möchte aufstehen.« In mir regte sich das Bedürfnis, mich zu bewegen. Kaum richtete ich mich auf, wurde ich jedoch sacht ins Kissen gedrückt.
    »Du musst liegen bleiben«, forderte Rin und wackelte tadelnd mit dem Zeigefinger.
    »Wenn es stimmt, was du sagst, und ich einen ganzen Tag ausgeschaltet war, wird sich meine Tante große Sorgen um mich machen.«
    »Sie weiß längst, dass du bei mir bist.« Seine Lippen berührten sanft meine. Und sofort breitete sich jenes aufregende Prickeln in mir aus, das von meinen Lippen ausging. Es verdrängte den Restschmerz. Warm strich sein Atem über meinen Mund, und schließlich küsste er mich.
    »Heute Nacht bleibst du bei mir, Jorani. Ich dulde keinen Widerspruch«, sagte er und zwinkerte mir zu. Dann schlug er die Wolldecke zurück und legte sich neben mich.
    Ich rückte ein Stück, um ihm Platz zu machen, aber er zog mich dicht an sich und schlang seine Arme um meine Taille. Obwohl meine Haut wund war, lösten seine Berührungen keine Schmerzen aus.
    Ich wünschte, die Zeit würde für eine ganze Weile stillstehen. Für eine Woche oder ein Jahr. Zumindest wollte ich diese Nacht mit ihm verbringen, mit ihm erleben, nicht etwa früher einschlafen und wertvolle Zeit verstreichen lassen. Zu dumm, dass ich trotzdem immer wieder eindöste.
    »Jorani?«, flüsterte Rin und schreckte mich aus dem Schlaf. »Tut mir leid, ich war nicht sicher, ob du schläfst.« Dann lachte er leise. »Du bist so müde, dass du nicht einmal geradeaus gucken kannst.«
    »Du musst mich bitte aufwecken, falls ich noch mal einschlafe«, stammelte ich und gähnte.
    »Aber wieso denn?«
    »Damit ich wach bin, um jede Sekunde mit dir zu erleben.«
    Er lachte. »Du kommst auf Ideen.«
    »Was ist daran so lustig?«
    »Du musst wieder zu Kräften kommen. Es war dumm von mir, dich zu wecken.«
    »Nein, das war genau richtig. Weck mich bitte immer, wenn ich einschlafe.«
    »Das ist doch Unsinn.«
    »Nein, ich will es so. Bitte. Versprich es.«
    Er sah mich skeptisch an und seufzte leise. »Na schön.«
    »Du bist ein Schatz.«
    Ab jetzt gelang es mir jedoch wach zu bleiben. Und bald hatte ich den toten Punkt überwunden, so dass es kaum eine Anstrengung war. Rins warme Hand glitt über meinen Arm. Ich bekam eine Gänsehaut. Er konnte so zärtlich sein, wenn er nur die Fingerspitzen beim Streicheln einsetzte. Unweigerlich lief ein heißkalter Schauer meinen Rücken hinunter.
    Er blickte mich lange und intensiv an. Seine dunklen Augen verwandelten sich in glühende Kohlestücke, in denen die Glut gerade erst im Begriff war, sich zu entfachen. Seine Miene war ernst, aber dennoch gütig. Sachthob er meinen Kopf und verschloss meinen Mund mit seinem. Sein Kuss schmeckte ehrlich und rein, doch ich fühlte, dass er mehr wollte. Ein salziger Geschmack breitete sich auf meiner Zunge aus, als sich unsere Lippen wieder voneinander lösten. Zärtlich zeichnete er die Form meines Mundes nach. Ich hauchte einen Kuss auf die Kuppe seines Zeigefingers.
    Dann wanderten seine Hände tiefer, unter die Decke und strichen über meine nackten Beine, die unter seinen Berührungen zu neuem Leben erwachten. Das Blut pulsierte wild in meiner Mitte.
    »Mir ist heiß.« Ich war nicht sicher, ob es die Erregung oder das Fieber war. Rin antwortete nicht.
    Er spielte an meinem Ohrläppchen, knabberte daran. Seine Hände erkundeten meinen ganzen Körper. Suchten nach meinen Brüsten und liebkosten sie zärtlich. Rin hatte so unglaublich sanfte Hände.
    »Deine Haut ist herrlich weich«, flüsterte er. »Ich möchte dich überall berühren.« Vorsichtig warf er die Decke zurück und bedeckte meinen Körper mit Küssen, befeuchtete die Striemen und Schrammen.
    Ich blickte an mir herunter und erschrak. Wie hätte ich ahnen sollen, wie schrecklich ich aussah? All die Rötungen, die Kratzer und Verkrustungen entstellten mich. Sie waren überall. Ich fühlte mich plötzlich unsagbar hässlich und zog die Decke über mich, versteckte mich darunter.
    »Was ist passiert?«, fragte Rin verblüfft.
    »Ich will nicht, dass du mich so siehst«, gestand ich.
    »Ich habe dich doch schon ohne
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