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Schattenblüte. Die Erwählten

Schattenblüte. Die Erwählten

Titel: Schattenblüte. Die Erwählten
Autoren: Nora Melling
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ja wieder, der die unselige Pistole hat. Reicht ihm das Mondlicht, um auf mich zu zielen?
    «Herr im Himmel, Thursen», rufe ich. «Ich habe euch da heil rausgebracht. Jetzt pack die Pistole weg und gib mir wenigstens eine Minute Gelegenheit, das alles ohne noch mehr Blutvergießen zu beenden.»
    Thursen betrachtet die Waffe in seiner Hand, als wüsste er kaum, wie sie dahingekommen ist. «Norrock hat das Tor geöffnet. Du bist keiner von uns, das Tor würde dich töten.»
    «Ist das Mädchen deshalb noch hier?»
    «Sie und Edgar und Luisa. Wo willst du hin, Elias?»
    Ich seufze. «Mit Vittorio reden.»
    «Es wird zum Kampf kommen, du wirst es nicht verhindern können. Wenn ich dich jetzt gehen lasse, stehen wir uns dann gleich als Feinde gegenüber?»
    «Wenn du mich jetzt gehen lässt, hast du eine Chance, dass euer Tor den heutigen Tag überlebt.»
    «Du weißt, was passiert, wenn es zerstört wird?»
    Ich nicke. «Sieh zu, dass ihr das Tor schließt, damit er es nicht findet.»
    Ich habe recherchiert, das große Geheimnis war leicht zu lüften, wenn man ahnt, wo man nachlesen muss. Wenn das Tor zerstört wird, sterben die Werwölfe. Dafür wollte Vittorio die Kraft der Bundeslade nutzen. So viel himmlische Energie hätte die Kraft der Tiefe neutralisiert und vernichtet. Und jetzt? Was tut Vittorio ohne Bundeslade? Was tut Vittorio, wenn ein Rudel Werwölfe kommt, um ihn zu töten?
    Thursens Ratschlag folgend umrunde ich den Nebel an seinem Rand statt durch das Zentrum zu eilen. Ich bin langsam, viel langsamer als sonst. Das geöffnete Tor zerrt an meiner Kraft. Können sie es nicht endlich schließen? Wie lange braucht Thursen denn noch?
    Dann finde ich sie. Auf einer Lichtung, kaum größer als ein Tennisplatz, steht hell erleuchtet ein kleiner Helikopter im lichten Weiß der Shinanim. Die drei Gestalten davor tragen Winterkleidung, Stiefel, Jacken, Mützen und dicke Handschuhe, aber es gibt kein Zweifel, dass sie es sind. «Vittorio, Felicity, Nathanael, seid gegrüßt.» Nein, seid verdammt, wie kommt ihr auf die absurde Idee, hierherzukommen?
    «Elias, habt ihr die Bundeslade? Meinst du, sie kann vor Sonnenaufgang hier sein?», fragt Vittorio und reibt seine kalten Hände aneinander.
    «Das Heiligtum wurde uns verweigert. Das wisst Ihr doch.» Ich sehe sie einen nach dem anderen an. Was erwarten sie? Selbst wenn Esther Erfolg gehabt hätte, wie hätte das Heiligtum in so kurzer Zeit hierhertransportiert werden können?
    «Wir haben endlich das schwarze Tor gefunden», sagt Felicity. «Wir wissen, wo es ist! Jetzt müssen wir es schnell versiegeln, ehe wir es wieder verlieren.»
    «Und wie? Nur dem Leitwolf gehorcht das Tor.»
    «Dafür benötigen wir ja die Kraft der Bundeslade.»
    «Die wird aber in ihrem Versteck bleiben. Sie kommt nicht. Gar nicht.»
    Vittorio lächelt sein gütiges Lächeln. «Das war ein Missverständnis. Esther kümmert sich darum.»
    «Esther ist tot.»
    «Wie kann das sein?», fragt Felicity, ihre Stimme klingt viel zu hoch.
    «Die Werwölfe haben in Eurer Abwesenheit unsere Feste überfallen. Es kam zum Kampf.»
    «Gut, dann wurde das Problem der Werwölfe eben auf andere Art gelöst.»
    «Ihr versteht nicht. Wir haben nicht gesiegt.»
    «Elias hat recht. Es muss noch lebende Werwölfe geben. Dazu spüren wir das Tor zu deutlich. Es muss noch immer offen sein», sagt Nathanael.
    «Die Werwölfe hatten sich aufgeteilt. Der Leitwolf ist zurückgeblieben, um das Tor zu bewachen. Er ist da drin im Nebel.»
    «Ich hole Verstärkung», meint Felicity und sucht nach ihrem Handy.
    «Nein, hört mir zu. Wenn wir in den Nebel gehen, solange das Tor geöffnet ist, empfangen wir zu viel der dunklen Energie. Das überleben wir nicht.»
    «Das ist mir egal», sagt Vittorio. Und eilt los. Wie kann er so schnell eilen in Gegenwart des Tores?
    Felicity und Nathanael wollen ihm folgen. «Nein!», rufe ich, renne ihnen nach und halte sie zurück. Felicity ringt mit mir. Ich schaffe es, Nathanael hinzuhalten, doch Felicity macht sich los, läuft Vittorio nach. Sie sind vom Nebel verschluckt, da meldet sich eine Stimme aus Felicitys Handy, das auf den Boden geschleudert wurde.
    «Ja?»
    «Help! Wir brauchen Hilfe!», ruft Nathanael, noch ehe ich ihn davon abhalten kann.

[zur Inhaltsübersicht]
    59. Luisa
    ELIAS hat das bockende Motorrad querfeldein den Wölfen hinterhergezwungen. Angestrahlt durch den Motorradscheinwerfer hängt der Nebel wie ein weißes Gespinst zwischen den Stämmen der Bäume. Die
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