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Schatten ueber Hollywood

Schatten ueber Hollywood

Titel: Schatten ueber Hollywood
Autoren: Astrid Vollenbruch
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verschwinden«, sagte er mit belegter Stimme. Bob nickte.
    Zu ihrer Überraschung nickte auch Justus. »Das tun wir auch – aber zuerst sehen wir nach, ob unser abgestürzter Kletterer vielleicht unterhalb der Böschung herumliegt.«
    Sie suchten ein Stück des Hanges ab, fanden aber weder zerknickte Zweige noch abgerissene Stofffetzen und auch sonst keine Hinweise, dass jemand dort abgerutscht oder hinabgerollt war.
    »Morgen kommen wir wieder und bringen unsere Ausrüstung mit«, entschied Justus. »Ich möchte mir das bei Tageslicht ansehen. Wer spielt hier nachts Gespenst, um Leute zu erschrecken? Und vor allem: wer klettert tatsächlich mitten in der Nacht auf das Gerüst, um sich erschrecken zu lassen, abzustürzen und zu verschwinden?«

Erste Ermittlungen
    Am nächsten Nachmittag trafen sie sich in der Zentrale, dem umgebauten uralten Wohnanhänger, der auf dem Gelände des ›Gebrauchtwaren-Center T. Jonas‹ stand, verborgen hinter einem Berg von Schrott. In den vergangenen Wochen hatten Justus, Peter und Bob mühevoll Alteisen, Wellbleche, alte Motoren und Bettgestelle umgeschichtet und zwei neue Geheimgänge angelegt, die durch den Schrottberg hindurch zur Zentrale führten. Es gab auch eine neue zweite Tür, durch die die drei Jungen in Justus’ Freiluftwerkstatt zwischen der Zentrale und dem Zaun gelangen konnten. Dort waren sie meist ungestört, denn vom Hof aus konnte die Werkstatt nicht eingesehen werden, und der Zaun war mehr als zwei Meter hoch.
    Als Peter und Bob durch das Grüne Tor im Zaun in die Werkstatt schlüpften, wartete Justus schon ungeduldig auf sie. »Na, Peter? Was hat Jeffrey gesagt?«
    »Zuerst hat er sich totgelacht«, sagte Peter. »Er sagte, es sähe uns ähnlich, bei unserem ersten Ausflug zu den Hollywood-Buchstaben gleich auf ein Gespenst zu stoßen. Aber als ich ihm erzählt habe, dass tatsächlich jemand da oben abgestürzt ist, war er entsetzt.«
    »Interessant«, sagte Justus. »Ich glaube auch nicht, dass Jeffrey jemanden so leichtsinnig in Gefahr bringen würde. Aber ich schließe ihn noch nicht aus dem Kreis unserer Verdächtigen aus.« Er griff nach seinem Rucksack, in dem er alle notwendigen Gerätschaften zur Spurensuche verstaut hatte. »Kommt, Kollegen – machen wir uns auf den Weg!«
     
    Diesmal kletterten sie nicht mühsam durch das Gestrüpp den Berg hinauf, sondern fuhren in Bobs Käfer so weit wie möglich den Mulholland Drive zum Mount Lee hinauf und wanderten dann einen Fußweg entlang auf die Buchstaben zu. Im hellen Tageslicht wirkten sie eher langweilig – weiße Blechplatten auf Metallstangen. Auf dem Berg hinter ihnen erhob sich der rotweiß gestreifte Sendeturm einer aufgegebenen Radiostation. Schon bald stießen die drei Detektive auf den ersten Stacheldrahtzaun und kletterten darunter hindurch.
    »Ich habe mich heute mal schlau gemacht und über die Buchstaben recherchiert«, sagte Bob. Ursprünglich hieß das Wort ›Hollywood Land‹ und war nur ein Reklametrick eines Grundstückmaklers vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Später gingen die vier Buchstaben von ›Land‹ kaputt. 1949 kaufte die Handelskammer die restlichen Buchstaben und reparierte sie. Seit 1973 sind sie ein nationales Wahrzeichen der Stadt Los Angeles, 1978 und 1991 wurden sie komplett restauriert. Da waren sie schon längst Reliquien für die Filmfans aus aller Welt, die für einzelne Splitter enorme Summen bezahlten.«
    »Und das Gespenst?«, fragte Peter.
    »Das war eine erfolglose Filmschauspielerin, die 1932 nur durch ihren spektakulären Selbstmord berühmt wurde. Danach wurde das Gelände abgesichert, damit nicht noch mehr Leute auf die gleiche Idee kamen. Aber angeblich wurde das Gespenst immer wieder in der Nähe gesehen. Nur ist es nie wieder heruntergesprungen, sondern nur spazieren gegangen und dann verschwunden.«
    »Dann war das heute Nacht wohl eine Extravorstellung für uns«, sagte Peter.
    »Ich weiß nicht«, sagte Justus. »Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr glaube ich, dass die Vorstellung der Person galt, die dann auch tatsächlich abgestürzt ist.«
    Sie überwanden auch den nächsten Zaun und kamen schließlich bei den Buchstaben an. Das Gras hinter dem H war nicht mehr platt gedrückt, aber Justus nickte trotzdem zufrieden. »Wie ich es mir gedacht hatte – hier ist ein Schuhabdruck. Kein allzu großer Schuh – Größe 39, würde ich sagen.« Er holte eine Wasserflasche, eine kleine Tüte Gips und eine Plastikschüssel aus dem Rucksack und
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