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Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schatten der Vergangenheit (German Edition)
Autoren: Karin Fromwald
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denn sie nahm auch so Geld von anderen Leuten. Sie hatte früh begriffen, dass alle Menschen eine Gegenleistung wollten. Nichts im Leben war gratis. Soviel hatte Lily in ihrem kurzen Leben bereits gelernt.
     
    Zudem, er, Philippe d’Arthois schuldete ihr vielmehr, wenn sie an die Horrornacht in Las Vegas dachte, die sie so lange verdrängt hatte, bis er vor ihr stand. „Idiot“, murmelte Lily wieder. Warum belog sie sich selbst? Es gab in den letzten Jahren kaum einen Tag, an dem sie nicht an Philippe gedacht hatte.
     
    Madame Dolce erwartete sie bereits im großzügigen Flur ihrer ebenso großzügigen Wohnung im zweiten Stock des Hauses.
     
    Esmeralda Dolce war in Italien geboren, wie ihr Mann. Sie hatte auch die Gestik der Italiener, die Leidenschaft und die Lebensfreude. Sie schlug die Hände vors Gesicht und lachte. Dabei zitterte ihr gesamter Körper – und das war nicht wenig, denn Madame Dolce war üppig und trug nur ein bodenlanges Nachthemd aus schwarzer Seide, das nicht viel von dieser Üppigkeit verbarg. Wie konnte man überhaupt um diese Uhrzeit noch im Nachthemd herumlaufen?!
     
    „Oh, Lily, hast du alle Boutiquen leer gekauft?“ rief sie aus und nahm ihr einige der Taschen ab. „Oh, der Hut, der Hut!“ rief sie und zeigte auf die Kopfbedeckung, die auf Lilys Kopf thronte.
     
    „Gefällt er Ihnen, Madame?“ fragte Lily stolz. Je verrückter die Kreation war, je eher wollte sie ihr irgendjemand abkaufen. Vielleicht sollte sie lebendige Vögel auf die Hüte setzen?
     
    „Und wie! Denkst du, er passt mir?“ fragte Esmeralda Dolce.
     
    Lily nahm ihn vorsichtig ab, ohne die aufwendige Dekoration aus Stroh zu zerstören, und reichte ihn Esmeralda Dolce.
     
    Die drückte ihn mit der einzigen freien Hand auf ihre schwarzen Locken und sah sich in dem großen Wandspiegel an, der den Vorraum beherrschte.
     
    Sie sieht wie Sophia Loren in den Fünfziger Jahren aus, dachte Lily. Eigentlich sah Esmeralda Dolce wie eine Kopie der Schauspielerin aus, als diese noch jünger war, wenn man von der etwas üppigeren Körperform einmal absah. Allerdings wirkte sie mit dem Hut so, als käme sie frisch aus dem Heuhaufen.
     
    „Wie viel möchtest du dafür haben?“ fragte sie. Sie würde den Hut nicht mehr zurückgeben, soviel war sicher. Sie kaufte Lily jeden zweiten Hut ab, die diese zu Hause selbst herstellte. Aber Lily hatte sie noch nie einen tragen sehen. Was machte sie eigentlich mit den vielen Hüten?
     
    „Ach, was Sie möchten…“ Es waren alte Hüte, die sie auf Flohmärkten, Geschäftsauflösungen oder von Freunden kaufte, neu gestaltete und trug. Es waren Einzelstücke, die aus finanzieller Not entstanden waren, aber die, wie bei Madame Dolce, großen Anklang fanden und inzwischen waren es nicht nur Hüte. Wenn Lily gewollt hätte, so hätte sie daraus Kunst oder ein Geschäft machen können – oder beides, wie ihr Vater, der große Künstler.
     
    „Fünfhundert?“ fragte Esmeralda. Sie hatte keinen Bezug zum Geld. Zum Glück für Lily, aber welch ein Pech für den Ehemann, der nur die Hände über den Kopf zusammenschlug, wenn er die exorbitanten Rechnungen sah, die seine Frau oder die Kreditkartenfirma ihm vorlegten.
     
    „Oh, das ist aber viel“, sagte Lily.
     
    „Ach was... Giovanni kann zahlen“, sagte Esmeralda mit einem Augenzwinkern. Sie stellte die Einkaufstaschen in eine Ecke und suchte nach ihrer Geldbörse, die achtlos auf der Kommode des Vorraumes lag.
     
    Sie fand allerdings nur zweihundert Euro darin und gab sie Lily. „Den Rest bekommst du noch. Ich habe noch irgendwo einige Scheine...“
     
    Schön für sie, dachte Lily und folgte Madame Dulce mit den Einkaufstaschen in ihr Ankleidezimmer.„So, Bella, erzähl mal, was du gekauft hast!“
     
    Esmeralda Dolce hatte Liliane Marlene durch eine Freundin kennengelernt, die die junge Frau zum Einkaufen mitnahm, weil sie, wie diese Freundin ihr versicherte, einen außerordentlich guten Geschmack habe. Außerdem hatte ihr die Freundin auch erzählt, dass Lily die sensationellen Schaufenster der Pariser Boutiquen und eines großen Kaufhauses gestaltete.
     
    Esmeralda sah Lily zu, wie diese ihre Einkaufstaschen auspackte. Vorsichtig nahm sie jedes der teuren Stücke heraus und legte sie über das Sofa, das in dem länglichen Ankleideraum stand. Im Sonnenlicht dieses schönen Frühlingstages glänzten die weißblonden Haare des Mädchens wie Silber.
     
    Dolce hatte selten ein so schönes Mädchen gesehen, das sich
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