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Rosa

Rosa

Titel: Rosa
Autoren: Felix Thijssen
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sich ein paar angenehme Jahre gönnen und befürchtete zu Recht, einem Typen wie Kars gegenüber den Kürzeren zu ziehen. Ist ja dann doch noch so gekommen.«
    Wir schauten uns eine Weile schweigend an. Conincx zog eine Tastatur zu sich hin und startete seinen Computer.
    »Bestimmt möchte der Inspecteur gern wissen, was wir mitten in der Nacht in Antwerpen zu suchen hatten«, meinte CyberNel.
    Wir hörten die Tür aufgehen. Der Beamte schaute hinein und hielt ein Blatt Papier hoch. Conincx gab ihm mit einem Wink zu verstehen, uns allein zu lassen, und sagte: »Sie sind Privatdetektiv, Sie arbeiten für Privatpersonen. Aber laut der Polizei in Antwerpen lebte der Ermordete ganz allein, und falls er Angehörige hatte, möchten diese die Mordermittlungen gewiss lieber der Polizei überlassen.«
    Ich nickte und antwortete: »Eine Klientin hatte uns aus völlig anderen Gründen beauftragt, Victor de Vries für sie ausfindig zu machen. Es ging nicht um den Mord, davon wusste sie gar nichts. Über Victors Mutter erfuhr ich von diesem Doktor Lankforst und misstraute der Sache. Wie man sieht, zu Recht. Das ist alles.«
    »Worin bestanden diese völlig anderen Gründe?«, fragte Conincx sofort.
    »Das ist leider vertraulich.«
    Er runzelte irritiert die Stirn, und Nel sagte: »Ach Unsinn. Die Tochter unserer Klientin ist vor drei Jahren verunglückt, ihr Herz wurde transplantiert, und wir wurden gebeten, dieses Herz ausfindig zu machen.«
    Der Inspecteur blickte mich erstaunt an und fing dann an zu lachen. »Ist das überhaupt zulässig?«
    »Es gibt kein Gesetz, das mir verbietet, irgendetwas oder irgendjemanden aufzuspüren«, antwortete ich. »Ich glaube nicht, dass es Probleme gibt, solange man kein Porzellan zerschlägt. So was ist ja schon öfter vorgekommen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht in Europa. Diese Informationen unterliegen dem Datenschutz. Sie könnten also durchaus Schwierigkeiten bekommen.«
    Ich lächelte. »Deswegen bin ich froh, dass Privatdetektive sich auf den Schutz der Privatsphäre ihrer Klienten berufen dürfen. Unser Fall ist ohnehin abgeschlossen, denn Victor de Vries war der Empfänger dieses Herzens, und er ist tot.«
    Conincx war immer noch nicht restlos überzeugt. »Ich hoffe für Sie, dass der Richter sich damit zufrieden gibt.«
    »Nel und ich sind gerne zur Mitarbeit bereit, und ich weiß, dass wir vor einem Gericht in Antwerpen als Zeugen erscheinen müssen, aber wenn man uns fragt, was wir hier taten, werden wir uns auf das eben Gesagte berufen.«
    Conincx erwiderte achselzuckend: »Gut, dann nehme ich das so auf.« Er fing an zu tippen. »Legen Sie los. Sie wissen ja, wie so eine Zeugenaussage aussieht. Der Zeuge Max Winter und so weiter.«
    Nach einer Viertelstunde waren wir fertig und Conincx schaltete den Drucker ein. Ich unterschrieb. Der Beamte schaute wieder vorbei und wurde jetzt hereingebeten, mit der unterschriebenen Aussage Bettys. Conincx las sie durch und wirkte zufrieden. Fünf Minuten später standen wir wieder draußen.
     
    Wir spazierten zum Groenplaats. Am Freitagvormittag ist jede Stadt belebt und Antwerpen hatte genau wie die Städte in den Niederlanden mit zu viel Verkehr auf zu wenig Raum zu kämpfen. Außerdem waren überall die Straßen aufgerissen und es wurde umgebaut und modernisiert. Die Buchstaben KBC standen meterhoch an einem Büroturm. Im Erdgeschoss befand sich eine große Halle mit Theken, Schaltern und viel Publikum. Wir fanden die Schließfachabteilung und Betty zeigte ihren Schlüssel und die Karte vor, auf der ein Code und Initialen standen. Der Bankangestellte trat durch eine Seitentür heraus und bat uns, ihm zu folgen.
    Betty wollte, dass ich sie begleitete. Nel sagte, sie würde lieber warten, setzte sich neben eine grauhaarige Dame auf ein Ledersofa und fing an, eine Broschüre über sinnvolle Geldanlagen zu studieren. Ich hatte ihr unterwegs von Victors letzten Worten erzählt und dem Umschlag, den Betty in seiner Windjacke gefunden hatte. Nel war auch klar, dass Victor kein Schließfach gemietet hatte, um seine saubere Unterwäsche darin aufzubewahren, doch manchmal bringt ein schützender Instinkt sie dazu, sich lieber fern zu halten. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Sie wusste, dass sie hinterher alles erfahren würde, doch sie wollte es nicht unbedingt mit eigenen Augen sehen und eine Entscheidung mittragen müssen.
    Bettys Finger zitterten, als sie den Schlüssel ins Schloss steckte. Der Bankangestellte drehte seinen
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