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Rendezvous

Rendezvous

Titel: Rendezvous
Autoren: Amanda Quick
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Nachmittag wirklich gut aus.«
    »Ja, das kann man wohl sagen«, murmelte Belinda mit einem forschenden Blick, mit dem sie Augusta musterte, die über einem himmelblauen Kleid einen modischen dunkelblauen Mantel mit Pelzbesatz trug. »Es freut mich, dass du hier bist. Lady Arbuthnott erwartet dein Eintreffen bereits voller Spannung.«
    »Ich dächte im Traum nicht daran, sie zu enttäuschen«, sagte Augusta, als sie mit einem strahlenden Lächeln an Belinda vorbeiging. »Und Miss Norgrove auch nicht.« Augusta wusste, dass Belinda Renfrew mit Daphne Norgrove um zehn Pfund gewettet hatte, dass das Tagebuch seiner Besitzerin nicht wieder ausgehändigt würde.
    Belinda bedachte sie noch einmal mit einem scharfen Blick. »Dann ist bei der Party in Enfields Haus alles gutgegangen?«
    »Selbstverständlich. Ich hoffe doch sehr, dass wir uns heute Abend wiedersehen, Belinda.«
    Das entlockte Belinda ein schmerzliches Lächeln. »Darauf kannst du dich verlassen, Augusta. Und Miss Norgrove auch. Auf Wiedersehen.«
    »Auf Wiedersehen. Ach, hallo, Scruggs.« Augusta wandte sich lächelnd an den finster blickenden Butler mit dem Schnurrbart, als die Tür hinter ihr geschlossen wurde.
    »Miss Ballinger, Lady Arbuthnott erwartet Sie natürlich schon.«
    »Ja, selbstverständlich.« Augusta war nicht bereit, sich von dem reizbaren alten Mann einschüchtern zu lassen, der die Haustür der Arbuthnotts bewachte.
    Scruggs war im Haushalt von Lady Arbuthnott das einzige männliche Wesen und konnte es sich als eine große Ehre anrechnen, der einzige Mann zu sein, den Lady Arbuthnott in zehn Jahren eingestellt hatte. Er war in dieser Saison neu zu ihrem Bedienstetenstab hinzugekommen, und anfangs hatte niemand so recht verstanden, warum Sally ihn eingestellt hatte. Von ihrer Seite aus war es offensichtlich eine freundliche Geste, denn der alternde Butler war entschieden rein körperlich nicht in der Lage, viele seiner Aufgaben zu übernehmen. Es gab ganze Tage und Abende, an denen er aufgrund seines Rheumatismus und diverser anderer Leiden überhaupt nicht an der Tür erschien.
    Zu den wenigen Dingen, die Scruggs offensichtlich Freude bereiteten, gehörte es, sich ständig zu beklagen. Er klagte über alles: seine schmerzenden Gelenke, das Wetter, seine Pflichten im Haushalt, den mangelnden Beistand, den er bei der Erfüllung dieser Pflichten bekam, und den angeblich kärglichen Lohn, den Lady Arbuthnott ihm zahlte.
    Mit der Zeit hatten die Damen jedoch beschlossen, dass Scruggs das i-Tüpfelchen war, das sie von Anfang an gebraucht hatten. Er war ein Egozentriker, ein Original und ganz außerordentlich unterhaltsam. Sie hatten ihn von ganzem Herzen angenommen und sahen ihn jetzt als eine wertvolle Bereicherung des Haushalts an.
    »Wie geht es Ihrem Rheuma heute, Scruggs?« fragte Augusta, während sie ihren neuen Hut mit den Federn absetzte.
    »Was war das?« Scruggs sah sie finster an. »Erheben Sie die Stimme, wenn Sie eine Frage stellen wollen. Ich verstehe einfach nicht, warum Damen immer nuscheln müssen.«
    »Ich fragte, wie es Ihrem Rheumatismus heute geht, Scruggs.«
    »Danke, ich habe ganz außerordentlich üble Schmerzen, Miss Ballinger. Es ist selten schlimmer gewesen.« Scruggs sprach immer mit einer tiefen, krächzenden Stimme, die klang, als würde Kies unter den Rädern einer Kutsche zermalmt. »Und es wird nicht gerade besser davon, dass ich fünfzehn Mal in der Stunde die Tür öffnen muss, soviel kann ich Ihnen versichern. All dieses Kommen und Gehen hier in diesem Haus reicht aus, um einen geistig gesunden Mann geradewegs ins Irrenhaus zu bringen, wenn Sie mich fragen. Ich verstehe einfach nicht, warum Frauen nicht länger als fünf Minuten an einem Fleck bleiben können.«
    Augusta schnalzte mitfühlend mit der Zunge, während sie in ihre Tasche griff und ein kleines Fläschchen herauszog. »Ich habe Ihnen ein Mittel mitgebracht, das Sie vielleicht ausprobieren möchten. Es ist nach einem Rezept meiner Großmutter hergestellt. Sie hat es für meinen Großvater zubereitet, der es sehr wirksam fand.«
    »Ach, wirklich? Was ist aus Ihrem Großvater geworden, Miss Ballinger?« Scruggs nahm das Fläschchen mit einem misstrauischen Gesichtsausdruck entgegen und untersuchte es gründlich.
    »Er ist vor ein paar Jahren gestorben.«
    »Ich wage zu behaupten, dass es an der Wirkung dieser Medizin lag.«
    »Er war fünfundachtzig, Scruggs. Es wird behauptet, er sei mit einem der Dienstmädchen tot im Bett aufgefunden
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