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Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Titel: Reise Um Die Erde in 80 Tagen
Autoren: Jules Verne
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December um acht Uhr fünfundvierzig Minuten Abends wieder in London sein, hier in diesem Salon des Reformclubs, sonst sollen die zwanzigtausend Pfund, welche eben für mich bei den Gebr. Baring stehen, mit Recht und Fug Ihnen, meine Herren, angehören. – Hier ist eine Anweisung von gleichem Betrage.«
    Es wurde ein Protokoll über die Wette aufgenommen und auf der Stelle [22] von den sechs Betheiligten unterzeichnet. Phileas Fogg war kaltblütig geblieben. Er hatte die Wette sicherlich nicht gemacht, um zu gewinnen, und hatte diese zwanzigtausend Pfund – die Hälfte seines Vermögens – nur deshalb daran gesetzt, weil er voraus sah, er könne die andere Hälfte zu brauchen haben, um das schwierige, um nicht zu sagen unausführbare Project gut auszuführen. Dagegen schienen seine Gegner in Aufregung, nicht wegen des hohen Einsatzes, sondern weil sie sich einigermaßen ein Gewissen daraus machten, unter solchen Bedingungen eine Wette einzugehen.
    Damals war es Schlag sieben. Man forderte Herrn Fogg auf, sein Spiel zu unterbrechen, um seine Reisevorbereitungen zu treffen.
    »Ich bin stets reisefertig!« erwiderte dieser leidenschaftslose Gentleman, gab seine Karten und sprach:
    »Ich schlage Eckstein um, Sie spielen aus, Herr Stuart.«

Viertes Capitel.
Phileas Fogg setzt seinen Diener Passepartout in Bestürzung.
    Um sieben Uhr fünfundzwanzig Minuten nahm Phileas Fogg, nachdem er beim Whist zwanzig Guineen gewonnen, von seinen ehrenwerthen Collegen Abschied und verließ den Reformclub. Um sieben Uhr fünfzig öffnete er seine Hausthüre und trat in sein Haus.
    Passepartout, welcher sein Programm gewissenhaft einstudirt hatte, war sehr überrascht, als er Herrn Fogg so ungenau sah, daß er zu dieser ungewöhnlichen Stunde erschien. Nach der Vorschrift sollte der Bewohner von Saville-Row erst zu Mitternacht heim kommen.
    Phileas Fogg begab sich zuerst auf sein Zimmer, dann rief er:
    »Passepartout!«
    Passepartout gab keine Antwort. Dieses Anrufen konnte nicht ihm gelten. Es war ja nicht die Stunde.
    »Passepartout«, rief Herr Fogg wiederholt, doch ohne Steigerung des Tones.
    [23] Passepartout stellte sich.
    »Ich habe Sie zweimal rufen müssen, sagte Herr Fogg.
    – Aber es ist noch nicht Mitternacht, erwiderte Passepartout, die Uhr in der Hand.
    – Ich weiß es, versetzte Phileas Fogg, und mache Ihnen keinen Vorwurf. In zehn Minuten reisen wir nach Dover und Calais.«
    Das runde Angesicht des Franzosen verzog sich unwillkürlich. Offenbar hatte er nicht recht verstanden.
    »Der Herr will eine Reise machen? fragte er.
    – Ja, erwiderte Phileas Fogg. Wir wollen eine Reise um die Erde vornehmen.«
    Da staunte Passepartout über die Maßen. Er riß die Augen weit auf, spannte die Wimpern und Brauen, streckte die Hände aus – Symptome förmlicher Bestürzung.
    »Reise um die Erde! brummte er.
    – In achtzig Tagen, erwiderte Herr Fogg. Also, wir haben keinen Augenblick Zeit zu verlieren.
    – Aber die Koffer ... sagte Passepartout mit unwillkürlichem Kopfschütteln.
    – Keine Koffer. Nur eines Reisesackes bedarf's, mit zwei wollenen Hemden darin, und drei Paar Strümpfen; ebensoviel für Sie. Weiteres kaufen wir unterwegs. Holen Sie meinen Makintosh und meine Reisedecke, und nehmen Sie gute Fußbekleidung. Uebrigens gehen wir wenig oder nicht zu Fuße. Jetzt, rasch!«
    Passepartout hätte gern geantwortet, konnte aber nicht. Er verließ Herrn Fogg's Zimmer, begab sich auf das seinige, sank auf einen Stuhl nieder, und sagte mit einem in seiner Heimat üblichen Ausdruck:
    »Ei! Das ist stark! Und ich wollte ruhig leben! ...«
    Er machte mechanisch seine Vorbereitungen zur Reise. Eine Reise um die Erde in achtzig Tagen! Hatte er's mit einem Narren zu thun? Nein ... War's ein Scherz? Die Reise ging nach Dover, gut. Nach Calais, laß ich gelten. Uebrigens konnte das dem wackern Jungen nicht sehr zuwider sein, da er seit fünf Jahren den heimatlichen Boden nicht betreten hatte. Vielleicht auch ging die Reise bis Paris, und wahrhaftig, es hätte ihm Vergnügen gemacht, die große Hauptstadt wieder zu sehen. Aber sicherlich wurde ein [24] Gentleman, der keinen unnöthigen Schritt that, es dabei bewenden lassen ... Ja, ganz gewiß, aber es war doch die volle Wahrheit, daß dieser Gentleman, sonst so ein Haushüter, auf Reisen ging!
    Um acht Uhr hatte Passepartout den bescheidenen Sack mit seiner und seines Herrn Garderobe zurecht gemacht; darauf verließ er, noch ganz verstörten Geistes, sein Zimmer, verschloß
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