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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen
Autoren: Joe Abercrombie
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überstehen sollten, hoffe ich.« Grulo schnalzte mit der Zunge. »Aber ein Großteil des Landes von hier bis Musselia liegt noch immer brach. Die Bauern wurden vertrieben, als Rogonts Heer dort plündernd umherzog. Dann hinterließen die Tausend Klingen eine Spur der Verwüstung fast bis hinunter an die Ufer der Etris. Die Bauern sind stets die Ersten, die in solch harten Zeiten leiden müssen.«
    Eine Lektion, die man Monza nicht mehr lehren musste. »Die Stadt ist also voller Bettler?«
    »Voller Bettler und Flüchtlinge.« Rubine zupfte wieder an seinem Bart. Wenn er noch mehr traurige Geschichten auf Lager hatte, würde er ihn sich noch ganz ausraufen. »Ein Zeichen unserer Zeit …«
    »Dann geben Sie Land an jeden, der in der Lage ist, den Boden zu bestellen, und lassen Sie ihn Steuern an uns zahlen. Ackerland ohne Bauern ist weiter nichts als Dreck.«
    Grulo neigte den Kopf. »Ich werde es veranlassen.«
    »Sie sind so still, Volfier.« Der Altgediente stand da, starrte auf die Landkarte und knirschte mit den Zähnen.
    »Scheiß Etrisani!«, platzte er nun heraus und schlug mit der großen Faust gegen seinen Degengriff. »Ich meine, Entschuldigung, Euer Exzellenz, aber … diese verdammten Dreckskerle!«
    Monza grinste. »Noch mehr Ärger an der Grenze?«
    »Drei Höfe wurden niedergebrannt.« Ihr Grinsen verflüchtigte sich. »Die Bauern sind verschwunden. Die Grenzwacht, die nach ihnen suchte, wurde aus den Wäldern beschossen. Ein Mann starb, zwei sind verletzt. Die Übrigen setzten den Angreifern nach, brachen die Jagd aber eingedenk Ihrer Befehle an der Grenze ab.«
    »Sie wollen dich herausfordern«, sagte Vitari. »Und sie sind wütend, weil sie Orsos engste Verbündete waren.«
    Grulo nickte. »Sie hatten sich ganz Orsos Sache verschrieben und alles dafür aufgegeben, und sie hofften auf eine goldene Ernte, wenn er erst einmal König sein würde.«
    Volfier schlug wütend gegen die Tischkante. »Diese Dreckskerle glauben, wir seien zu schwach, um sie aufzuhalten!«
    »Und, sind wir das?«, fragte Monza.
    »Wir haben Fußtruppen von dreitausend Mann und dazu tausend Kavalleristen, allesamt bewaffnet und gedrillt, allesamt gute Leute, die sich schon in Schlachten erprobt haben.«
    »Kampfbereit?«
    »Sie brauchen nur zu befehlen, dann werden sie es beweisen!«
    »Wie sieht es mit den Etrisaniern aus?«
    »Viel Wind um nichts«, erklärte Vitari verächtlich. »Schon zu besten Zeiten allenfalls eine Macht zweiter Ordnung, und ihre besten Zeiten liegen lange zurück.«
    »Wir sind ihnen zahlenmäßig und auch von unserer Durchschlagskraft her überlegen«, grollte Volfier.
    »Und wir haben zweifelsohne eine gerechte Sache zu vertreten«, ergänzte Rubine. »Ein kurzer Ausfall über die Grenze, um ihnen eine harte Lehre zu erteilen …«
    »Inzwischen haben wir auch die Mittel für einen größeren Feldzug«, sagte Scavier. »Ich habe bereits einige Ideen für finanzielle Forderungen, die uns bedeutend reicher …«
    »Die Leute werden Sie unterstützen«, unterbrach Grulo sie. »Und die Entschädigungszahlungen werden die Kosten mehr als aufwiegen!«
    Monza sah stirnrunzelnd auf die Karte; besonders finster blickte sie auf die Blutflecke in der einen Ecke. Benna hätte ihr zur Vorsicht geraten. Hätte um Zeit gebeten, um sich einen Plan zurechtzulegen … aber Benna war schon lange tot, und Monza war stets dafür gewesen, schnell zu handeln, hart zuzuschlagen und sich erst später Gedanken zu machen. »Bereiten Sie Ihre Männer auf den Abmarsch vor, Oberst Volfier. Ich beabsichtige, Etrisani zu belagern.«
    »Belagern?«, fragte Rubine.
    Vitari grinste ihn von der Seite an. »So nennt man das, wenn man eine Stadt umzingelt hat und zur Aufgabe zwingt.«
    »Die Bedeutung des Wortes ist mir durchaus bekannt!«, zischte der alte Mann. »Aber ich rate zur Vorsicht, Euer Exzellenz. Talins hat erst kürzlich eine Reihe höchst schmerzlicher Umbrüche erleben müssen …«
    »Ich habe größten Respekt vor Ihren juristischen Kenntnissen, Rubine«, sagte Monza, »aber der Krieg ist meine Domäne, und glauben Sie mir, wenn man in den Krieg zieht, gibt es nichts Schlimmeres als halbe Sachen.«
    »Aber was ist mit Verbündeten …«
    »Niemand will einen Verbündeten, der den eigenen Besitz nicht schützen kann. Wir müssen unsere Entschlusskraft unter Beweis stellen, sonst werden die Wölfe herauskommen, um unseren Kadaver zu beschnüffeln. Wir müssen die Hunde von Etrisani zum Winseln bringen.«
    »Sie bezahlen
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