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Rache - 01 - Im Herzen die Rache

Rache - 01 - Im Herzen die Rache

Titel: Rache - 01 - Im Herzen die Rache
Autoren: Elizabeth Miles
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es war ein großer leerer Raum. Sie saß in der Falle. Mist. Etwas berührte ihren Nacken, sanft wie eine Haarlocke. Sie schrie auf und stürzte über eine niedrige Betonschwelle wieder zurück in den Gang. Rannte. Rannte.
    Sie bog um eine Ecke – ohne zu wissen, wohin sie überhaupt lief. Es war so ähnlich wie beim Blinde-Kuh-Spielen. Plötzlich stolperte sie über irgendetwas – einen Stapel Paneele oder anderer schmaler Holzbretter – und wäre beinahe auf den Fußboden geknallt, konnte sich jedoch gerade noch fangen. »Nein!«, schrie sie. Lauf weiter! Renn! Schneller!
    Sie richtete sich auf. Und dabei sah sie es – ein Fenster oder eine türähnliche Öffnung in der Wand, ungefähr zwanzig Meter vor sich. Die Baustellenbeleuchtung oder das Mondlicht, sie wusste nicht genau, welches von beiden, fiel durch das Loch in die Halle. Sie konnte erkennen, dass es zu dem Bereich führte, wo die Arbeiter gerade dabei waren, die Fundamente zu gießen – das Poltern der Rohre und das Rotieren des Betonmischers drangen schwach durch die Luft. Sie konnte es schaffen. Du bist fast schon da. Wenn sie nach draußen käme, dann könnte sie die Aufmerksamkeit einer der Männer auf sich ziehen. Sie könnte ins Auto steigen und losfahren. Sie könnte entkommen.
    Doch dann drang eine kristallklare Stimme in ihr Inneres, weniger durch die Ohren als durch jede einzelne ihrer Poren.
    »Du kannst uns nicht entkommen.« Ty war auf einmal da, erschien einfach so, direkt zwischen Em und dem Ausgang. »Versuch es erst gar nicht.«
    Das war nicht fair! Die Worte hämmerten auf Ems Hirn ein. Sie war so nah dran. Das war nicht fair. Am liebsten hätte sie die Hand ausgestreckt und Ty den Kopf abgerissen. Sie zog eine Haarsträhne aus dem Mund, die sich bei ihrem Beinahe-Sturz zwischen ihren Lippen verfangen hatte. »Geh mir aus dem Weg«, fauchte sie. Sie machte einen Schritt nach links. Ty stellte sich ihr in die Quere. Sie versuchte, nach rechts auszuweichen, doch da war Ty auch.
    »Da entlang«, sagte sie und gab Em ein Zeichen, ihr einen schmalen Gang entlang zu folgen, der vom offenen Gelände wegführte. Seltsamerweise schien es, als wolle Ty ihr helfen; doch Em war nicht so dumm, ihr zu trauen.
    »Geh mir aus dem Weg. « Em versuchte noch einmal, den Gang hinunter zu entwischen, doch Ty packte sie am Arm. Es war, als sei man in einem Spinnennetz gefangen – ein kaum spürbares Gefühl, doch Em konnte es einfach nicht abschütteln. So hatte Ty bestimmt auch Chase ausgetrickst. Heiß machen, in Bann ziehen, umbringen. Ty blitzte immer wieder vor Ems Augen auf und verschwand dann wieder. Ihr wurde ganz schwindelig, so als starrte sie die ganze Zeit auf eine Discokugel.
    »Du kannst nicht entkommen«, sagte Ty ruhig, »aber vielleicht gibt es eine andere Möglichkeit, die Sache in Ordnung zu bringen.« Einen Augenblick lang verlor Em sich in Tys grünen Augen. Sie betrachtete sie von oben bis unten, fasziniert von ihrem bodenlangen weißen Kleid im Griechen-Look. Es hatte gedrehte Träger mit eingeflochtenen Goldfäden. Das rote Haar schien auf ihren Schultern zu züngeln. Und sie flackerte irgendwie. »Folge mir jetzt. Oder bleib da – damit sie mit dir machen, was sie wollen. Wer weiß, was dann passiert.«
    Em fror am ganzen Körper. Sie konnte kaum atmen. Als würde eine Faust ihr die Lunge zusammenpressen. Sie ging rückwärts, hatte jedoch das Gefühl, in etwas hineinzulaufen, in jemanden. Sie schrie. »Hilfe! Bitte! Hilft mir denn niemand?!«
    »Es kann dich keiner hören«, sagte Ty in besänftigendem Tonfall, als spräche sie mit einem Kleinkind. »Letzte Gelegenheit. Folge mir, wenn du am Leben bleiben willst.«
    Die Tränen brannten Em in den Augen und in ihrem Kopf drehte sich alles. Warum sollte Ty ihr plötzlich helfen wollen? Das ergab keinen Sinn! Und dennoch hatte sie keine andere Wahl: keinen Ort, an den sie gehen konnte, niemanden, der ihr half. Auf ihren Lippen lag eine Schicht aus Salz und Schmutz. »In Ordnung«, sagte sie mit erstickter Stimme. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. »In Ordnung.«
    Ty sauste den dunklen, scheinbar ausweglosen Gang entlang. Sie lief so schnell, dass Em rennen musste, um mit ihr Schritt zu halten; Tys weiß-goldenes Kleid wie ein Leuchtfeuer auf dem Weg vor sich. Em warf einen kurzen Blick über die Schulter. Sie war sich sicher, zwei Gestalten an der Tür vorbeihuschen gesehen zu haben, durch die sie gerade gekommen waren. Ali und Meg. Sie hatten sie abgehängt, wenigstens für den
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