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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung
Autoren: Sven Böttcher
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seiner Assistentin, gern hier arbeitete und das Klima schätzte – sowohldas der Insel als auch das betriebliche. Die Kollegen seien nett, jedenfalls die meisten.
    »Privates fällt demnach nicht unter das Schweigegelübde?«, sagte Mavie und war erleichtert, dass Sandra lachte.
    »Nein«, sagte sie. »Solange es nicht nach draußen dringt.«
    Sandra ging voraus, zog ihre Keycard durch den Schlitz neben dem Seiteneingang des Hauptgebäudes und führte Mavie durch einen langen Korridor nach rechts, zu den Fahrstühlen. Mavie sah sich um, und Sandra erklärte ihr, während die Fahrstuhltüren aufglitten, oben befänden sich fast ausschließlich die Räume der Verwaltung sowie die Büros von Gerrittsen und seinen Abteilungsleitern.
    Auf der Stockwerkleiste des Fahrstuhls befanden sich fünf Knöpfe. EG , 1 und drei Kellergeschosse. Sandra drückte auf »-2«.
    In dem etwa zehn mal zehn Meter großen Raum, den sie nach kurzem Marsch durch einen unterirdischen Korridor erreichten, standen neben vier Schreibtischen und diversen großformatigen Servern fünf Männer vor einem großen, frei schwebenden Display, leise murmelnd vertieft in die Betrachtung eines impressionistischen Gemäldes aus silbernen und schwarzen Flecken vor sandfarbenem Hintergrund. Jedenfalls sah es für Mavie im ersten Augenblick so aus, von der Tür aus, durch die Sandra sie in den Raum führte.
    Eine unsichtbare Hand zoomte in eine höhere Auflösung, und auf den zweiten Blick erkannte Mavie, was das Bild tatsächlich zeigte. Aluminiumschnipsel im Sand. Sehr viele Aluminiumschnipsel, verteilt auf einer Wüstenfläche, die etliche Quadratkilometer groß sein musste. Sie hatte von der Idee gehört, denn sie gehörte zu den beliebteren Steckenpferden der globalen Geoingenieure, aber sie hatte nicht gewusst, dass tatsächlich jemand im großen Stil damit experimentierte.
    Einer der Männer, in dunkelgrauem Anzug, drehte sich zu den beiden eintretenden Frauen um, im nächsten Augenblick war der Bildschirm urplötzlich verschwunden, und auch die anderen Männer wandten sich Sandra und Mavie zu. Keines der Gesichter blickte freundlich.
    Sandra wollte eben zu einer Erklärung ansetzen, als der Mann im grauen Anzug begriff, wer die hübsche junge Frau war, die sieihm mitgebracht hatte. Sein finsterer Gesichtsausdruck wich einem breiten Grinsen.
    »Ah. Frau Heller«, sagte Gerrittsen und kam auf Mavie zu, eine große Hand in ihre Richtung ausstreckend. Mavie nahm sie und lächelte.
    »Freut mich sehr«, sagte sie.
    Er war fast kahl und kleiner, als sie erwartet hatte. Sie hatte sich seine im Netz verfügbaren Vorträge angesehen, aber dabei hatte er natürlich immer auf einem Podest gestanden und natürlich immer allein. Zudem lagen die Vorträge schon eine Weile zurück, und bei allen hatte er noch Haare auf dem Kopf gehabt.
    Sie ging unauffällig ein bisschen in die Knie, um ihn mit ihren einssechsundsiebzig nicht zu überragen. Das änderte aber nichts daran, dass er zunächst einmal erfreut ihre Brüste begrüßte.
    »Wie schön, wie schön. Sehr erfreulich.« Er sah ihr endlich in die Augen. »Fritz schwärmt ja sehr von Ihnen.«
    Mavie bemerkte die Blicke, die die anderen Männer austauschten. Das fing ja gut an. Sie war noch keinem von ihnen vorgestellt worden, und schon hatte sie ihren Stempel weg. Blond, schlank, sportlich, 70 C. Eine von Eiseles Gespielinnen und demnächst die vom Boss. Solange wir nicht mit der arbeiten müssen: kein Problem.
    Sie lächelte weiter. »Er sagte, Sie brauchen jemanden, der um die Ecke denken kann – da konnte ich nicht Nein sagen.«
    Immerhin. Die Herren hinter Gerrittsen sahen jetzt in ihre Richtung und schienen zumindest bereit, ihr endgültiges Urteil zu verschieben. Vielleicht war sie nicht bloß hübsch, sondern auch noch gefährlich.
    »Sehr gut«, sagte Gerrittsen. »Sehr gut. Recht hat er. Aber das ist ja bei ihm nicht ungewöhnlich. Wenn Sie so gut sind, wie er sagt, werden wir viel Freude miteinander haben.«
    Mavie lächelte weiter. Gerrittsen machte es ihr nicht leicht.
    Er entließ Sandra mit einer Handbewegung, dann wandte er sich den anderen Herren zu und stellte sie Mavie vor. Die beiden Forscher in den weißen Laborkitteln hießen Holger Sandhorst und Hugo Sastre, beide waren Geoingenieure, der kleinere Mann dazwischen, aus dessen Kittel der Kragen eines schwarzen Rollis lugte, war Thilo Beck, zuständig für »Architektur und Design«. Den Anzugträger, einen gewissen Edgar Sawyer, bezeichnete
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