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PR2616-Countdown für Sol

PR2616-Countdown für Sol

Titel: PR2616-Countdown für Sol
Autoren: Arndt Ellmer
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Einsatzagenten des LFT so wenig Risiken ausgesetzt wurden, wie sich im Rahmen ihrer Aufträge erreichen ließ. Kam es dennoch zu einem Unfall – oder wie in diesem Fall zu einem Mord –, setzte der Terranische Liga-Dienst alles daran, die Ursachen so rasch und so gründlich wie möglich aufzuklären. Und wen die erbarmungslose Maschinerie des besten Geheimdienstes der Galaxis erst einmal im Visier hatte ... nun, der sollte die Minuten und Stunden zählen, die er noch in Freiheit verbringen durfte.
    Kurt krümmte sich. »Stendal, ich tue alles, was getan werden muss. Ich ziehe die besten Leute zusammen, die momentan zur Verfügung stehen. Garhad, Enko und noch ein paar andere. Aber ...«
    »Aber?«
    Kurt zögerte mit einer Antwort.
    »Was aber, Kurt?«
    »Es ist Gia«, presste Kurt Datschew hervor. »Sie genehmigt keinen Einsatz. Sie meint, dass keine Priorität gegeben sei und sich die lokalen Ordnungstruppen um den Vorfall kümmern sollten. Unsere Leute seien momentan zu sehr gebunden.«
    Kurt kramte wieder in seinen Unterlagen. »Da sind ihre Anweisungen. Sie verweist auf circa ein Dutzend Brandherde, auf einen bevorstehenden Schlag gegen die Galactic Guardians, auf einen Einsatz in der Eastside. Außerdem ... Halt! So warte doch!«
    Stendal hörte nicht mehr, was ihm Kurt Datschew nachrief. So schnell ihn seine langen Beine trugen, eilte er zum Antigravlift. Diesmal brachte Gia das Fass zum Überlaufen.
    »Achtundneunzigstes Stockwerk! Prioritätstransport!«, schrie er in den leeren Aufzug, der in diesen Bereichen anstelle von Antigravs genutzt wurde.
    Während er in die Tiefe hinabsank, sah der TLD-Agent die blutigen Teile des zerlegten Körpers seines Freundes vor seinen Augen. In seinem Mund spürte er den schalen Geschmack des Erbrochenen. Kalter Schweiß bedeckte sein Gesicht, und ihm fröstelte. Doch über all diesen Empfindungen hing ein Gefühl, das er selten zuvor so intensiv gespürt hatte: Hass.
     
    *
     
    »Warte! Gia ist in einer Trivid-Konferenz! Du kannst doch nicht einfach so reinplatzen!«
    Stendal achtete nicht auf die dralle Brünette, die ihn im Vorzimmer der TLD-Chefin aufhalten wollte. Er schob sie grob beiseite, gab auf ihrem Multi-Terminal einen nur wenigen Leuten bekannten Kode ein und schlüpfte durch den sich öffnenden Eingang zum Allerheiligsten. Schwer atmend stürzte er zum Schreibtisch, hinter dem Gia de Moleon gerade konzentriert mehrere Holos betrachtete.
    Das Jaulen einer Alarmsirene erklang, und mehrfach gestaffelte Schutzschirme bauten sich rings um den Arbeitsplatz der Chefin des Terranischen Liga-Dienstes auf.
    Sie hob den Kopf. »Was zum Teufel ...«
    »Ja! Was zum Teufel ist hier los?« Stendal brüllte. »Einer unserer besten Männer stirbt im Einsatz, und unsere Chefin lehnt es ab, Nachforschungen zu betreiben? Ist das deine Vorstellung von Solidarität?«
    Emotionslos lehnte sich Gia de Moleon zurück. Mit einem Fingerschnippen desaktivierte sie die Holos und bedeutete den hereinstürmenden Sicherheitstruppen in ihren aktivierten SERUNS, den Raum wieder zu verlassen.
    Gia wirkte nach der ersten Überraschung kühl wie immer. »Setz dich, Stendal.«
    »Ich will mich verdammt noch mal nicht setzen! Ich will aus deinem Mund hören, dass du es ablehnst, den Mord an Otmar Leo zu klären. Einem unserer besten Männer. Ein Mann, der seinen Arsch für die Liga riskiert, während du hier wie eine fette Spinne im Netz sitzt!«
    Gia presste ihre Lippen aufeinander, bis sie einem blutlosen weißen Strich ähnelten.
    Die Augen ihres Agenten zeigten unverhohlen seine Abneigung. Sie sollte wissen, was er von ihr und ihrem Führungsstil hielt. Er galt als ruhig, fast steif, und er hatte Gia niemals Gelegenheit gegeben, sich über ihn zu beschweren. Doch jetzt ...
    Sie griff in eine Schüssel, holte eine Nuss heraus und knackte sie. Eine kleine, aber bewusste Geste, um die Spannung zu entschärfen.
    Und es funktionierte. Stendals Blick flackerte. Er wusste mit einem Mal wieder, wo er sich befand: im Allerheiligsten des Terranischen Liga-Dienstes, im achtundneunzigsten Stockwerk unterhalb der Erde, dessen Existenz in der breiten Bevölkerung ein von Legenden umranktes Geheimnis darstellte. Er hatte ein gutes Dutzend Gesetze, Vorschriften und Sicherheitsbestimmungen gebrochen, als er hereingestürmt war. Fahrig ordnete er seine fast weißen Haare.
    »Setz dich, Stendal«, wiederholte die Liga-Chefin ihre Aufforderung mit sonorer Stimme. Sie schaltete mit einer kurzen Handbewegung die
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