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PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit

PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit

Titel: PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit
Autoren: Rüdiger Schäfer
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nicht. Der trostlose Anblick, den die Insel bot, war nichts, an das man auch in den eigenen vier Wänden erinnert werden wollte.
    Immer wieder tastete Rhodans rechte Hand nach dem Zellaktivator in seiner Hosentasche. Er musste aufpassen, dass sich das nicht zu einer Marotte entwickelte. Seit er die Erde verlassen und sich auf die gefährliche Reise zum Mond begeben hatte, hatte er eine ganze Reihe von Wundern geschaut und wahrscheinlich Unglaublicheres erlebt als die meisten Menschen zusammengenommen. Doch gegen das, was er da als unscheinbares Schmuckstück mit sich trug, verblassten die Ereignisse des letzten Jahres beinahe zur Bedeutungslosigkeit.
    Rhodan wusste noch immer nicht, ob er Atlan dankbar sein oder ihn verfluchen sollte. Einmal erschien es ihm, dass der Arkonide ihm mit dem Gerät das wertvollste Geschenk gemacht hatte, das man einem Lebewesen überhaupt machen konnte. Dann wieder hatte er das Gefühl, dass der ehemalige Admiral der Imperiumsflotte den Aktivator jedem aufdrängte, der sich nicht schnell genug in Sicherheit brachte.
    Ich will nicht unsterblich sein und für immer auf das Leben zurückschauen müssen, das ich geführt habe.
    Diese Worte, die Stiqs Bahroff kurz vor seinem Tod gesprochen hatte, gingen ihm nicht aus dem Kopf? Was hatte die Unsterblichkeit dem Halbarkoniden angetan?
    Rhodan umschloss den Aktivator mit seinen Fingern und lauschte in sich hinein. Hörte er da nicht ein leises Geräusch in seinem Geist, das er nie zuvor bemerkt hatte? Ein schwer zu beschreibendes Geräusch, das ihn an weißes Rauschen erinnerte, fast so, als würde ein Funkempfänger einen kodierten Spruch empfangen, den er nicht entschlüsseln konnte.
    In der nächsten Sekunde war da nichts mehr. Nur die warme, glatte Oberfläche eines Objekts, das unendlich viele Fragen aufwarf und keine einzige Antwort bereithielt.
    Glaubte Atlan wirklich, dass er, Rhodan, das ewige Leben verdient hatte? War der Entschluss, den Aktivator an Rhodan auszuhändigen, sein eigener gewesen, oder steckten seine mysteriösen Auftraggeber dahinter? Woher stammte das Gerät, das anders aussah als jenes, das er auf Wanderer erhalten und an Crest weitergegeben hatte?
    Rhodan schüttelte unwillkürlich den Kopf. Er war noch nie jemand gewesen, dem es an Selbstvertrauen gemangelt hatte, doch innerhalb kürzester Zeit hatte man ihm nun bereits zum zweiten Mal die Unsterblichkeit offeriert. Einem Außenstehenden mochte es töricht, womöglich sogar arrogant vorkommen, aber Rhodan wollte mehr wissen. Warum ausgerechnet er? Was sah eine für den menschlichen Verstand nicht begreifbare Entität wie ES in ihm? Welche Ziele verfolgte ein zehntausendjähriger Arkonide, wenn er etwas so Außergewöhnliches wie das ewige Leben einem Mann schenkte, den er bestenfalls oberflächlich kannte?
    Belüg dich nicht selbst, dachte Rhodan bitter. Die wahre Frage lautet, ob du tatsächlich misstrauisch bist oder einfach nur Angst hast! Du fürchtest dich vor dem, was der Aktivator möglicherweise aus dir macht.
    Er war noch vergleichsweise jung, hatte nicht einmal die vierzig erreicht. In seinem Alter machte man sich noch keine tiefschürfenden Gedanken über den Tod. Hinzu kam, dass er einen gesunden und durchtrainierten Körper besaß. Gab es einen besseren Zeitpunkt, den natürlichen Verfall zu stoppen? Gab es eine elektrisierendere Aussicht als die, sich in alle Ewigkeit so stark und lebendig zu fühlen wie in diesem Augenblick?
    Warum hängst du dir den Aktivator nicht einfach um?, flüsterte es verführerisch in seinen Gedanken. Du gehst damit kein Risiko ein. Du kannst ihn jederzeit wieder ablegen.
    Rhodan zog die leere Hand aus der Hosentasche. Nein! Er war noch nicht so weit. Und er wusste auch nicht, ob er jemals so weit sein würde.
    Vor ihm lag eine verlassene Straßenschlucht. So etwas wie einen Bürgersteig für Fußgänger gab es nicht. Stattdessen führten Stufen auf eine Art Trasse hinauf, die wenige Meter über der Fahrbahn verlief. Rhodan war diese Form der Architektur bereits bekannt. Auch sie zollte dem allgemeinen Platzmangel auf Ghewanal Tribut.
    Offenbar waren sie nach ihrem Aufstieg aus der Unterwelt irgendwo in den Randbereichen der Insel herausgekommen. Aus Richtung des nahen Ozeans, der fast ganz Artekh 17 bedeckte, wehte eine kaum merkliche Brise und brachte den unangenehmen Geruch von Chemikalien mit. Schon kurz nach der Landung auf Ghewanal war den Gefährten klar geworden, dass man es hier praktisch mit einer inselgroßen
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