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PR 2649 – Die Baumeister der BASIS

PR 2649 – Die Baumeister der BASIS

Titel: PR 2649 – Die Baumeister der BASIS
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Weltengeißel verschaffte.
    Kaowen war es nicht vergönnt, zu schreien oder seinen Schmerz in irgendeiner anderen Form zu artikulieren. Er war umgeben von Pein und durchdrungen von ihr – und zugleich hilflos, diesem Empfinden völlig ausgeliefert.
    Was konnte er tun, wie sollte er sich wehren?
    Der Protektor suchte engsten Kontakt zu QIN SHI, dessen mentale Substanz ihn umgab, womöglich auch durchdrang. Er wollte die Superintelligenz als Blitzableiter verwenden; doch sie ließ ihn erbarmungslos abprallen. Er war für eine Weile nicht wichtig genug für sie. Andere Dinge forderten ihre Aufmerksamkeit; vor allem ihr Verlangen nach Nahrung – und die Frage, wie sie ihre Bedürfnisse möglichst rasch stillen konnte.
    Für eine Weile verflachte der Schmerz, und Kaowen war wieder in der Lage, vernünftige Gedanken zu fassen. Da war das vage Gefühl, gemeinsam mit QIN SHI in der unmittelbaren Umgebung der Weltengeißel zu treiben und den Aufbau einer energetischen Sphäre um sich zu spüren. Jenen düsterroten und halb transparenten Bereich mit einem Durchmesser von etwa fünfhundert Kilometern, der die Weltengeißel während einer Transition schützte.
    Kaowen machte Erfahrungen durch, die so seltsam und so fremdartig waren, dass er kaum die passenden Begriffe dafür fand. Er meinte, Teile des hyperenergetischen Spektrums fühlen zu können, die die Sphäre ausmachten. Sie waren nicht ... gesund. Sie waren bloß ein Flickenteppich, ein Abklatsch jenes sauberen energetischen Bilds, das sie einst gezeigt hatte.
    Er war nicht in der Lage, die Fehlerhaftigkeit der Spektrumsbilder zu verstehen, geschweige denn sie zu analysieren. Er konnte bloß Vergleiche treffen, die gewiss schief waren – aber wen kümmerte das? Er musste sich eine Art Realität zurechtzimmern, wollte er zumindest diese Phase seiner Existenz bei klarem Verstand überstehen.
    Also dachte er: Es ist, als hörte ich eine über Dutzende Relaisstationen übermittelte Nachricht ab, die durch Interferenzen auf hyperenergetischer Basis gestört wird. Es knackst und kracht, die Texte sind kaum mehr als solche verständlich, ich kann sie nur mit viel Phantasie erkennen. Die Schutzwirkung dieser Sphäre ist ineffizient, phasenverschoben, störanfällig, kaum mehr funktionstüchtig. Sie erfüllt – aus der Sicht einer Superintelligenz – gerade noch ihren Zweck. Für uns einfache Wesen hingegen wirkt sie nach wie vor wie ein wahres Wunderwerk. Wie ein magisches Schauobjekt ...
    Die Transition passierte. Die Weltengeißel war unterwegs zum nächsten unplanmäßigen Aufenthaltsort, um Aktivierung zu erhalten. Um Nahrung für QIN SHI zu besorgen.
     
    *
     
    Zeit verging. Verging Zeit?
    Protektor Kaowen durchlitt weitere Phasen der Qual und einige wenige der Erholung, in denen ihm sein Schicksal als körperloses Etwas, als achtlos ausgespuckte Ahnung von Leben bewusst gemacht wurde. Es war demütigend, über rein gar nichts bestimmen zu können und der Willkür eines anderen ausgeliefert zu sein.
    QIN SHI unternahm sein Bestes, ihn seine Unzufriedenheit spüren zu lassen, während die Weltengeißel im Orbit einer Welt dahintrieb und endlich die heiß ersehnte Aktivierung stattfand.
    Auf dem Gasriesen Qhartiq lebten muschelförmige Intelligenzen namens Gitts, die mit den Neon- und Asparitigo-Stürmen in den obersten Schichten der Welt dahintrieben, um ab und zu tiefer und in die Flüssig-Stickstoffschichten einzutauchen. Sie waren reizbar und streitbar und stellten der Weltengeißel ihren unbändigen Hass entgegen. Doch gegen die Kräfte, die während der Aktivierung freigesetzt wurden, konnten sie nichts ausrichten. Die Gitts wurden ausgelutscht.
    In jenem Maße, in dem es QIN SHI besser ging, verloren sie an mentaler Kraft. Immer mehr Gitts ergaben sich der Besinnungslosigkeit und trudelten unkontrolliert dahin, ohne sich der Wucht der Stürme zu erwehren, die sie normalerweise zu ihren Gunsten nutzten. Sie glitten in eine Bewusstseinsstasis. Trieben nur noch dahin. Fielen tiefer und ertranken, erstickten in der trüben Stickstoff-Brühe oder wurden zwischen Windmauern zerquetscht.
    Das Sterben dauerte 37 Stunden, wie immer. Dann war QIN SHI gespeist worden, Qhartiq nahezu entvölkert. Die Superintelligenz hatte einen Genozid verursacht, von dem sich die wenigen Überlebenden niemals wieder erholen würden.
    Doch QIN SHI war noch längst nicht satt. Er trieb die Weltengeißel an, eine weitere Welt aufzusuchen und eine weitere Aktivierung vorzunehmen, während
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