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Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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darauf.« Sie lächelte ein bisschen. »Am Tag, an dem Sie mich hier in der Bibliothek besuchten, hatte ich gerade erfahren, dass mein Sohn sicher in Indien angekommen war. Er weilt in Dharamsala, zusammen mit der tibetischen Exilregierung, sehr gut geschützt. Jetzt kann er aufwachsen und sich einer ordnungsgemäßen Ausbildung unterziehen, damit er seine Stellung als neunzehnter Rinpoche einnehmen kann. In absentia. Sicher vor den Chinesen.«
    »Demnach besteht nicht mehr die Notwendigkeit, diese erfundene Geschichte, dass Sie Ihr Kind ermordet haben, aufrechtzuerhalten.«
    »Genau. Und infolgedessen besteht keine Notwendigkeit, dass man mich noch länger im Mount Mercy festhält.«
    »Aber damit Sie die Erlaubnis erhalten, zu gehen, müsste man Ihnen die geistige Zurechnungsfähigkeit bescheinigen.«
    Constance neigte den Kopf.
    »Was bedeutet, dass Sie mich von Ihrer geistigen Gesundheit überzeugen müssen.«
    »Das ist richtig. Aber da ist auch noch die zweite Antwort, von der ich sprach. Indem ich Sie von meiner geistigen Gesundheit überzeuge, würden sich die quälenden Zweifel in Ihrem eigenen Geist lösen. Wenn Sie wüssten, dass ich die Wahrheit sage, würde es Ihnen helfen, die Widersprüche in meiner Geschichte aufzuklären – Widersprüche, von denen ich weiß, dass sie Sie belasten.«
    Also mochte sie ihn doch – auf die eine oder andere Weise. Zumindest hatte sie seinen inneren Kampf bemerkt und sich daher seiner erbarmt. In der darauffolgenden Stille wurde Felder klar, dass er sich – im Licht all der neuen Informationen – Argumente für die Aufhebung von Constances Einweisung überlegte. Mit wachsendem Entsetzen ging ihm aber auf, dass nichts, was sie ihm gerade gesagt hatte, als Beweis dafür taugte. Es würde auch nicht annäherungsweise in einer gerichtlichen Anhörung Bestand haben. Er müsste sich selber einen Weg durch den juristischen Irrgarten suchen – und den Irrgarten, der darin bestand, nachzuweisen, dass das ferne Kind in Indien ihres war. Aber er wusste, er war es Constance schuldig … und mehr. Wenigstens der Nachweis, dass das Kind lebte, dürfte recht unkompliziert sein – dank der modernen DNA-Testverfahren.
    Er hatte noch so viele Fragen, von denen er, wie er selbst merkte, nicht einmal eine formulieren konnte. Stattdessen wurde ihm klar, dass er eine Weile brauchen würde, all das Gehörte zu verarbeiten. Es wurde Zeit zu gehen.
    Er nahm die beiden Briefumschläge zur Hand und hielt den alten, vergilbten Constance hin. »Dieser gehört rechtmäßig Ihnen.«
    »Ich wäre glücklicher, wenn ich ihn in Ihrem Besitz wüsste.«
    Felder nickte. Er steckte beide Kuverts in seine Jacketttasche und stand auf. Er ging aber noch nicht, sondern zögerte einen Moment. Eine wichtige Frage war noch zu klären.
    »Constance.«
    »Ja, Doktor?«
    »Das, ähm, Arkanum. Wann haben Sie aufgehört, es einzunehmen?«
    »Als mein erster Vormund, Dr. Leng, getötet wurde.«
    Er zögerte. »Hat es Sie je gestört?«
    »Was?«
    »Das – entschuldigen Sie, ich weiß nicht, wie ich das auf zartfühlende Weise ausdrücken soll – das Wissen, dass Ihr eigenes Leben durch die Ermordung unschuldiger Menschen künstlich verlängert wurde?«
    Constance betrachtete ihn mit ihren tiefen, unergründlichen Augen. In der Kapelle schien es sehr still zu werden.
    »Kennen Sie«, fragte sie schließlich, »das Zitat von F. Scott Fitzgerald: Die Prüfung einer erstklassigen Intelligenz ist die Fähigkeit, zwei gegensätzliche Ideen im Kopf zu behalten und weiter zu funktionieren? «
    »Ich habe davon gehört, ja.«
    »Denken Sie einmal darüber nach. Ich war ja nicht nur die Nutznießerin von Dr. Lengs Experimenten. Ich wurde das Mündel des Mannes, der meine Schwester ermordet und verstümmelt hatte. Ich habe mehr als hundert Jahre unter seinem Dach gelebt, habe seine Bücher gelesen, seine Weine getrunken, seine Speisen gegessen, mich an den Abenden angenehm mit ihm unterhalten – obgleich ich die ganze Zeit wusste, wer er war und was er meiner Schwester angetan hatte. Ein seltener Fall von gegensätzlichen Ideen, würden Sie nicht auch sagen?«
    Sie hielt inne. Felder war ergriffen vom ungewöhnlichen Glitzern in ihren Augen – aber was drückte sich darin aus? Er konnte es nicht sagen.
    »Also frage ich Sie, Doktor, bedeutet das, dass ich eine erstklassige Intelligenz habe oder dass ich geistesgestört bin?« Sie hielt inne, ihre tiefen Augen funkelten. »Oder … beides? «
    Und dann bedeutete sie ihm mit
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