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Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Titel: Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition)
Autoren: Martina Kempff
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vor.
    »Ja, das wissen wir jetzt auch. Vom Hotel aus hat sie Diana
angerufen und sich mit ihr hinter der Ecke verabredet; als Gaby war sie mit
Diana ja schon zweimal gefahren. So ist sie auf die Kehr gekommen, wo sie dich
dann getroffen hat.«
    »Und nach dem Mord an mir sollte Diana sie wieder in Kronenburg
absetzen?«, frage ich ungläubig.
    »Nein«, sagt Marcel. »Wir haben später das rote Rennrad im Wald
gefunden, das muss sie irgendwann dort abgestellt haben.«
    Ich weiß schon, wann. Nach unserer ersten Begegnung im Wald muss Gaby als Cora den Zettel für mich sofort bei der Sekte
abgegeben haben. Vermutlich hatte sie sich nicht einmal ganz abgeschminkt, nur
die Perücke abgesetzt und sich das Schönheitspflaster auf die Nase geklebt. So
was reicht als Beschreibung. Sehr raffiniert.
    Im allgemeinen Wirbel um das neue Tor hat sie sich wohl des Rennrads
bemächtigt und es im Wald versteckt. Jetzt musste sie nur noch das Auto und die
Perücke in Kronenburg loswerden. Die Rezeption vom Zimmertelefon aus bitten, nicht
gestört zu werden, und als Cora wieder rausschleichen. Generalstabsmäßig
geplant.
    »Wir hatten sie verloren«, fährt Marcel fort und zupft sich das Hemd
faltig. »Und keine Ahnung, wo und ob sie sich mit dir verabredet hat. Auf
deinem Handy war nur die Mailbox erreichbar. Schaff dir endlich ein neues an,
der Akku ist zu schnell platt. Also fuhren wir wieder auf die Kehr.«
    Er kämpft mit seiner Krawatte und deutet verzweifelt auf den
zusammengezurrten Knubbel am Hals. Ich binde ihm einen wunderschönen Windsorknoten.
    »Danke, dass ihr rechtzeitig da wart!«
    »Ich bin wie der Teufel gefahren.«
    Darin hat er zum Glück reichlich Übung. Er berichtet, wie sie meinen
Wagen am Hochwasserbehälter entdeckt hatten.
    »Er war wieder mal nicht abgeschlossen«, sagt er vorwurfsvoll.
    »Zum Glück, sonst hättet ihr Linus nicht so schnell rauslassen
können«, gebe ich zurück. »Irgendwie erinnere ich mich daran, dass Josef die
Cora, ich meine die Gaby, festgenommen hat. Als Zivilist durfte er das doch gar
nicht!«
    »Ich als belgischer Polizist in Uniform hätte das auf keinen Fall
gedurft. Ich hätte die Euskirchener Polizei anrufen und untätig auf sie warten
müssen.«
    »Und Josef ist kein Polizist mehr.«
    »Er hat Paragraf 127 der deutschen Strafprozessordnung angewandt.«
    »Was ist das denn?«
    »Eine Bürgerfestnahme. Hättest du auch tun können, wenn du gekonnt
hättest.«
    »Ich habe auf der ganzen Linie versagt«, gestehe ich. Mir fällt
etwas ein: »Du hast vorhin gesagt, dass dir eine Sache rätselhaft ist. Welche?«
    »Wie konnte sie sich so schnell von Gaby in Cora verwandeln? Ich
meine, das müssen ja nur Minuten gewesen sein! Und wie hat sie das mit der
Augenfarbe gemacht?«
    Ich lache.
    »Ach, ihr dusseligen Männer«, erwidere ich. »Von Cora zu Gaby wäre
ein Zeitproblem gewesen. Aber zum Abschminken braucht man nur Sekunden! Und
farbige Kontaktlinsen lassen sich sehr schnell herausnehmen.«
    Marcel schüttelt den Kopf.
    »Weibervolk«, murmelt er, und dann verlasse ich mit dem perfekt
gekleideten Polizisten mein Haus. Ohne abzuschließen natürlich.
    Die Tür der Einkehr steht sogar weit
offen.
    »Nach allem, was hier passiert ist, seid ihr immer noch so
leichtsinnig«, schimpft Marcel.
    Ich höre Hein in der Küche reden und lege einen Finger auf die
Lippen.
    »Psst«, flüstere ich, »alles, was hier passieren kann, ist nach
Murphys Gesetz schon passiert. Also können wir jetzt wieder unsere Türen offen
lassen und in Frieden leben. Was meinst du, warum ich nicht mehr in der
Großstadt wohnen will? Verbrechen an jeder Ecke. Psst, Marcel, lass uns mal
lauschen.«
    Wir schleichen in den Flur.
    »Eiben«, doziert Hein gerade, »werden oft auf Friedhöfen und ums
Haus gepflanzt. Sie sollen vor Hexen und bösen Geistern schützen. Eine Eibe
fällen soll Unheil bringen.«
    Eiben stehen lassen kann das auch, denke ich und stoße die Küchentür
weit auf.
    Am Tisch sitzen meine Freunde und ein fremder dunkelhaariger Mann.
Ein Exemplar, das man in unseren Eifeler Breiten selten antrifft. Etwa Mitte
vierzig, durchtrainiert, braun gebrannt, lustige Lachfältchen um die Augen,
außerordentlich adrett.
    Und sehr höflich. Jedenfalls steht er als Einziger auf, als ich in
die Küche rausche.
    »Wie schön, dass es dir wieder gutgeht, Katja«, begrüßt mich Hein.
»Weißt du, was Eibe auf Englisch heißt? Alles andere versteht er. Das ist
David. David, das ist Katja.«
    Der Mann hat einen
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