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Palast der sinnlichen Traeume

Palast der sinnlichen Traeume

Titel: Palast der sinnlichen Traeume
Autoren: Kate Hewitt
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Khaled nichts bedeutet. Warum vergaß sie das immerzu? Warum leugnete sie die offenkundige Wahrheit und versuchte einen Sinn zu finden, wo es gar keinen gab? „Danke“, stieß sie hervor und verstummte dann.
    Khaled sagte nichts, sah sie nur an. Sein Blick wanderte über ihr Haar, ihr Gesicht, ihr Kleid. „Du hast dich nicht verändert“, murmelte er leise, fast traurig.
    Überrascht von dem Satz, der wie ein Geständnis klang, sprudelte es aus Lucy heraus: „Du schon.“
    Khaled erstarrte. Seine Miene verhärtete sich. „Ja, das habe ich.“
    „Khaled …“ Sie streckte die Hand aus, dann ließ sie sie wieder sinken. Sie wollte nicht betteln. „Ich würde gerne mit dir sprechen.“
    Fragend zog er eine Augenbraue hoch. „Tun wir das nicht gerade?“
    „Nicht jetzt“, erwiderte sie rasch und wünschte auf einmal, das Gespräch nicht in diese Richtung gelenkt zu haben. „Morgen. Vielleicht können wir eine Zeit ausmachen?“ Wieder verstummte sie, weil Khaled sie einfach nur anschaute, die Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst.
    „Ich denke, wir haben einander nichts mehr zu sagen, Lucy.“
    Erschrocken stellte sie fest, dass in seiner Stimme wieder jene merkwürdige Traurigkeit mitschwang. „Ich sehe das anders. Ich brauche nur ein paar Minuten deiner Zeit, Khaled. Es ist sehr wichtig.“
    Als er den Kopf schüttelte, verspürte sie einen Anflug von Wut in sich aufsteigen. Sie war nicht den weiten Weg nach Biryal gekommen, um sich nun wieder unverrichteter Dinge fortschicken zu lassen. War er denn nicht gewillt, ihr auch nur den kleinen Finger zu reichen? Würde sie sich immer wie eine Bettlerin vorkommen, wenn es um Prinz Khaled el Farrar ging?
    „Nur ein paar Minuten“, wiederholte sie und marschierte dann, ohne ihm Zeit für eine Antwort zu geben, an ihm vorbei. Ihre Schulter streifte die seine. Die Berührung sandte einen Schauer über ihren Rücken. Ihre Nervenenden schienen zu vibrieren. Hastig eilte sie zurück in den Palast.
    In dieser Nacht schlief Lucy nicht gut. Die alten Träume von früher suchten sie wieder heim und plagten sie mit der Frage, was hätte sein können. Khaled lebte in diesen Träumen und eroberte ihr Herz. Khaled, der über einen dummen Witz lachte, den sie erzählt hatte, den Kopf in den Nacken geworfen, sodass seine weißen Zähne aufblitzten. Khaled, der vom Spielfeld kam, einen Arm lässig und doch besitzergreifend um ihre Schultern gelegt. Khaled, der ihr vom anderen Ende seiner Penthousesuite ein atemberaubendes Lächeln schenkte.
    Komm her, Lucy, komm zu mir.
    Und sie kam, willenlos. Denn sobald es um Khaled ging, hatte sie nie das Gefühl, eine Wahl zu besitzen.
    Mit einem leisen Fluch auf den Lippen schob Lucy die Decken beiseite und stand auf. Die Sonne ging gerade auf, ein zitronengelber Ball am blauen Himmel.
    Auf diesen Tag hatte sie gewartet, seit sie von dem Freundschaftsspiel gehört hatte. Heute würde sie Khaled erzählen, dass er Vater war.
    Sie schlüpfte in ihren Trainingsanzug, den sie bei ihrer Arbeit als Physiotherapeutin immer trug. In Gedanken jedoch war sie bei der Frage, wie Khaled wohl auf die Neuigkeiten reagieren würde. Würde er es abstreiten? Würde er jede Verantwortung ablehnen? Viel mehr Möglichkeiten wollten ihr nicht einfallen. Man konnte einem Mann nicht sein Vertrauen schenken, der einen ohne ein einziges Wort verlassen hatte. Und weil Khaled so kommentarlos gegangen war, konnte sie sich nicht vorstellen, dass er irgendein Interesse an seinem unehelichen Kind hatte.
    Das war auch nicht was sie wollte; darum ging es ihr nicht. Es ging ihr darum, dass Khaled die Wahrheit erfuhr. Er hatte ein Anrecht darauf, ebenso wie sie glaubte, vor vier Jahren ein Recht auf ein Abschiedswort gehabt zu haben. Heute wollte sie die Sache ein für alle Mal beenden. Diesmal würde sie diejenige sein, die hoch erhobenen Hauptes ging.
    Entschlossen nickte sie ihrem Spiegelbild zu, dann verließ sie ihr Zimmer und gesellte sich zu der Mannschaft.
    Das erst vor wenigen Monaten fertiggestellte Rugbystadion war ein beeindruckendes Bauwerk aus Glas und Stahl am Stadtrand von Lahji. Es besaß die perfekte Form einer Ellipse, sodass die Decke über dem Spielfeld zu schweben schien.
    „Wir haben zwanzigtausend Sitzplätze“, erklärte Yusef stolz, einer der Diener des Palastes, der Lucy und die anderen in die Räumlichkeiten für die Gäste geführt hatte. In Anbetracht einer Bevölkerungszahl von lediglich ein paar Hunderttausend war das eine
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