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Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)
Autoren: Anette Strohmeyer
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Sand, ein vertrockneter Kaugummi, Klettband. Aha. Zumindest hier hatte Ellys eine weitere Waffe versteckt gehabt. Plötzlich drang ein Geräusch an seine Ohren und er hielt inne. Es war von dem Rolltor der Garage gekommen. Ein leises Schaben. Sehr leise. Dennoch hatte er es gehört.
    Das Geräusch wiederholte sich. Diesmal ein paar Meter weiter an einer anderen Stelle des Tores. Ein Schaben, als streife etwas ganz flüchtig über das Metall. Ondragon wartete. Als es jedoch still blieb, wandte er sich wieder dem Wagen zu. Wahrscheinlich war es nur eine Katze gewesen oder ein Kojote, der sich in den Vorort verirrt hatte, um im Müll zu stöbern.
    Nachdem er die Rückbank des Pickup, die Ladefläche mit der festinstallierten Box und sogar den Unterboden untersucht hatte, richtete er sich auf und blickte mit in die Hüfte gestemmten Händen auf das Fahrzeug. Es war verdammt nochmal sauber!
    Er sah sich in der Garage um. Werkzeug hing wohlgeordnet an der Rückwand, und Gartengeräte, die bestimmt noch nie benutzt worden waren, standen in der Ecke daneben – das Klischee einer amerikanischen Garage. Ondragons Blick glitt über die Werkbank und die Benzinkanister darunter und blieb an einem Fetzen Kaugummipapier hängen, das unter der Werkbank lag. Plötzlich spürte er ein Kribbeln in den Fingerspitzen; ein untrügliches Zeichen dafür, dass an diesem Bild etwas nicht stimmte.
    Er trat an die Werkbank, ging in die Hocke und betrachtete das Silberpapier.
    Es klemmte unter dem rechten vorderen Tischbein der Werkbank. Wie konnte das sein?
    Ondragon zog daran. Es zerriss.
    Er richtete sich auf und tastete das Holz des Tisches ab. Seine Finger fanden eine Vertiefung an der Kante der Platte und drückten hinein. Ein leises Klicken ertönte, und der Tisch schwang nach vorn, als sei er schwerelos. Ondragon trat zur Seite und richtete den Schein seiner kleinen Lampe in den Hohlraum, der hinter dem Tisch in der Wand zum Vorschein kam.
    Hier war also das Versteck. Die Garage besaß eine doppelte Rückwand. Tricky.
    Auf allen vieren kroch Ondragon in die Öffnung. Dahinter war ein schmaler Raum, der zu beiden Seiten von Stahlregalen gesäumt war und zwischen denen sich ein Mann gerade so hindurchzwängen konnte. Er besah sich die Regale. Sie waren gefüllt mit einer Vielzahl von nummerierten Alukoffern, Holzkisten mit dem Aufdruck „US Army“, in denen er Waffen und Munition vermutete, und … Ondragon vergaß zu atmen und starrte auf das Regal … Bücher!
    Schlagartig brach ihm der Schweiß aus und seine Kopfhaut zog sich zusammen, als erfasse ihn eine eiskalte Böe. Er musste schlucken, spürte, wie seine Finger in den Handschuhen feucht wurden.
    Verdammte Scheißbücher! Warum komme ich nicht endlich damit zurecht?, dachte er gereizt und versuchte, seinen überreagierenden Metabolismus unter Kontrolle zu bringen. Unwillkürlich musste er an seinen toten Bruder denken. Wie eine Fata Morgana stand dessen Bild vor seinem inneren Auge. Per Gustav Ondragon.
    Es hatte 31 Jahre gedauert, sich wieder an ihn zu erinnern.
    Das war letzten Sommer gewesen, in dieser gruseligen Psychoklinik in Minnesota, wo er in einen wirklich merkwürdigen, ja, geradezu mysteriösen Fall hineingeschlittert war. Und seitdem bekam er seinen verstorbenen Bruder nicht mehr aus dem Kopf. Per Gustav war zu einem stillen Begleiter geworden, der immer dann auftauchte, wenn er es nicht gebrauchen konnte. Wie ein mahnender Erzengel.
    Dr. Arthur hatte ihn damals behandelt und den vergessenen Bruder aus den verwesten Tiefen seines Unterbewusstsein wieder ans Licht gezerrt … und mit ihm die unheilvollen Geister einer Vergangenheit, die Ondragon am liebsten wieder in jene Tiefen zurückverbannen würde, in denen sie gut aufgehoben gewesen waren.
    Er biss sich auf die Unterlippe, bis er Blut schmeckte. Der Schmerz half ihm, wieder klar denken zu können. Er zwang seinen Blick auf die Bücher in der hinteren Ecke des Regals und las verdutzt die Titel: Mein Kampf auf Deutsch, sowie als englische Übersetzung, dazu diverse Biografien von NS-Verbrechern und jede Menge „White Power“-Pamphlete. An der Wand hinter den Büchern prangte eine Hakenkreuzflagge mit einem Runenwappen darunter.
    Ondragon fragte sich, ob Roderick DeForce wusste, dass Tyler Ellys ein verkappter Neonazi war.
    Mit seinem iPhone fotografierte er die Buchrücken samt Titel und wandte sich dann den Alukoffern zu. Am Griff zog er den Koffer mit der Nummer eins aus dem Regal. Aufgrund der stärkeren
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