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Nightschool. Du darfst keinem trauen

Nightschool. Du darfst keinem trauen

Titel: Nightschool. Du darfst keinem trauen
Autoren: C Daugherty
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vertraut und normal, dass Allie hätte losheulen können.
    »Hi. Hier ist Allie.«
    »Allie! Verdammte Scheiße. Wo hast du gesteckt?« Er klang so erleichtert, wie sie sich fühlte.
    Wütend starrte Allie auf den Rücken ihrer Mutter. »In Sicherheitsverwahrung. Sie haben mir mein Handy und meinen Computer weggenommen. Raus darf ich auch nicht. Und wie läuft’s bei dir?«
    »Ach, wie immer.« Er lachte. »Meine Alten sind angepisst, die Schule ist extrem angepisst, aber ich werd’s überstehen.«
    »Fliegst du auch?«
    »Was? Von der Schule? Nee. Fliegst du denn?«
    »Sieht so aus. Meine Eltern wollen mich in ein Straflager schicken, von dem sie steif und fest behaupten, es wäre eine Schule. Irgendwo in der Äußeren Mongolei.«
    »Im Ernst?« Er klang aufrichtig bestürzt. »Wie ätzend! Die sind doch bekloppt. Niemand ist verletzt worden, und die Ross wird es schon verwinden. Ich muss irgendwelche Sozialstunden leisten und mich bei allen entschuldigen, und dann geht die ganz normale Schulhölle wieder weiter. Ich kann’s nicht glauben, dass deine Eltern so antiquiert sind.«
    »Ich auch nicht. Hör zu, die Antiquierten sagen, dass ich dich nicht mehr anrufen darf, wenn ich erst mal in dieser Sträflingsschule bin. Aber wenn du wissen willst, wo du mich findest, der Ort heißt Cimmer…«
    Die Verbindung brach ab. Allie schaute auf und sah, dass ihre Mutter den Stecker aus der Wand gezogen hatte. Ihr Gesicht war ausdruckslos.
    »Das reicht«, sagte sie, nahm Allie sanft das Telefon aus der Hand und wandte sich wieder dem Tomatenschneiden zu.
    Allie stand stocksteif da und starrte sie an. Ihr Gesicht wurde erst bleich und dann rot, sie musste mit den Tränen kämpfen. Schließlich drehte sie sich abrupt um und rannte aus der Küche.
    »Ihr. Spinnt. Doch. Total!« Ihre Worte, erst leise, steigerten sich zu einem Schrei, während sie die Treppe hinaufstampfte. Sie knallte die Tür hinter sich zu, blieb mitten im Zimmer stehen und blickte fassungslos um sich.
    Dieser Ort war nicht länger ihr Zuhause.
    Der Mittwochmorgen begann heiß und strahlend, und zu ihrer Überraschung stellte Allie fest, dass sie irgendwie erleichtert war. Wenigstens hatte sie diese Phase ihrer Bestrafung jetzt hinter sich.
    Eine halbe Stunde schaute sie in den Kleiderschrank und überlegte, was sie anziehen sollte. Schließlich entschied sie sich für enge schwarze Jeans und ein langes schwarzes Top, auf dem in glitzernden Silberbuchstaben quer das Wort »Trouble« stand.
    Sie betrachtete sich im Spiegel und fand sich blass. Ängstlich.
    Da geht doch noch was.
    Sie schnappte sich den Flüssigkajal, malte einen dicken Strich auf ihre Lider und tuschte sich reichlich die Wimpern. Dann langte sie unter das Bett und zog ein Paar kniehohe, dunkelrote Doc Martens hervor, die sie über die Jeans zog. Als sie kurz darauf die Treppe hinunterging, sah sie aus wie ein Rockstar, fand sie. Ihr Gesichtsausdruck war rebellisch.
    Beim Anblick ihres Outfits seufzte ihre Mutter dramatisch, sagte aber nichts. Das Frühstück verlief in eisigem Schweigen, danach ließen ihre Eltern sie allein, damit sie fertig packte. Sie stapelte ihre Klamotten auf dem Bett, setzte sich, den Kopf zwischen den Knien, mitten hinein und zählte ihre Atemzüge, bis sie sich beruhigt hatte.
    Als sie am Nachmittag zum Wagen gingen, drehte Allie sich noch mal um, schaute auf ihr stinknormales Reihenhaus zurück und versuchte, sich den Anblick einzuprägen. Es war nichts Besonderes, aber es war immer ihr Zuhause gewesen, mit all den schönen Empfindungen, die dieses Wort auslöste.
    Jetzt sah es einfach nur aus wie alle anderen Häuser in der Straße.

Drei
    Die Autofahrt war eine Qual. Normalerweise wäre sie froh gewesen, an einem strahlend schönen Sommertag wie diesem aus der Stadt rauszukommen, doch als die verstopften Straßen Londons sanft geschwungenen grünen Wiesen wichen, mit wie hingetupften weißen Schafen, die in der Sonne dösten, befiel sie ein Gefühl von Einsamkeit. Die Stimmung im Auto tat ein Übriges. Die Eltern nahmen Allies Anwesenheit kaum zur Kenntnis. Ihre Mutter hielt die Landkarte und gab ab und zu Anweisungen, wie sie zu fahren hatten.
    In den Rücksitz gekauert, starrte Allie böse auf die Hinterköpfe ihrer Eltern. Wieso kaufen die sich kein Navi wie jeder normale Mensch?
    Diese Frage hatte sie ihnen schon oft gestellt, aber ihr Vater sagte immer nur, sie ständen zu ihrer Technikfeindlichkeit und dass »jeder Karten lesen können sollte«.
    Dann eben
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