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Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen

Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen
Autoren: C.J. Daugherty
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auf die Idee, es mal an der Kirchentür zu versuchen. Und siehe da: Leise schwang sie auf.
    »Das nenn ich Gottvertrauen«, flüsterte Mark, als sie in der Türöffnung standen und in das dunkle Kirchenschiff spähten.
    In dem alten Steingebäude war es zwar nicht viel wärmer als draußen, aber wenigstens wehte dort kein Wind.
    Während Allie mit um den Oberkörper geschlungenen Armen an der Tür stehen blieb, tastete Mark nach dem Lichtschalter und drehte die Beleuchtung gerade so lange an, wie er brauchte, um die Altardecke zu holen und sämtliche Kerzen einzusammeln, die er finden konnte. Dann schaltete er das Licht wieder aus.
    »Muss ja nicht sein, dass so ’n neugieriger Pfaffe reinkommt, um nachzuschauen, wer hier so spät noch betet«, erklärte er.
    Sie suchten sich ein Eckchen und schlugen ihr Lager auf. Die goldenen und purpurnen Tücher, in die sie sich gehüllt hatten, sahen aus wie wundersame Festtagsdecken. Mark verteilte die Kerzen auf dem Boden um sie herum und zündete sie mit einem Feuerzeug an.
    Während Allie auf die flackernden Schatten starrte, die um sie herum tanzten, klapperten ihre Zähne. Ihre Kopfschmerzen wurden immer schlimmer.
    Mark war normalerweise kein großer Umarmer, aber als Allie sich in seine Armbeuge schmiegte, hatte er keine Einwände.
    »Und was machen wir morgen?«, fragte sie und drehte ihren Kopf auf die Seite, um sein Gesicht sehen zu können.
    »Morgen kommst du mit mir nach London, und wir suchen dir ein Plätzchen, wo du bleiben kannst. Ich kenn da ’n paar Typen, die schon ’ne eigene Wohnung haben. Die lassen dich bestimmt auf ihrem Sofa pennen. Und danach … sehen wir weiter.«
    Er klang etwas unwirsch, und Allie konnte den Zweifel aus seiner Stimme heraushören. Er war sich seiner Sache offenbar gar nicht sicher.
    Sie wusste, dass er ihr die Geschichte nicht völlig abgekauft hatte – er dachte wahrscheinlich, dass sie betrunken war und übertrieb. Oder komplett den Verstand verloren hatte. Aber wenigstens wollte er ihr immer noch helfen.
    Während sie ins flackernde Kerzenlicht sah, versuchte sie sich vorzustellen, wie es wäre, bei seinen Freunden zu wohnen. Ganz auf sich selbst gestellt zu sein. Umgeben von wildfremden Leuten auf versifften Sofas zu schlafen. Und sich alleine durchzuschlagen.
    Hatte sie vielleicht einen schrecklichen Fehler begangen?

[zurück]

Fünf
    Das örtliche Polizeirevier befand sich in einem kleinen, niedrigen Gebäude neben einem gemächlichen Bach am Rande der Stadt. Nach einer kurzen Fahrt im Polizeiauto, die sie mehr oder weniger schweigend auf dem Rücksitz verbracht hatten, wurden Mark und Allie in den schmucklosen Bau geführt.
    Sie hatten für einen ziemlichen Aufruhr in der Kirche gesorgt, weil sie bis zum Beginn des ersten Gottesdienstes geschlafen hatten. Der schon etwas betagte Küster hatte sie entdeckt und die Polizei gerufen. Als Allie und Mark aufwachten, sahen sie sich umringt von einem Pfarrer, zwei Polizeibeamten sowie etlichen entsetzt dreinblickenden, weißhaarigen Gemeindemitgliedern. Und als sie zum Polizeiwagen geführt wurden, hörte Allie, wie sich jemand in schneidendem Ton bei den Polizisten über »halbstarke Rabauken« und »Punks« beschwerte.
    Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da wäre sie darauf stolz gewesen.
    Sobald sie das Revier betreten hatten, wurden die beiden in unterschiedliche Räume gebracht. Als Allie Marks blauen Kopf im Flur verschwinden sah, bekam sie eine kurze Panikattacke, und das Herz pochte ihr im Hals. Sie wandte sich um und wollte ihm nachlaufen, doch ein Polizeibeamter machte ihr die Tür vor der Nase zu.
    Der Raum, in dem sie festgehalten wurde, war klein und vollgestopft mit Schreibtischen, Aktenschränken und Regalen. Es roch etwas unangenehm verschimmelt, dafür war es warm, und Allies Gliedmaßen begannen allmählich wieder aufzutauen. Durch die Fenster drang helles Sonnenlicht, doch sie waren so weit oben angebracht, dass Allie nicht hinaussehen konnte.
    Zwei Beamte blieben bei ihr. Der eine war jung und hatte einen durchdringenden Blick. Der andere war etwas älter und trug einen Bart, der auch mal wieder eine Rasur vertragen hätte. Keiner von beiden begegnete ihr mit offener Unfreundlichkeit.
    Allie saß ihnen in einem ramponierten Metallstuhl gegenüber. Während der Jüngere am Computer hockte und im Zwei-Finger-System Sachen eintippte, machte sich der Ältere auf einem Schreibblock Notizen. Er fragte sie nach Name und Alter, und sie antwortete wie betäubt,
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