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Nach all diesen Jahren

Nach all diesen Jahren

Titel: Nach all diesen Jahren
Autoren: Cathy Williams
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verzweifelte Suche stattgefunden haben?“
    „Nachdem ich nach England zurückgekehrt war. Ich wusste, du hattest endgültig Schluss gemacht … aber … ich musste unbedingt mit dir reden.“
    Damit war für ihn endgültig der Beweis erbracht, dass er mit seiner Einschätzung richtig gelegen hatte: Sie konnte ihr Leben einfach nicht meistern.
    „Ich bin damals nach London gezogen und habe zur Untermiete gewohnt. Du hättest mich nie gefunden.“
    „Ich habe es auch über das Internet versucht. Natürlich vergeblich … Und ich kenne ja deine Einstellung zu sozialen Netzwerken.“
    „Und weshalb das alles, wenn ich fragen darf? Um über alte Zeiten zu reden?“
    „Nicht direkt.“
    Es ist müßig, sich nachträglich Vorwürfe zu machen, dachte Sarah. Trotzdem – ein Jahr länger, und ich hätte ihn gefunden. Dann wäre er in allen Zeitungen abgebildet gewesen, weil er zu den oberen Zehntausend gehörte. Aber das hatte damals jenseits ihrer Vorstellungskraft gelegen. Deshalb gab sie die Suche auf. Sie hakte ihn einfach ab. Schließlich hatte er ihr unmissverständlich klar gemacht, wie seine Zukunftspläne aussahen.
    „Ich wünschte, ich hätte dich damals gefunden. Ich habe sogar in dem letzten Kinderheim nachgefragt. Du hast dich dort jedoch nie mehr gemeldet.“
    Raoul erstarrte. Er hatte völlig vergessen, wie viel sie über seine Vergangenheit wusste.
    „Gut. Du hast mich also nicht gefunden. Wir könnten jetzt den Rest der Nacht damit verbringen, was du alles versucht hast, aber das ist müßig. Sag mir einfach, warum du mit mir reden wolltest.“
    „Du meinst, diese Blöße hätte ich mir nicht geben sollen?“
    „Die meisten Frauen hätten es nicht getan“, bemerkte Raoul trocken. Er sah, wie ihr Haar im Lichtschein golden aufleuchtete. „Du warst eben sehr jung. Gerade mal neunzehn.“
    „Jung und dumm, meinst du?“
    „Ich meine jung. Nicht mehr und nicht weniger.“ Er zwang sich, den Blick von den Lichtern auf ihrem Haar abzuwenden.
    „Es ist wirklich nicht meine Schuld, dass ich dich nicht finden konnte!“
    Irritiert registrierte Raoul den schrillen Ton in ihrer Stimme. „Sarah! Wovon redest du eigentlich?“ Allmählich wurde er ungeduldig. „Es ist spät … Ich habe die ganze Nacht durchgearbeitet und einfach keine Energie mehr für ein Rätselraten. Wie kann ich denn schuld sein, dass du mich nicht gefunden hast?“
    „Okay. Dann komme ich jetzt auf den Punkt. Es ging nicht darum, dass ich dich finden wollte ! Meinst du, ich hätte überhaupt keinen Stolz? Ich wäre ganz bestimmt nicht zu dir zurückgekrochen, um dich anzuflehen, mir eine zweite Chance zu geben.“
    „Wer weiß? Vielleicht hat dich ein anderer Mann ausgenutzt und dann sitzen lassen.“
    „Es gab keinen anderen Mann! Außerdem – warum hätte ich mich ausgerechnet zu dir flüchten sollen? Du hast doch unmissverständlich klar gemacht, dass du nicht mehr an mir interessiert bist.“
    „Und warum hast du mich dann gesucht?“ Überraschenderweise erleichterte es ihn ungemein, dass es in ihrem Leben keinen anderen gegeben hatte. Schnell schob er dieses unwillkommene Gefühl beiseite.
    „Weil ich schwanger war.“
    Man hätte eine Stecknadel zu Boden fallen hören können. Das Schweigen dröhnte förmlich in Sarahs Ohren.
    Das kann nicht sein! Ich muss mich verhört haben! Raoul meinte, seinen Sinnen nicht mehr trauen zu können. Vielleicht ist das nur ein Trick, um unser Gespräch noch länger auszudehnen? Oder es ist eine Art später Rache? überlegte er.
    Aber ein Blick in Sarahs Gesicht überzeugte ihn. Sie sagte die Wahrheit.
    „Das ist ja wohl absolut lächerlich! Wie kannst du annehmen, ich falle darauf herein? In einem kannst du dir sicher sein: In meiner Position habe ich schon so manches gehört. Du kannst dir nicht vorstellen, was einem die Leute auftischen, um an dein Geld zu kommen!“
    Er sprang auf und begann, wie ein Panther im Käfig hin und her zu gehen. „Weißt du, was ich glaube. Der Zufall wollte, dass wir uns heute wiederbegegnet sind, und du hast sofort deine Chance gewittert. Darum tischst du mir diese abstruse Geschichte auf! Warum bittest du mich nicht einfach um Hilfe, wenn du Geld brauchst? Meinst du etwa, ich würde dich wegschicken? Wenn du willst, stelle ich sofort einen Scheck aus.“
    „Wofür hältst du mich, Raoul? Ich war von dir schwanger – und glaub mir: Ich habe mir lange überlegt, ob ich es dir sagen soll. Letztlich hielt ich es für meine Pflicht, dich zu
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