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Mythor - 050 - Die Mauern von Logghard

Mythor - 050 - Die Mauern von Logghard

Titel: Mythor - 050 - Die Mauern von Logghard
Autoren: Ernst Vlcek
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eines großen Körpers über losen, unebenen Untergrund. Irgendwo löste sich ein Stein, kullerte polternd in die Tiefe. Es dauerte eine geraume Weile, bis sein Aufschlag zu hören war. Ein Rascheln – und dann war zwischen den gespenstisch erhellten Ruinen eine Bewegung.
    »Da! Eine Gestalt!« rief Luxon und deutete nach vorne. Als Mythor in die gewiesene Richtung blickte, war dort nichts mehr zu sehen. Luxon fuhr fort: »Hat einer von euch die Gestalt erkennen können? Für mich ging alles zu schnell.«
    »Ich habe überhaupt nichts gesehen«, meinte Sadagar, hatte aber die Hand nicht nur zufällig am Messergurt. Er blickte sich misstrauisch um. »Wo sind denn Flüsterhands Freunde, mit deren Hilfe er uns mittels des Hohen Rufes nach Logghard bringen wollte?« Er hob beide Hände und formte sie am Mund zu einem Trichter. »He, ich rufe die Stummen Großen!«
    Sein Ruf verhallte in den Ruinen, Stille folgte. Erst nach einiger Zeit setzten die unheimlichen Geräusche aus der Ferne wieder ein. Manchmal klang es wie das Rauschen von Wasser.
    »Wahrscheinlich sind wir immer noch in Erham – irgendwo unter dem Drachensee«, sagte Hrobon gehässig. Der Vogelreiter aus den Heymalländern hegte immer noch einen tiefen Groll gegen Mythor, den er stets zeigte, wenn er den Mund auftat.
    »Unsinn«, widersprach ihm Sadagar. »Flüsterhand hat keinen Zweifel darüber gelassen, dass alles in Logghard auf das Erscheinen des Sohnes des Kometen wartet. Sosehr auch ich den Großen misstraue, so bin ich doch überzeugt, dass sie sich nichts sehnlicher wünschen, als Mythor nach Logghard zu bekommen.«
    »Und doch glaubst du selbst nicht daran, dass wir am Ziel sind«, erwiderte Hrobon. »Ich weiß auch, warum. Weil du im Innersten selbst daran zweifelst, ob Mythor und der Sohn des Kometen in einem Atemzug genannt werden dürfen. Anders wird es auch nicht den Großen ergangen sein, darum haben sie uns an diesen Ort der Verdammnis geschickt. Es war die Strafe für Mythors Anmaßung, sich als Sohn des Kometen zu bezeichnen.«
    »Halt den Mund, Heymal!« herrschte Luxon ihn an. Er wandte sich an Mythor und meinte: »Du solltest diesem Unruhestifter endlich den Mund stopfen.«
    Mythor winkte ab. Er glaubte, Hrobon durchschaut zu haben. Der Glaube des Vogelreiters an Shallad Hadamur war arg erschüttert worden, als er von dessen Schandtaten erfuhr. Hrobon konnte nun nicht mehr glauben, dass Hadamur die Fleischwerdung des Lichtboten war. Das musste ein arger Schlag für ihn gewesen sein. Es wäre nur normal gewesen, hätte er seine Anschuldigung gegen ihn, Mythor, ein Frevler zu sein, weil er sich als Sohn des Kometen bezeichnete, zurückgenommen. Aber er war zu stolz, seinen Fehler einzusehen. Und darum hielt er seine Feindschaft aufrecht, obwohl sie ihrer Basis beraubt worden war.
    Mythor schreckte hoch, als er eine Bewegung zwischen den Trümmern sah. Diesmal konnte er ganz deutlich sehen, wie eine krumme, in Lumpen gehüllte Gestalt von einem Mauervorsprung auf einen anderen sprang und hinter einer morschen Palisade verschwand. War das überhaupt ein Mensch gewesen?
    »Nicht!« sagte Mythor schnell, als er sah, wie Sadagar eines seiner Wurfmesser zückte. »Es ist nicht gesagt, dass man uns feindlich gesinnt ist. Vielleicht wollen uns die Fremden erst einmal beobachten, bevor sie sich uns zu erkennen geben.«
    »Ich glaube eher, sie wollen uns umzingeln«, sagte Luxon. »Wir sollten diesen Ort schleunigst verlassen. Sagt dir der Helm der Gerechten denn gar nichts?«
    Mythor gab nicht sofort Antwort, sondern spannte seinen Geist an, um den Einflüsterungen des Helmes nachzugehen. Seit Luxon ihm die Ausrüstung in den Ruinen von Erham übergeben hatte, trug er sie ständig.
    Der Helm der Gerechten bedeckte seinen Kopf, in der Linken hielt er den Sonnenschild, den er dem Koloss von Tillorn entrissen hatte. Mondköcher und Sternenbogen, die ihm Luxon im Baum des Lebens sozusagen vor der Nase weggeschnappt hatte, trug er griffbereit auf dem Rücken, und das Gläserne Schwert Alton lag gut in seiner Hand. Dazu kam das Orakelleder aus Theran, auf dem die sieben Stützpunkte des Lichtboten eingezeichnet waren, das er um den Oberschenkel des rechten Beines gebunden hatte, und das Amulett mit dem Abbild von Logghard, das er an einem Lederband um den Hals trug.
    Welche abenteuerliche Geschichte konnten diese Ausrüstungsgegenstände erzählen! Mythor hätte nicht im Traum daran gedacht, dass Luxon sie ihm freiwillig zurückgeben würde.
    Gewiss,
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