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Mythica Bd. 5 - Göttin der Rosen

Mythica Bd. 5 - Göttin der Rosen

Titel: Mythica Bd. 5 - Göttin der Rosen
Autoren: P.C. Cast
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zumindest.«
    Als sie die makellos manikürte Hand ausstreckte, die nicht mit dem Schal umwickelt war, ergriff Mikki sie automatisch und half der alten Dame beim Aufstehen.
    »Ja, Ma’am«, erwiderte sie etwas dämlich.
    »Ich fand schon immer, dass die Anrede ›Ma’am‹ jungen Frauen vorbehalten sein sollte, die älter wirken möchten, oder alten Frauen, die mit ihrem Leben abgeschlossen haben. Ich bin keines von beidem. Ich bevorzuge Signora , wie die Italiener ihre Frauen nennen. Das klingt doch viel interessanter, oder? Aber Sie können Sevillana zu mir sagen.«
    Mikkis Lächeln verschwand. »Haben Sie Sevillana gesagt?«
    »Ja, das ist mein Name. Stimmt etwas nicht, meine Liebe?«
    Mikki half Sevillana auf den Stuhl an der Rezeption, bevor sie antwortete: »Nein, alles in Ordnung. Ich war nur überrascht, weil ich den Namen kenne.«
    »Ach ja?« Die alte Frau hob ihre feine silberne Augenbraue. »Und was genau wissen Sie über ihn?«
    »Ich weiß, dass es der Name einer Rose ist, einer Meidiland-Rose, die aus Frankreich stammt. Sie ist scharlachrot und sehr robust, bildet großartige Hecken und blüht fast vier Monate am Stück.«
    Sevillana lächelte, erstaunt und anerkennend. »Ich wusste, dass Sie etwas Besonderes an sich haben.«
    Mikki versuchte, ihr Lächeln zu erwidern, aber der Name der Frau hatte sie beunruhigt. Es gab einige Rosen, die nach Menschen benannt waren – John F. Kennedy, Dolly Parton, Princess Di –, aber sie hatte noch nie jemanden getroffen, der wie sie nach einer Rose benannt war. Es war wirklich ein seltsamer Zufall, dass ihr diese Frau gerade jetzt begegnete. Um sich von ihrer Beunruhigung abzulenken, wandte sie sich ihrem Computer zu und rief das neue Patientenprofil auf.
    »Wie heißen Sie mit Nachnamen, Ma’am – ich meine Signora?«, fragte sie.
    »Kalyca. K-a-l-y-c-a.« Sie zog eine Versicherungskarte aus ihrer Geldbörse und reichte sie Mikki. »Und wie heißen Sie, meine Liebe?«
    Mikki sah von dem Computerbildschirm auf. Sie öffnete den Mund, um Sevillana ihren Spitznamen zu sagen, aber irgendetwas in dem wissenden Blick der Frau ließ sie zögern.
    »Mikado«, antwortete sie schließlich.
    Das Lächeln, das das Gesicht der Frau erhellte, ließ sie um Jahre jünger erscheinen. »Meine Güte! Eine Tochter der Rosen wie ich! Was für eine schöne Überraschung.«
    »Jedenfalls sehr ungewöhnlich«, erwiderte Mikki mit einem Hauch von Sarkasmus.
    Sevillana musterte Mikki aufmerksam. »Je älter Sie werden, umso mehr lernen Sie das Ungewöhnliche schätzen, ganz gleich, in welcher Form Sie es entdecken. Oder es Sie entdeckt.«
    Mikki schluckte die scherzhafte Bemerkung hinunter, die ihr sofort in den Kopf kam. In den Augen der alten Frau lag eine unglaubliche Weisheit, die alle ihre Abwehrmechanismen außer Kraft setzte.
    »Glauben Sie das wirklich?«, fragte sie stattdessen.
    »Natürlich, meine Liebe.« Sevillanas glasklare Augen sahen sie durchdringend an. »Das Ungewöhnliche bringt uns der Magie so nahe, wie es in dieser Welt möglich ist, und Magie ist die Essenz des Lebens.«
    Mikki hätte der alten Dame gern noch mehr Fragen gestellt, aber in diesem Moment unterbrach sie eine übereifrige Krankenschwester.
    »Ich glaube, Sie sind meine letzte Patientin.« Die Schwester half Sevillana auf die Beine. »Ich werde mir Ihre Hand gleich mal ansehen.«
    »Es ist nur ein Kratzer«, erwiderte die alte Dame, als die Krankenschwester sie von der Rezeption wegführte. »Man kann sich viel schlimmer verletzen, wenn man Rosen ohne Handschuhe stutzt.«
    Ihre Worte durchzuckten Mikki wie ein Blitz.
    Was wollte die alte Dame damit sagen?
    Mikki starrte immer noch gedankenverloren auf die Tür, durch die Sevillana verschwunden war, als Jill, ihre Chefin, ihre Schulter berührte. Mikki zuckte zusammen.
    »Oh, ich wollte Sie nicht erschrecken«, entschuldigte sich Jill. »Ich wollte Ihnen danken. Ich weiß Ihre Hilfe heute wirklich zu schätzen. Sie haben weit mehr getan, als nur Ihre Pflicht zu erfüllen.«
    »Ach, kein Problem, Jill. Es war eine nette Abwechslung zur normalen Büroarbeit.«
    Jill musterte ihre Assistentin eingehend. Ihr fiel auf, dass Mikki dunkle Schatten unter den Augen hatte und ungewöhnlich blass war. Schon seit fünf Jahren war Mikki ihre Assistentin und hatte auf ihre sachliche Art immer dafür gesorgt, dass der Pflegedienst reibungslos lief, aber in letzter Zeit machte Jill sich ein wenig Sorgen um sie. Immer öfter schien sie nicht richtig bei der Sache zu
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