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Muss Lurion sterben

Muss Lurion sterben

Titel: Muss Lurion sterben
Autoren: Robert Silverberg
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das Versteck des alten Mannes gestoßen. Es wäre seine Pflicht gewesen, Karnes Bericht zu erstatten, aber auf das Flehen von Hollis hin hatte er es nicht getan.
    Jetzt konnte Hollis seinen Dank durch eine Tat beweisen.
    Hollis grinste: »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich mache Sie so zurecht, daß niemand Sie wieder erkennen wird!«
    »Geht es über Nacht?«
    »Wenn ich eine Woche hätte, könnte ich gründlichere Arbeit leisten. Ich würde Ihre Knochenstruktur verändern … Aber ich schätze, in zwölf Stunden komme ich schon hin. Wie wollen Sie aussehen?«
    »Genauso wie jetzt. Nur anders – verstehen Sie, was ich damit meine? Ich, bin nicht schön, und ich will nicht, daß Sie mir ein schönes Gesicht geben, aber Sie sollen mich auch nicht entstellen.«
    »Ich könnte Sie in einen Gott verwandeln, wissen Sie. So, daß keine Frau Ihnen widerstehen könnte.«
    »Das ist nicht nötig. Ich habe meine Frau schon gefunden. Und sie liebt mich so, wie ich bin. Versuchen Sie, den Grundcharakter meines Gesichtes nicht wesentlich zu verändern!«
    »Hmm.«
    Hollis nahm einen Block und einen Bleistift zur Hand und fing an, ein Gesicht zu zeichnen. Er hielt es so, daß Gardner es nicht sehen konnte. Nach fünfzehn Minuten, in denen Gardner unruhig auf seinem Stuhl gezappelt hatte, schien Hollis zufrieden mit seinem Entwurf.
    »Da. Schauen Sie es sich an!«
    Das Gesicht auf dem Papier hatte keine Ähnlichkeit mit seinem eigenen. Die Nase war flacher, runder; die Lippen voller und etwas geschwungen. Das Kinn hatte ein tiefes Grübchen und sah nicht unattraktiv aus.
    »Es ist gut, glaube ich«, sagte Gardner.
    »Ich ändere natürlich die Farbe Ihres Haares und Ihrer Augen. Und Sie tragen am besten einen Schnurrbart. Haben Sie irgendwelche Narben?«
    »An meinem Oberarm ist eine.«
    »Die werde ich mit synthetischem Fleisch verdecken«, sagte Hollis. »Niemand wird den Unterschied feststellen können. Nach und nach wird die aufgelegte Schicht zurückgehen, so daß die Narbe in ungefähr einem Jahr wieder hervorkommt. Auch Ihr Mund und das Kinn werden langsam wieder ihre ursprüngliche Form annehmen. Aber der Winkel Ihrer Ohren und die Form Ihrer Nase werden so bleiben, wie ich sie mache. Es sei denn, Sie fänden jemanden, der auf dem ›Herschel‹ eine Operation an Ihnen vornimmt.«
    »Das glaube ich kaum.«
    »Also dann an die Arbeit! Legen Sie sich auf den Tisch. Ziehen Sie das Hemd schon aus, während ich die Betäubungsspritze vorbereite.«
    Als Gardner aufwachte, hörte er Hollis sagen: »Bewegen Sie sich nicht!«
    Er öffnete die Augen. Sein Gesicht schmerzte.
    »Und sprechen Sie auch noch nicht!« sagte Hollis. »Ich habe vor einer Stunde aufgehört, aber Sie müssen noch eine Weile ruhig liegenbleiben. Hier, sehen Sie in den Spiegel!«
    Gardner sah blaue Augen ihn anstarren. Seine Augen waren braun gewesen. Sein braunes Haar war jetzt rot. Die Form der Nase war geändert, das Kinn hatte ein Grübchen, der Mund war breiter. Es war das Gesicht eines Fremden. Und dennoch hatte er das Gefühl, daß es sein eigenes Gesicht wäre, das er im Spiegel sah.
    »Es ist zehn Uhr früh«, fuhr Hollis fort. »Ich habe die ganze Nacht gebraucht. Sehen Sie sich Ihre Narbe an!«
    Gardner hob den Arm. Die lange Narbe an seinem Oberarm, ein Andenken an einen Unfall auf dem Sportplatz, war nicht mehr zu sehen. Sogar die Härchen, die an ihrer Stelle wuchsen, sahen genauso wie die übrigen aus.
    »Ich habe Ihre Zellen behandelt, so daß Ihr Körperhaar jetzt rot wachsen wird. Nach einem Jahr wird es langsam in seiner alten Farbe nachwachsen. Dann müssen Sie sich eine plausible Erklärung für Ihre Nachbarn zurechtlegen. Aber bis dahin haben Sie ja noch viel Zeit.«
    Hollis griff in seine Tasche und holte ein Bündel Papiere hervor.
    »Und hier ist alles Weitere, was Sie brauchen. Sie heißen jetzt Gregory Stone. Sie können wieder sprechen. Ich schätze, die Wunden haben genug Zeit gehabt, zu heilen.«
    Vorsichtig setzte sich Gardner auf und sah an sich herunter. »Sie haben mich, ja ganz schön dick gemacht«, sagte er.
    »Ich habe Ihnen zwanzig Pfund synthetischen Fleischs um die Hüften mitgegeben. Es zehrt sich schnell genug auf, aber im Moment verändert es Ihre Figur doch erheblich.«
    »Sie sind ein Zauberkünstler, Hollis!«
    Der alte Mann wehrte bescheiden das Lob ab.
    »Wann werde ich ganz geheilt sein?«
    »Seien Sie einen Tag vorsichtig. Rasieren Sie sich nicht und unternehmen Sie nichts Anstrengendes. Übermorgen ist alles in
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