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Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)

Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)

Titel: Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)
Autoren: Gerd Fischer
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verdrossen den Kopf und ging wieder, ohne Rauscher auch nur eines Blickes zu würdigen.
    Rusli brachte auf Anweisung Maurers bei jeder Runde einen Schnaps zum Bier. Rauscher hatte inzwischen Mühe, noch einen geraden Satz zu sprechen.
    „Puuuh, bin … bin etwas außer Übung. Wenn ich geahnt hätte, puuuh, was mich hier erwartet, wär' ich vorher, puuuh, drei Wochen ins Trainingslager gegangen.“ Maurer musste lachen. Rauscher prostete ihm wieder zu. Dann beugte er sich nach vorne, drehte den Kopf zur Seite und lugte zu den Gucci-Damen rüber. Die beiden quasselten immer noch.
    „Sag mal“, wandte er sich an Horst, „kennst du die?“ Horst stöhnte leise auf. Auch er lallte schon:
    „Ja, zwei frustrierte deutsche Schnepfen. Kohle bisss zum Abwinken, keinnn Mann, sssehr verklemmt und mehr als anspruchsssvoll …“ Er nutzte die Pause, um einen großen Schluck Bier zu trinken. „Die lassen nur Jüngere ran. Aber ich glaub …. die habens schwer nötig.“ Rauscher lächelte. So wie er Horst einschätzte, hatte er es bei den beiden versucht und einen Korb erhalten.
    Ein älteres Ehepaar ging eng umschlungen an ihrem Tisch vorbei. Der Mann hob die Hand und rief erfreut „Hallo Horst“. Maurer erwiderte auf eine freundliche, wenn auch etwas gelangweilte Art. Ist ja bekannt wie ein bunter Hund hier, dachte Rauscher. Dann atmete er die warme Seeluft und genoss, schwer angeheitert, seinen ersten Abend auf Bali. Die Tropen jenseits des Äquators haben etwas Paradiesisches, dachte Rauscher. Immer liegt ein Gemisch aus Gewürzen in der Luft. Nelken, Ingwer. Manchmal Koriander. Ein bisschen riecht es nach Freiheit, Abenteuer, Geheimnis. Und genau das hatte er sich gewünscht.
    Rusli kam mit den nächsten vier Getränken und einem strahlenden Lächeln, das für die Balinesen typisch und nicht nachzuahmen war.
    Die geben mir jetzt den Rest, dachte Rauscher. Wie recht er damit hatte.
    Schließlich erhoben sich Rauscher und Maurer schwerfällig und torkelten vorwärts. Seite an Seite schwankten sie ins Hotel und verschwanden Arm in Arm die Treppe hoch – Richtung Zimmer.
    „Moin is ja auch noch'n Tach“ waren die letzten Worte, die Horst Maurer in seinem Leben gesprochen hat.

4.
    Madé wachte morgens früh auf und blieb noch im Bett liegen. Sie träumte von einem reichen Mann und einem schöneren Leben als Schauspielerin im Westen.
    Es war heiß in ihrer kleinen Kammer. Eine Klimaanlage gab es nicht für Bedienstete des Bali Beach. Sie war schon lange unglücklich mit ihrem Job und ihrem Leben in Sanur und wollte weg. Weit weg, am besten in die USA oder nach Europa. Sie hatte schon so viel Gutes über den Westen gehört. Alle Menschen dort leben im Wohlstand, können sich kaufen, was sie wollen und sind frei.
    „Freiheit“ war ein Fremdwort für sie.
    Sie war zwanzig und kam aus einem kleinen Dorf im Norden Balis. Ihre Schwester Puglug war nur vier Jahre älter und arbeitete ebenfalls im Health-Center, schon zwei Jahre länger als sie.
    Ihrem Bett gegenüber hingen zwei Poster von Julia Roberts und den Backstreet Boys. Madé starrte manchmal stundenlang darauf. Sie verkörperten alles, was sie anziehend fand. Glanz, Ruhm, Blitzlichter. Und wie immer lief ein kleiner Fernseher. Schöne Frauen und Männer in einer Telenovela. Mit diesen Serien überschwemmte das kommerzielle Fernsehen ganz Indonesien. Sie liefen ununterbrochen. Und vieles, was Madé vom Westen wusste, erfuhr sie daraus.
    Manchmal fragte sie sich, warum ausgerechnet sie so anders war als ihre Altersgenossinnen. Keine von denen hatte diese Sehnsucht, einfach wegzugehen und ein neues Leben anzufangen. Alle waren glücklich hier auf Bali. Mit der alten Kultur, der alles durchdringenden Religion und dem traditionellen Leben. Madé war oft verzweifelt deswegen.
    Madés Familie im Norden war arm. Sie und ihre Schwester mussten schon als kleine Mädchen viel arbeiten, und all die religiösen Traditionen waren ihr ein Graus. Immer beten. Immer Opfer bringen. Immer tanzen. Das alles hing wie Fesseln an ihrem Leben. Sie wollte raus aus diesem Zwang. Sie wollte einfach weg.
    Ihre Tante Rantung war vor zehn Jahren ins Ausland gegangen. In Australien hatte sie Arbeit gefunden und eine Familie gegründet. Briefe schrieb die Tante zwar selten, aber wenn einer kam, verschlang Madé die paar ärmlichen Zeilen. Immer hungrig und gierig nach neuen Informationen aus dem Westen.
    Neben Madés Bett stand ein kleiner Nachttisch, darauf eine Zeitschrift, ein Lippenstift,
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