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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)
Autoren: Hera Lind
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unserem kleinen Hotel.
    Ab und zu verschwindet auf der »MS Blaublut« mal jemand auf Nimmerwiedersehen, sagt Anna, aber der Doktor Hundtgeburth läßt, ohne großes Aufsehen zu erregen, dann morgens um fünf einen Zinksarg zu Wasser. Er sagt, so ein Schiff ist doch einfach der beste Ort, um seine privaten Verhältnisse zu klären. Für viele alte Ehepaare lösen sich hier die jahrelangen Ehekonflikte von ganz allein. Wie gesagt, die Stimmung ist gut. Der Höhepunkt jeder Reise ist nach wie vor der Zwanziger-Jahre-Ball. Die Gigolos verteilen Tanzkärtchen an die alleinreisenden Damen, und es hat sich eingebürgert, daß Damen, die NICHT allein reisen, doch versuchen, wenigstens bis zum Ball alleinreisend zu sein. Damit sie endlich mal mit einem netten jungen Mann tanzen können.
    Dr. Hundtgeburth sagt, daß immer in den frühen Morgenstunden des Ball-Tages mehrere Zinksärge zu Wasser gelassen werden. Ob da jemand drin ist oder nicht, interessiert keinen.
    Wir haben es wunderschön auf unserem Hügel hier in Rotorua. Manchmal singe ich mit den Gästen abends zur Gitarre altes deutsches Liedgut. Wenn der Mond so auf dem Rücken liegt, die Sterne funkeln, die Bäume des Regenwaldes leise rauschen und der See dort unten im Sternenschein blinkt, dann singen wir mehrstimmig »Weißt du, wieviel Sternlein stehen ...« Dann kommen uns manchmal die Tränen. Unsere Gäste lieben das. Sie wissen, daß sie am anderen Ende der Welt sind, aber daß sie die gleichen Sterne sehen wie zu Hause. Das vermittelt uns allen das Gefühl, wie klein die Erde doch ist. Und wie klein und vergänglich wir selbst.
    Wenn wir allein sein wollen, gehen Hartwin und ich in unseren privaten Bungalow und sitzen noch in der lauen Nacht auf der Terrasse. Die Grillen zirpen so laut, daß man sein eigenes Wort nicht verstehen kann.
    In den Ferien kommen immer seine beiden Mädchen aus Amerika. Sie genießen es, daß bei uns Weihnachten Sommer ist.
    Gestern waren wir genau drei Jahre in unserem neuen Heim. Hartwin stand an der »Reling«, wie ich immer zu unserer Brüstung hoch über dem Lake Rotorua sage.
    Er hielt zwei Gläser eiskalten Champagner in den Händen.
    »Es hat sich alles gelohnt«, sagte er.
    »Das Glück, das man sich erarbeitet, ist viel mehr wert als das Glück, das einem in den Schoß fällt«, erwiderte ich.
    »Könnte ein Tagesspruch von der ›MS Blaublut‹ sein«, sagte Hartwin.
    »WAR ein Tagesspruch von der ›MS Blaublut«, antwortete ich. Wir küßten uns. Der laue Wind strich uns über die nackten Arme. Ich fröstelte ein wenig, und sofort legte Hartwin mir seine Jacke um die Schultern.
    »Du bist so fürsorglich, Herr Direktor«, murmelte ich.
    »Ich würde alles für dich tun«, sagte Hartwin. »Für dich würde ich sogar jemanden umbringen.«
    »Hartwin«, antwortete ich tadelnd. »Mit solchen Sachen spaßt man nicht!«
    Wir tranken den Champagner aus und warfen die Gläser hinunter in den See. Das schwarze Wasser verschluckte sie sofort.

Alle Personen und Handlungen dieses Romans sind wie immer völlig frei erstunken und erlogen.
    Ich danke der Reederei Deilmann, daß ich auf der »MS Deutschland« meine Recherchen machen konnte.
    Dank auch an Prof. Dr. Gerd Habenicht für seine Gedichte und an Harm Hansen für die Schiffsführungen.
    Und ein besonderer Dank an meine LeserInnen, die mir trotz hoher Wellen und stürmischer See treu geblieben sind.

Quellenverzeichnis
    Gedichte
    Heinz Erhardt, »War ich, wo’s Bier ...«, S. 66 ( Bier-Fragment ) ; »Hinter eines Baumes Rinde ...«, S.99 f. ( Die Made ) aus: »Das große Heinz Erhardt Buch«
    © Fackelträger-Verlag, Oldenburg
    Erich Kästner, »Das ist mein Zimmer ...«, S. 149 ( Hotelsolo für eine Männerstimme aus: »Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke«); »Das ist das Verhängnis ...«, S. 164 ( Das Verhängnis aus: »Kurz und bündig« )
    © Atrium Verlag, Zürich und Thomas Kästner
    Herrmann Mostar, »Erst die Verpackung ...«, S. 60 aus: »In diesem Sinn die Großmama«
    © Michaela Lentz-Mostar
    Robert T. Odeman, »Einer Königin entfuhr ...«, S.105 ( Navigare necesse est oder Hofluft ) ; »Ein grantig Jüngferlein spazierte ...“, S. 132 ( Drei Wünsche ) aus: »Das hat gerade noch gefehlt«
    © 1992 Bleicher Verlag, Gerlingen
    Joachim Ringelnatz, »An einem Teiche ...«, S.14; »Ein männlicher Briefmark ...«, S. 14; »Gibson (sehr nervig) ...«, S. 18 ( Ringkampf ) aus: »Das Gesamtwerk in sieben Bänden«
    © 1994 Diogenes Verlag AG,
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