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Monkeewrench 04 - Memento

Monkeewrench 04 - Memento

Titel: Monkeewrench 04 - Memento
Autoren: P.J. Tracy
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Vorfall übers Handy, während Gino sich aufführte wie ein entsprungener Insasse aus der Psychiatrie: Er stapfte umher, wedelte mit den Armen, scheuchte die Leute beiseite und brüllte: «Polizei! Bleiben Sie zurück!», bis er schließlich knallrot im Gesicht und ganz heiser war. Die Menschenmenge wich ein wenig zurück, aber längst nicht weit genug, und Gino kam sich vor, als wollte er mit einer Hand einen Dammbruch stoppen. Er musste unwillkürlich an Frankensteins Monster und den wütenden Mob denken.
    Glücklicherweise war ein gutes Halbdutzend Streifenpolizisten des MPD im Umkreis des Winterfests unterwegs, die schnell am Schauplatz waren. Die Uniformen übernahmen das Kommando und hatten das Gebiet um Gino und Magozzi in null Komma nichts abgeriegelt.
    «Scheiße aber auch», brummte Gino, während er die plötzlich folgsamen Bürger beobachtete, die den Streifenpolizisten respektvoll zunickten und zurückblieben, wie man es ihnen sagte. «Wenn man so was sieht, bereut man es echt, keine Uniform mehr zu tragen. Ich wedele hier die ganze Zeit mit meiner Marke, und es bringt gar nichts. Dann kommen diese Jungs in voller Montur, und peng! ... alle hören auf sie.»
    Magozzi musterte die Polizisten, die die Menge zurückhielten, in der Hoffnung, jemanden zu entdecken, den er etwas besser kannte. «Vielleicht hättest du die Mütze ausziehen sollen. Ohrenklappen verbreiten nicht gerade Autorität.»
    «Du warst auch nicht besonders erfolgreich, Mr. Supermantel.»
    Einen Moment lang musterten sie beide schweigend den Schneemann, und was sie dabei dachten und empfanden, würden sie nie jemandem verraten - nicht einmal einander.
    «Das war bestimmt nicht leicht», sagte Gino schließlich mit einem Kopf schütteln.
    «Was meinst du?»
    «Hast du dir schon mal überlegt, wie schwierig es ist, eine Leiche in einen Schneemann zu kriegen?»
    «Bis jetzt noch nicht.»
    «Ich meine, wie bringt man einen schlaffen Toten dazu, aufrecht stehen zu bleiben, während man ihn in Schnee packt?»
    Magozzi überlegte. «Keine Ahnung. Vielleicht war er ja nicht schlaff.»
    «Du meinst Totenstarre oder so was?»
    «Oder so was. Genau. Vielleicht hatte der Mörder ja Hilfe.»
    Gino dachte einen Augenblick nach und schüttelte dann den Kopf. «Ich weiß nicht. Das ist doch völlig krank, und das richtig kranke Zeug kommt meist von Solisten. Ich wette mit dir um eine Million Dollar, dass wir keine Entsprechung kriegen, wenn wir das in den Datenbanken des FBI suchen.»
    «Darum wette ich nicht.»
    «Mist. Und ich dachte, du bringst mir leicht verdientes Geld.» Gino ging näher heran und setzte seine Begutachtung fort. «Vielleicht wird er ja mit irgendwas aufrecht gehalten.»
    «Wir wissen doch nicht mal, ob da ein Körper drunter ist. Vielleicht ist es ja nur der Kopf.»
    «Mensch, Leo.»
    «Was denn? Du bist doch hier von der Logistik besessen, ich äußere nur ein paar Vermutungen. Aber ich glaube, die eigentliche Frage ist, warum packt man einen Toten überhaupt in einen Schneemann? Nicht gerade die beste Art, eine Leiche zu entsorgen. Der Kerl ist ein ganz schönes Risiko eingegangen, in einem öffentlichen Park, am Abend vor so einer Veranstaltung.»
    Gino durchlief bei jedem Mordfall drei Phasen. Die erste war der kurze Moment, in dem er das Opfer als Person betrachtete. Den überwand er meist sehr schnell, bevor es ihn zu sehr belastete. Die zweite Phase bestand in der Distanzierung, wenn die Dinge, die am Tatort zu erledigen waren, jede menschliche Regung unterdrückten. Und die dritte Phase war rasender Zorn und hielt sich, sobald sie eingesetzt hatte, bis zu dem Tag, an dem sie die Akte schließen konnten. Diesmal, fand Magozzi, als er sah, wie sein Partner rot anlief, setzte sie reichlich früh ein.
    «Scheiße, das macht mich wirklich wütend, weißt du? Das ist ein Wettbewerb für Kinder, verdammt nochmal! Was für ein krankes Schwein lässt eine Leiche an einer Stelle zurück, wo Kinder sie finden können?» Er zerrte sein Handy aus der Tasche und drückte eine Kurzwahltaste. «Ich muss Angela Bescheid sagen, damit sie nicht auch noch mit unseren Kindern herkommt.»
    Während Gino mit Angela sprach, winkte Magozzi zwei uniformierte Polizisten heran, die über das verschneite Feld voller Schneemänner stapften. Sie hatten leuchtend gelbes Absperrband um die Handgelenke geschlungen und suchten nach einem Tatort, den sie damit abriegeln konnten. «Gebt mir fünfzehn Meter rund um den Schneemann hier.»
    «Geht klar. Um
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