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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady
Autoren: Peter O'Donnell
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versunken genoß er ihre Schönheit.
    Als er ihr Lächeln sah, erklärte er leichthin: «Ich muß das Hohelied Salomos wieder einmal lesen.»
    «Da gibt es eine Stelle, an der es heißt: ‹
Dein Haar ist wie eine Herde Ziegen
.› Hast du das gemeint? Diese Fechtmasken verderben jede Frisur.»
    «Nein. Da steht auch etwas darüber, daß Honig unter ihrer Zunge ist. Und dann: ‹
Du bist allerdings schön, meine Freundin, und ist kein Flecken an dir
.›»
    «Dann mußt du nicht genau hingeschaut haben.»
    «Habe ich aber. Acht Narben. Aber du kannst jetzt kaum mehr eine davon erkennen, und sie zählen sowieso nicht.»
    Kurze Zeit später sagte Collier plötzlich: «Sag, warum um alles in der Welt schaffen wir nicht klare Verhältnisse?»
    «Du meinst uns beide?»
    «Ja.»
    «Nun, eine feine Lage für einen Mann, um einen Heiratsantrag zu machen!» Sie begann sich vor Lachen zu schütteln.
    Collier verspürte keinen Anflug von verletztem Stolz. In ihrer Liebesvereinigung gab es immer ein starkes Element überschäumenden Glücks.
    «Im Kamasutra wird es eindringlich empfohlen», sagte er.
    «Theoretiker.»
    «Hör auf, so zu wackeln. Das hat … das bringt mich aus der Fassung.»
    «Dafür bin ich da. Vielleicht hättest du weiterlesen sollen.»
    Dann gab es keine Worte mehr zwischen ihnen, sondern nur die beinah unerträgliche Süße, als sie gemeinsam den langen Hügel der Lust bestiegen und sich in die von Sonnenglanz erfüllte Welt dahinter aufschwangen.
    Als sie lange Zeit später mit ihrem Kopf auf seiner Schulter lag, schob ihr Collier die Zigarette, die sie gemeinsam rauchten, zwischen die Lippen und fragte schläfrig: «Wie geht es meinem alten Freund Willie Garvin?»
    Sie stieß eine lässige Rauchwolke aus. «Ich hoffe, es geht ihm gut.»
    «Ist er nicht hier?»
    «In den USA oder in Mexiko, glaube ich. Ich habe schon eine Weile nichts von ihm gehört.»
    «Was tut er dort drüben?»
    Sie zog die Stirn kraus. «Ich weiß nicht. Das ist aber auch so ziemlich das einzige, das ich von Willie nicht weiß.»
    «Was willst du damit sagen?»
    «Einmal im Jahr kommt es vor, seit … ja, seit sechs oder sieben Jahren, also seit der Zeit, als er noch im ‹
Netz
› für mich arbeitete. Jedes Jahr geht er für fünf oder sechs Wochen auf eigene Faust weg. Nach Australien, Japan, Indien – was du willst. Nie sagt er, was er getrieben hat.»
    «Mädchen, sehr wahrscheinlich.»
    «Nein. Er erzählt mir von seinen Mädchen und auch von allem anderen, was er auf einer gewöhnlichen Reise unternimmt. Aber mit diesen alljährlichen Ausflügen ist es etwas anderes.»
    «Hast du ihn danach gefragt?»
    «Er ist doch nicht mein Eigentum, Liebling. Er wird es mir schon erzählen, wenn er will.»
    «Er wird es dir erzählen, wenn du fragst. Da gibt es nichts, das Willie nicht für dich täte, wenn du nur einen Finger hebst.»
    «Ich weiß. Darum muß ich immer sehr gründlich überlegen, ehe ich einen Finger hebe. Und es steht mir nicht zu, seine Geheimnisse zu kennen.»
    «Beunruhigt dich dieses mysteriöse Treiben von Willie?» fragte Collier neugierig. «O nein.» In seiner Armbeuge fühlte er ihr Achselzucken. «Ich bin nur ein bißchen verwundert. Aber er kommt immer sehr vergnügt und voller Aktivität zurück. Warum sollte ich mich also beunruhigen?»
    «Ich beunruhige mich auch nicht», murmelte Collier abwesend. «Ich bin nur neugierig. Möchte wohl wissen, was er jetzt gerade treibt?»
    Modesty ergriff sein Handgelenk und drehte es herum, damit sie auf seine Uhr schauen konnte. «In den USA ist es jetzt zwischen ein und vier Uhr morgens», sagte sie. «Vermutlich ist er im Bett.»

3
    Der Mond stand klar und hoch am Himmel.
    In dem kalten, metallischen Licht schaute Willie Garvin auf das Gesicht des Mädchens nieder. Auf einer alten Matratze und in eine Decke gewickelt, lag sie im Rumpf von Lucos Boot zu seinen Füßen. Sie hatten Willies Reisetaschen aus Lucos Haus abgeholt, und während der vergangenen Stunde war das knarrende Boot mit dem Wind und der Strömung durch die Sandbänke der nördlichen Passage gefahren.
    Jetzt endlich bewegte sich das Mädchen. Ihre Lider zitterten und öffneten sich. Sie schlossen sich wieder, und dann lag sie einen Augenblick lang ganz still. Ihr Gesicht nahm einen immer stärker werdenden Ausdruck von Verwirrung und Wachsamkeit an und verzerrte sich dann in plötzlicher Angst, als die Erinnerung zurückkehrte. Sie schrie auf und versuchte sich aus der Decke zu befreien.
    «Schon gut,
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