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Mira und der weiße Drache (German Edition)

Mira und der weiße Drache (German Edition)

Titel: Mira und der weiße Drache (German Edition)
Autoren: Margit Ruile
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hereinkommen?«, fragte sie die Hexe Fa und Miranda, die immer noch im Regen standen.
    Die Hexe Fa schob ein paar nasse Haarsträhnen unter ihr Kopftuch. »Kaffee ist gut!«, murmelte sie. »Kaffee hatte ich schon lange nicht mehr!«
    Kurz darauf saßen die Hexe Fa, Mira und Miranda auf den zierlichen Stühlen in Tante Lisbeths Wohnzimmer, die den ovalen Tisch umrundeten. Tante Lisbeth holte gerade eine Dose mit Kaffeebohnen aus dem Schrank und beobachtete mit schreckerfülltem Blick, wie aus Mirandas Ärmel Wasser auf den frisch gesaugten Orientteppich tropfte. Miranda musste kräftig niesen und wollte gerade ihre Nase an ihrem Ärmel abwischen, als ihr die Hexe Fa mit einem missbilligenden Blick Tante Lisbeths Stoffserviette reichte. In diesem Moment schnellte über dem Kopf der Hexe Fa ein grasgrüner Kuckuck aus seinem Uhrgehäuse und rief etwas blechern »Kuckuck«. Dann verschwand er wieder für eine Sekunde in dem Uhrenkasten, um gleich darauf wieder mit einem erneuten »Kuckuck« aufzutauchen.
    Miranda und die Hexe Fa waren zusammengezuckt.
    »Ah! Der Kaffee!«, rief die Hexe Fa schließlich und nahm der verdatterten Tante Lisbeth die Dose aus der Hand. »Das riecht aber köstlich«, murmelte sie, als sie ihre große vernarbte Nase in die Dose steckte. Dann nahm sie sich eine Bohne zwischen Daumen und Zeigefinger und vertilgte sie mit glücklichem Schmatzen. »Oh«, sagte Tante Lisbeth verwirrt. »Eigentlich ... eigentlich mahlt man die Bohnen und gießt sie mit heißem Wasser auf.« »Ah«, sagte die Hexe Fa, während sie mit ihrer ledrigen Hand nach weiteren Bohnen fischte. »Sie machen ein Getränk daraus? Sicher auch nicht schlecht.« Tante Lisbeth kratzte sich am Kopf und füllte ein paar der Kaffeebohnen in eine Servierschale und stellte sie vor die erfreute Hexe Fa. Dann verschwand sie mit einem Stöhnen in der Küche, von wo nach einer Weile das röchelnde Gurgeln der Kaffeemaschine zu vernehmen war.
    Plötzlich hörte man einen spitzen Schrei aus der Küche, und kurz danach stürzte Tante Lisbeth kreidebleich ins Wohnzimmer. »Ich weiß ja nicht, ob das etwas zu bedeuten hat ...«, sagte sie zittrig, »... aber vor meinem Küchenfenster steht ein Luchs und klopft an die Scheibe.«
    »Ah, das ist sicher Rabeus«, erklärte die Hexe Fa. »Ich habe ihm gesagt, wo ich bin. Sie können ihn ruhig hereinlassen.«
    »Hereinlassen?«, fragte Tante Lisbeth und klammerte sich an einem der zierlichen Stühle fest. »Ich geh schon!«, rief Miranda schnell, sprang auf und lief in die Küche.
    Kurz darauf hörte Mira, wie in der Küche ein Fenster geöffnet wurde und gleich danach etwas klirrend zu Boden fiel. Dann erschien Miranda in Begleitung eines großen Luchses.
    Der Luchs schüttelte sich heftig und verspritzte zu Tante Lisbeths Entsetzen große dunkle Wassertropfen in alle Richtungen.
    Schließlich verwandelte er sich in den schwarzhaarigen Jungen mit der silbernen Haarsträhne, der sich schon mit Xenia auf dem Zauberrat gestritten hatte. Er verneigte sich ernst vor der Hexe Fa und dann vor Tante Lisbeth, die fast mit dem Stuhl nach hinten gekippt wäre.
    »Tut mir leid um die Vase in der Küche«, sagte Rabeus entschuldigend.
    »W... W... Willst du vielleicht auch einen Kaffee?«, fragte Tante Lisbeth völlig verwirrt.
    »Oh ja, gerne, vielen Dank«, antwortete Rabeus und nahm sich die letzte Bohne aus der Servierschale.
    »Ich, ich ... geh dann mal und hol den Kuchen!«, murmelte Tante Lisbeth mit leichenblassem Gesicht und verschwand mit wackligen Schritten in Richtung Küche.
    Rabeus sah erschöpft aus und strich sich seine einzelne weiße Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich komme vom Zauberrat. Er hat sich wegen des Sturms schon aufgelöst. Man sucht euch.« Er blickte auf Miranda, die schnell zu Boden sah. »Und vor allem sucht man dich! Sie waren nicht sehr erfreut, als sie dich nicht mehr in dem Bannkreis gefunden haben! Xenia behauptete sogar, dass du mit der schwarzen Hexe unter einer Decke steckst.«
    »Das ist nicht wahr«, rief Miranda aufgebracht. » Xenia ist die Verräterin, sie war im Haus der schwarzen Hexe und hat ihr geholfen, mich gefangen zu nehmen«, fuhr sie fort, und Mira konnte sehen, wie ihr das Wasser in die Augen schoss. Rabeus nickte. »Mir war gleich klar, dass die Geschichte nicht stimmen konnte.« Seine dunklen Augenbrauen zogen sich zusammen. »Aber du hast Glück. Ein alter Rabe namens Sycorax hatte Xenia schon vorher in der Silbernen-Fisch-Gasse gesehen.« Er lächelte
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