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Mia

Mia

Titel: Mia
Autoren: Janina Behrens
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Ich habe die Briefe geschrieben.« Sie schaute Frau Vogt ins Gesicht. Inzwischen musste sie purpurrot sein. Ihr Gesicht glühte. »Kati hätte Ihnen das niemals verraten. Dann steht sie lieber selbst dumm da.«
    Ihre Lehrerin schaute sie mit einem Nicken an. »Du also.« Mehr kam nicht.
    Nervös nestelte Mia an ihrer Halskette herum. Sie fühlte sich wie ein geprügelter Hund. Frau Vogt wich ihrem Blick aus. »Ja, ich«, sagte Mia. »Eigentlich wollte ich erst nicht, dass Sie’s wissen. Das ist alles verdammt dumm gelaufen. Ich wusste nicht . . . na ja, ich wusste nicht, wie ich Ihnen das sagen sollte. Aber ich konnte irgendwie nicht anders. Und der zweite Brief . . .« Ihre Stimme wurde leiser. Sie senkte den Blick. »Ich weiß selber nicht, warum ich den geschrieben habe. Aber ich musste. Ich wollte Ihnen, glaube ich . . .« Sie schaute wieder hoch. Frau Vogt sah sie direkt an. Mia war nicht imstande, diesen Blick zu deuten. »Ich wollte Ihnen, glaube ich, einfach . . . alles sagen.« Sie konnte den Blick nicht länger ertragen und blickte aus dem Küchenfenster. »Also, es würde mir verdammt leid tun, wenn Sie jetzt . . . sauer wären. Oder so was. Ich wollte Sie wirklich nicht verletzen oder verwirren oder so.«
    Sie schaute ihre Lehrerin an. Eine lange Minute passierte nichts.
    »Frau Vogt?« Mia war völlig hilflos. »Soll ich lieber gehen?«
    »Nein, Mia, bleib.« Die Lehrerin stand auf und ging nach nebenan ins Wohnzimmer. Kurz darauf kam sie mit einer Flasche Grappa und zwei Gläsern wieder. »Willst du?« Mia war äußerst dankbar. Sie tranken. Dann endlich begann Frau Vogt zu sprechen. Sie schaute Mia direkt an. Die Wärme war in ihren Blick zurückgekehrt, aber da war auch Verunsicherung und Ablehnung. »Ich freue mich, dass du so ehrlich zu mir bist.« Sie versuchte zu lächeln, sah aber sehr hilflos aus. »Ich . . . als ich den ersten Brief bekam, war ich ziemlich verwirrt. Ich habe mich natürlich gefragt, von wem der ist, aber hauptsächlich habe ich mich gefreut.« Mia war erstaunt. »Weißt du, dieser Brief war so wahnsinnig schön. So natürlich. Also einfach auch so . . . romantisch. Ich habe schon lange keinen Liebesbrief mehr bekommen, weißt du?«
    »Warum nicht?« fragte Mia.
    Frau Vogt lächelte. »Und auch noch nie einen so schönen, glaube ich. Deshalb habe ich mich wirklich sehr gefreut. Ich dachte, schön, ein Verehrer. Aber als Kati mich dann so ausgefragt hat, da dachte ich . . . na ja, sie war so neugierig und . . . dann nach unserem Gespräch dachte ich an Christian. Das war ja wohl auch so geplant, oder?« Sie lächelte. »Mir war ziemlich schnell klar, dass er nie im Leben einen solchen Brief schreiben könnte. Aber Kati, die könnte es. Und als dann der andere Brief kam, von einem Mädchen . . .«
    »Frau«, sagte Mia.
    »Sorry. Natürlich. Frau. Das war auch wirklich nicht der Brief eines Mädchens.« Sie sah Mia direkt an.
    Oh Gott, wie peinlich. Wenn sie daran dachte, was sie alles geschrieben hatte. Sie schaute auf den Boden.
    »Also, Mia, das ist schon ein ganz schön blödes Gefühl, solch einen Brief zu bekommen und nicht zu wissen, von wem er ist. Ich habe mir den Kopf zerbrochen, wer unbedingt mit mir . . .«
    »Tut mir leid«, unterbrach Mia sie, bevor es noch schlimmer wurde. »Ich hätte ihn nicht schicken sollen.«
    »Das meine ich nicht. Ich wollte damit sagen, du hättest ihn unterschreiben sollen. Im Grunde fand ich ihn ganz . . . na ja, gegen seine Gefühle kann man nichts machen, Mia. Ich bin sicher, das ist dir klar. Ich bin überhaupt nicht sauer, eher . . . überrascht. Und wenn ich ehrlich sein soll, ich fühlte mich ganz schön geschmeichelt.«
    Was hatte das denn jetzt zu bedeuten? Mia hob erstaunt den Kopf. »Nicht sauer? Da bin ich aber wirklich verdammt froh. Ich habe ganz schön Angst gehabt. Hab’ schon überlegt, die Schule zu wechseln.«
    Verwirrt sah Frau Vogt sie an. »So’n Quatsch. Lass den Kopf nicht so hängen. Jetzt hast du’s mir gesagt und gut. Du weißt es, ich weiß es, Feierabend.«
    »Und wie soll’s jetzt weitergehen?« fragte Mia.
    »Keine Ahnung. Ich mag dich wirklich gern, Mia. Aber du weißt doch, dass du meine Schülerin bist und ich deine Lehrerin. Selbst wenn ich . . . na ja, wenn ich das gleiche empfinden würde, dann wär’ das niemals möglich. Das ist dir doch klar, oder?« Sie sah Mia eindringlich an.
    »Klar«, antwortete Mia traurig. Blöd war sie nicht. Das kannte sie aus
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