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Mars 02 - Die Götter des Mars

Mars 02 - Die Götter des Mars

Titel: Mars 02 - Die Götter des Mars
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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falsche Göttin ein.
    »Erstgeborene«, rief ich, an diejenigen gewandt, die sich mit im Raum befanden. »Ihr habt heute die Ohnmacht von Issus mit angesehen - die Götter sind allmächtig, Issus ist keine Göttin. Sie ist eine grausame und böse alte Frau, die euch jahrhundertelang getäuscht und mit euch gespielt hat. Nehmt sie. John Carter, Prinz von Helium, möchte seine Hände nicht mit ihrem Blut beflecken.« Damit stieß ich die wütende Bestie, die noch vor einer knappen halben Stunde von der ganzen Welt als göttlich verehrt worden war, von dem Podest ihres Thrones in die lauernden Krallen ihres verratenen und rachedurstigen Volkes.
    Ich entdeckte Xodar unter den Offizieren der roten Männer und bat ihn, mich schnell zum Tempel der Sonne zu führen. Ohne zu warten, um in Erfahrung zu bringen, welches Schicksal die Erstgeborenen ihrer Göttin zuteil werden ließen, verließ ich eilends mit Xodar, Carthoris, Hor Vastus, Kantos Kan und einer Schar anderer roter Edler den Raum.
    Der Schwarze führte uns rasch durch die inneren Gemächer des Tempels, bis wir auf dem zentralen Hof standen - einer großen, kreisrunden Fläche, die mit durchsichtigem Marmor von ausgesuchtem Weiß gepflastert war. Vor uns erhob sich ein goldener Tempel, der mit höchst wunderbaren und phantasiereichen Mustern verziert war. Sie waren mit Diamanten, Rubinen, Saphiren, Türkisen, Smaragden und den tausend anderen namenlosen Edelsteinen des Mars versehen, welche die meisten Edelsteine der Erde an Pracht und Reinheit übertreffen.
    »Hierhin«, sagte Xodar und führte uns zum Eingang in einen Tunnel, der in den Hof neben dem Tempel mündete. Gerade als wir im Begriff waren, hinabzusteigen, hörten wir ein tiefes Dröhnen aus dem Tempel von Issus aufsteigen, den wir soeben verlassen hatten, und dann kam ein roter Mann, Djor Kantos, Padwar des fünften Utan, aus einem Tor in der Näher herbeigestürzt und rief uns zu, wir sollten umkehren.
    »Die Schwarzen haben den Tempel in Brand gesetzt. Er brennt an tausend Stellen. Eilt in die äußeren Gärten, oder ihr seid verloren.«
    Noch während er redete, sahen wir Rauch aus mehreren Fenstern aufsteigen, die in den Hof des Tempels der Sonne blickten, und hoch über dem höchsten Minarett von Issus hing eine ständig größer werdende Rauchwolke.
    »Zurück! Zurück!« rief ich denen zu, die mich begleitet hatten. »Weise mir den Weg, Xodar. Weise mir den Weg und verlaß mich. Noch kann ich meine Prinzessin erreichen.«
    »Folge mir, John Carter«, erwiderte Xodar und stürmte in den Tunnel zu unserer Rechten, ohne auf meine Antwort zu warten. Ihm dicht auf den Fersen stürmte ich durch ein halbes Dutzend Reihen von Galerien, bis er mich schließlich über einen Gang entlangführte, an dessen Ende ich ein kleines Zimmer sah.
    Massive Stangen verwehrten uns das weitere Vorankommen, doch dahinter erblickte ich sie - meine unvergleichliche Prinzessin. Thuvia und Phaidor waren bei ihr. Als sie mich sah, stürzte sie zu dem Gitter, das uns trennte. Der Raum hatte sich auf seinem langsamem Weg schon so weit gedreht, daß nur noch ein Teil der Öffnung in der Tempelwand sich gegenüber dem vergitterten Ende des Korridors befand. Langsam schloß sich die Öffnung, und bald würde nur noch ein winziger Spalt klaffen, dann würde auch dieser geschlossen werden. Der Raum würde sich dann gemächlich ein langes Barsoomisches Jahr lang drehen, bis die Öffnung in der Wand wieder einen kurzen Tag lang am Ende des Ganges vorüberglitt.
    Doch was für grauenvolle Dinge würden inzwischen in diesem Raum vor sich gehen!
    »Xodar! Kann keine Macht dieses gräßliche, sich drehende Monster zum Halten bringen?« fragte ich. »Gibt es niemanden, der das Geheimnis dieses schrecklichen Gitters kennt?«
    »Ich fürchte, niemanden, den wir noch rechtzeitig herholen könnten. Dennoch werde ich gehen und es versuchen. Warte hier auf mich.«
    Nachdem er gegangen war, sprach ich mit Dejah Thoris, und sie streckte mir ihre liebe Hand durch die gnadenlosen Gitterstäbe, damit ich sie bis zum letzten Augenblick halten konnte.
    Thuvia und Phaidor traten ebenfalls näher, aber als Thuvia sah, daß wir allein sein wollten, zog sie sich zur anderen Seite des Raumes zurück. Nicht so die Tochter von Matai Shang.
    »John Carter, dies ist das letzte Mal, daß du eine von uns erblickst«, sagte sie. »Sage mir, daß du mich liebst, damit ich glücklich sterben kann.«
    »Ich liebe nur die Prinzessin von Helium«, erwiderte ich ruhig.
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