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Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition)
Autoren: Mark Brandis
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zu enträtseln, wer vor uns die spiralförmigen Gänge und halbrunden Räume mit Leben erfüllt hatte.
    Das Gefühl der Beklemmung wurde vollends zum Alptraum, als wir jenen Raum betraten, der mit der Aufschrift Messe gekennzeichnet war.
    »Sir, sehen Sie doch!«
    Lieutenant Horstmanns Stimme klang nahezu andächtig. Jedoch er brauchte mich nicht aufmerksam zu machen.
    Wer immer ASTROSTAT verlassen hatte, er war vor kurzem noch da gewesen. Und – er hatte keine Not gekannt, jedenfalls keine physische.
    Nach den verzweifelten Wochen des Hungerns sahen wir uns plötzlich übergangslos ins Schlaraffenland versetzt. Hinter dem gläsernen Tresen, der die Messe zur Kombüse hin begrenzte, türmten sich die belegten Brote, und mindestens ein Dutzend Schüsseln mit den verschiedensten Salaten wartete darauf, daß man sich bediente.
    Es ist schwer zu sagen, wann genau es mir auffiel, daß Lieutenant Stroganow fehlte. Eben noch hatte ich mich in einem geradezu rauschhaften Zustand befunden; nun wirkte die Entdeckung, daß der Navigator fehlte, wie ein Akt gewaltsamer Ernüchterung auf mich.
    Es war mir nie so recht gelungen, Iwan Stroganows schwerfällig wirkende Denkweise, hinter der sich soviel Weisheit verbarg, zu ergründen; immer wieder, wenn es nicht gerade um dienstliche Angelegenheiten ging, überraschte er mich mit völlig unvorhersehbaren Verhaltensweisen.
    Erst nachdem ich mich, wie alle anderen auch, über die Salate und Brote hergemacht hatte, unter Mißachtung jeder Rangordnung und Etikette, vermißte ich ihn plötzlich. »Hat jemand zufällig gesehen, wohin sich Lieutenant Stroganow entfernt hat?« fragte ich.
    Keiner, so mußte ich erfahren, hatte darauf geachtet.
    Mit einer Ausnahme. Sergeant Kemal, der Apollo-Mechaniker, wußte mir auf meine Frage zu antworten: »Ich, Sir.«
    »Ja?«
    »Lieutenant Stroganow bittet Ihnen auszurichten, Sir, daß er an Bord zurückgekehrt ist, um Lieutenant Ibaka zu versorgen. Er wird gleich wieder hier sein.«
    Es war der beschämendste Augenblick im Verlauf meiner ganzen Laufbahn. Ich hatte angesichts der vollen Schüsseln den krank darniederliegenden Bordingenieur vorübergehend einfach vergessen.
    An jenem Apriltag freilich hielt meine Beschämung nicht lange vor.
    Noch heute weiß ich nicht, was mich veranlaßte, den Teller abzusetzen und mich umzudrehen. Mag sein, daß ich, ohne es recht wahrzunehmen, etwas gehört habe. Vielleicht war es aber auch nur ein Gefühl.
    Wir waren nicht mehr allein.
    Mit ihren kurzen Laser-Gewehren beherrschten sie die Situation. Zudem waren sie in der Übermacht: zehn gegen sechs.
    Aber das erklärt nicht das Ausmaß meines Entsetzens. Was mich, zumindestens vorübergehend, zu jeder Gegenwehr unfähig machte, war etwas anderes.
    Dann und wann, bevor alle unsere Verbindungen abbrachen, hatte ich von den heimlichen Experimenten munkeln gehört, die der General in streng bewachten, unzugänglichen Laboratorien anstellen ließ; aber nie hatte ich an eine solche Entartung der Wissenschaft glauben wollen. Selbst Tschou Fang-Wu, der gutinformierte Verteidigungsminister der VOR, hatte sich einer gewissen Skepsis nicht erwehren können, als er mich bei unserer Zusammenkunft in Peking im Mai 2070 vor der hypothetischen Möglichkeit einer solchen Geheimwaffe, wie er sich ausdrückte, warnte. Es ging um eine Ankündigung des Generals: die Drei Kontinente würden die VOR auch in der Menschenzahl einholen und überrunden; und jedem Soldaten, den Asien aufzubieten hätte, würde er innerhalb kürzester Frist wenigstens zwei gegenüberstellen können. »Mit dem Homo Factus«, hatte Tschou Fang-Wu gesagt, »ist in der Vergangenheit bereits soviel herumexperimentiert worden. Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß er auch in der Zukunft über das experimentelle Stadium nicht hinausgedeihen wird.« Eine Voraussage, die, wie ich jetzt erfuhr, zumindest voreilig gewesen war.
    Trotz der unverkennbaren Ähnlichkeit der Uniformen war es nicht die gewöhnliche Tödliche Garde, die da auf ASTROSTAT unversehens die Messe betreten hatte. Die zehn Männer gehörten einer Einheit an, die ich bislang ins Reich der Phantasie verwiesen hatte.
    Sie trugen schwarze, eng anliegende Uniformen mit einem flammend-roten Schlangen-Enblem vor der Brust. Doch nicht dies allein unterstrich ihre Zusammengehörigkeit. Da war noch etwas anderes.
    Sie alle waren gleich groß, gleich alt und gleich blond und blauäugig.
    Auf den ersten Blick konnte man sie überhaupt nicht
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