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Malloreon 4 - Zauberin von Darshiva

Malloreon 4 - Zauberin von Darshiva

Titel: Malloreon 4 - Zauberin von Darshiva
Autoren: David Eddings
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und er bestand darauf, daß auch das Amt des Oberbefehlshabers erblich würde. Hilflos mußten die Generäle auf seine Forderung eingehen. So stand Kallath an der Spitze des Kontinents als Kaiser von Melcena und Oberbefehlshaber von Angarak.
    Der Zusammenschluß von Melcena und Angarak verlief turbulent, doch schließlich trug die melcenische Geduld den Sieg über die angarakanische Brutalität davon, da sich im Lauf der Jahre die melcenische Bürokratie als bedeutend leistungsfähiger erwies als die angarakanische Militärverwaltung. Die Bürokratie befaßte sich zunächst mit so scheinbar unbedeutenden Dingen wie Normen und Währung. Von dort war es nur ein kurzer Schritt zur Errichtung eines kontinentalen Straßenamts. Innerhalb von wenigen Jahrhunderten war die Bürokratie so gut wie für jeden Aspekt des Lebens auf dem Kontinent zuständig. Wie immer sammelte sie begabte Männer und Frauen aus allen Winkeln Malloreas zusammen, gleichgültig, welcher Rasse sie angehörten. Bald war es nichts Ungewöhnliches mehr, daß Verwaltungsabteilungen aus Melcenern, Karandesern, Dalasern und Angarakanern zusammengesetzt waren. Um 4400 war die bürokratische Überlegenheit komplett. Inzwischen wurde der Titel Oberbefehlshaber kaum noch benutzt, vielleicht, weil die Bürokratie alle Schriftstücke an den Kaiser adressierte. Es gibt offenbar kein eigentliches Datum, an dem der Kaiser von Melcena zum Kaiser von Mallorea wurde; dieser Titel wurde formell auch erst nach dem katastrophalen Einsatz im Westen bestätigt, der mit der Schlacht von Vo Mimbre endete.
    Die Bekehrung der Melcener zur Anbetung Toraks war bestenfalls oberflächlich. Auf ihre pragmatische Weise akzeptierten sie die Formen der angarakanischen Religion aus politischer Zweckdienlichkeit, doch den Grolims gelang es nie, sie zu der kriecherischen Unterwürfigkeit gegenüber dem Drachengott zu zwingen, die schon seit jeher bezeichnend für die Angarakaner gewesen war.
    4850 zeigte sich Torak plötzlich höchstpersönlich nach Äonen der Abgeschiedenheit in Ashaba. Ein gewaltiger Schrecken erfaßte ganz Mallorea, als der lebende Gott, der sein verunstaltetes Gesicht hinter einer Maske aus poliertem Stahl verbarg, am Tor von Mal Zeth erschien. Der Kaiser wurde verächtlich abgesetzt, und Torak übernahm die absolute Herrschaft als ›Kal‹ – König und Gott. Kuriere wurden nach Cthol Murgos, Mishrak ac Thull und Gar og Nadrak gesandt, und 4852 kam ein Kriegsrat in Mal Zeth zusammen. Die Dalaser, Karandeser und Melcener waren wie betäubt durch die Erscheinung einer Wesenheit, die sie immer für eine rein mythische Figur gehalten hatten, und ihr Schock wurde noch durch die Anwesenheit von Toraks Jüngern verstärkt.
    Torak war ein Gott und sprach nur, um Befehle zu erteilen. Aber seine Jünger – Ctuchik, Zedar und Urvon – waren Menschen, und sie betrachteten und untersuchten alles mit kalter Arroganz. Sie sahen sofort, daß die malloreanische Gesellschaft fast vollkommen weltlich geworden war – und sie unternahmen Schritte, das zu ändern. Eine Schreckensherrschaft begann in Mallorea. Grolims waren überall, und Weltlichkeit war für sie eine Form von Ketzerei. Opferungen, die seit langem so gut wie unbekannt waren, wurden mit fanatischem Eifer neu eingeführt. Bald gab es in ganz Mallorea kein Dorf mehr ohne eigenen Altar und Opferfeuer. Mit einem Streich beendeten Toraks Jünger Jahrtausende militärischer und bürokratischer Regierung und brachten den Grolims die absolute Oberherrschaft zurück. Es dauerte nicht lange, und es gab keinen Aspekt malloreanischen Lebens mehr, der sich nicht auf schreckliche Weise dem Willen Toraks beugte.
    Die Mobilmachung Malloreas für den Krieg mit dem Westen entvölkerte den Kontinent fast, und das Desaster von Vo Mimbre löschte eine ganze Generation aus. Der verhängnisvolle Feldzug, dazu der scheinbare Tod Toraks durch den Rivanischen Hüter, demoralisierte Mallorea völlig. Der greise Kaiser kehrte aus seinem Ruhestand zurück und versuchte die zerstörte Bürokratie neu aufzubauen. Den Bemühungen der Grolims, an der Herrschaft festzuhalten, widersetzte man sich mit allgemeinem Haß. Ohne Torak besaßen sie keine wirkliche Macht. Die meisten Söhne des Kaisers waren in Vo Mimbre gefallen, doch ein begabtes Kind, ein Junge von sieben Jahren, ein später Sohn, war ihm geblieben. Der Kaiser brachte seine letzten Lebensjahre damit zu, seinen Sohn zu auszubilden und ihn auf das schwere Amt des Herrschers vorzubereiten.
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