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Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition)

Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition)

Titel: Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition)
Autoren: René Grandjean
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ich kehrt.
    „Lauf, Nori! Lauf!“, ruft sie.
    Widerstrebend gehe ich ein paar
Schritte rückwärts.
    Wehe, ihr tut ihr weh!
    Da naht Verstärkung. Mehr Polizei.
Ich renne weg.
     
    Der Backstage-Bereich ist wie eine
Stadt aus Zelten und Containern. Außer mir haben es auch ein paar Autogrammjäger
hineingeschafft. Wir rennen durch die verwinkelten schmalen Gassen. Keine
Ahnung, ob uns jemand folgt.
    Ein Stück vor mir schielt ein
spanisch aussehender Junge vorsichtig um eine Ecke. Plötzlich fällt er um. Ein
großer, kahler Mann im Security-Shirt tritt ins Licht.
    Hat er den Spanier gerade einfach
niedergeschlagen?
    Ich bekomme es mit der Angst zu
tun. Vorsichtig gehe ich den Weg zurück, den ich gekommen bin. Ganz dicht an
den Zeltwänden entlang. Ein asiatisches Mädchen läuft mir in die Arme.
    „George Michael?“, fragt sie.
    Ich schüttele energisch den Kopf,
weise sie mit Handzeichen an still zu sein und umzudrehen.
    Ob sie mich versteht? Ich weiß es
nicht. Aber sie geht weiter. Sekunde später höre ich ihren Schrei. Spitz und
hoch. Dann reißt er ab. Mir ist das hier nicht geheuer. Die Leute verschwinden
wie im ersten Teil von Alien . Schnapp und weg! Steifbeinig gehe ich
weiter. Höre Stimmen. Ich drücke mich an die Zeltwand wie ein Spion in geheimer
Mission. Und tatsächlich. Ein Trupp Polizisten rennt eine Armeslänge an mir
vorbei. Das war knapp.
    Ich spüre eine Berührung an der
Schulter. Mit erhobener Faust springe ich herum. Der Securitymann! Wie riesig
er ist. Und stämmig. Das muss ein rasierter Gorilla sein.
    „What the fuck!“, brüllt er so
laut, dass ich mich am liebsten auf den Boden werfen möchte. Aber er hält mich
fest, ballt die Faust.
    Ich schließe die Augen in Erwartung
des Schmerzes. Doch da erklingt ein dumpfer Gong. Der Gorilla brummt kehlig,
lässt von mir ab. Ein zweiter Gong, lauter als der erste. Lang hallt er nach.
Ich öffne vorsichtig ein Auge, muss einfach hinsehen. Wie in Zeitlupe kippt der
Gorilla vornüber, landet auf Bauch und Gesicht und rührt sich nicht mehr. Und
dahinter steht, bewaffnet mit einer gusseisernen Bratpfanne – „Josch?“
     „Im Kino müssen die immer nur
einmal zuschlagen“, sagt er kopfschüttelnd. „Schnell, hier rein!“
    Josch hebt die Zeltplane an. Das
Zelt ist voll mit Kabeltrommeln und Gerümpel. Aber kein Mensch ist zu sehen.
Wir verstecken uns in der hintersten Ecke. Ich komme langsam wieder zu Atem.
    „Was machst du hier?“
    Bevor er antworten kann, umarme ich
ihn. Weil mich die Freude übermannt, dass er da ist.
    „Echt, Nori, dieses Anfassen
könntest du dir mal abgewöhnen!“
    Ich lache und lasse ihn los.
    „Erzähl.“
    „Scheiße, Mann“, sagt er. „Bettina
und du, ihr wart noch keine fünf Minuten weg, als ich mich wie der absolute
Vollidiot gefühlt habe. Ich meine, es ist doch eigentlich total egal, ob du die
Wahrheit sagst. Du bist mein Freund!“ Verlegen schaut er auf seine Füße. Ich grinse
und klopfe ihm auf die Schulter.
    Geräusche jenseits der Zeltplane
lassen uns aufhorchen. Wir erstarren. Stimmgewirr. Der Gorilla grunzt. Dann entfernen
sich Schritte. Josch redet weiter, jetzt ganz leise:
    „Ich habe mit einem der Fahrer
gequatscht. Er sagte, dass es noch einen zweiten Backstagebereich gibt. Im
Stadion. Hinter einer zweiten Schleuse. Ein vergittertes Tor mit unzähligen
Sicherheitsleuten. Da kommt man nur mit dem goldenen Backstagepass durch.“
     „Dreck!“, raune ich.
    „Lass uns hierbleiben, bis sich die
Aufregung draußen gelegt hat“, schlägt er vor.
    „Hoffentlich geht es Bettina gut“,
seufzte ich.
    „Mach dir keinen Stress. Ihr wird
nichts Schlimmes passieren. Wir sind hier in England, nicht im Wilden Westen!“
    Ich bete, dass Josch recht hat.
     
    Wir bleiben erstmal in unserem
Versteck. Hocken auf der Türschwelle zum Paradies. Queen spielen einen
Steinwurf entfernt eines der besten Konzerte aller Zeiten. Ihr Letztes, wenn es
schlecht läuft. Josch hat überhaupt keine Ahnung, wer Queen sind. Ich
erkläre es ihm. Er hört mir zu, eher höflich als interessiert. Was ich gut
verstehe. Ich bin auch unruhig – darum quatsche ich auch soviel. In meinem
Hinterkopf kreisen die Gedanken um den goldenen Backstagepass.
    Gleich wird David Bowie spielen.
Mit Thomas Dolby an den Tasten. Ich würde töten, um das zu sehen.
    Ab und zu kommt jemand ins Zelt, um
etwas zu holen oder abzuladen. Wir sind für den Moment zwar in Sicherheit,
müssen uns aber bald was einfallen lassen.
    „Was hast du
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