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Maedchenlose

Titel: Maedchenlose
Autoren: Brigitte Augusti
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abendseine kleine Vorstellung zu einem wohlthätigen Zwecke statt. Das klingt ganz bescheiden und bereitet doch die Leute im allgemeinen daraus vor, ihr Portemonnaie mitzubringen. In einer Stube ist eine wahre Schneiderwerkstätte etabliert, Fräulein Lietzner giebt alles an, Rose und Frau Neßler, die sich als sehr geschickt erweist und erfreuliche Fortschritte in der Genesung macht, führen uns; ich helfe auch, so gut ich kann. Die Kinder fertigen Dutzende von bunten Laternen an, sie haben glücklicherweise Ferien und gehen nur vormittags in einige Arbeitsstunden. Alle sind mit ganzem Herzen bei ihrer Arbeit, auch Bruno hilft nach seinen schwachen Kräften. Wir haben einen Künstler aufgefunden, der hier Thüren und Fenster strich; in seinen Freistunden malt er uns einige Hintergründe, die transparent beleuchtet werden können, – kurz, es ist eine allgemeine Thätigkeit, und wir haben alle nur Zeit und Gedanken für unsere Vorstellung. Zwanzigmal des Tages wird an das Barometer gelaufen und gesehen, ob es auch schön Wetter verspricht; wir hatten in den letzten Tagen manchen Regenschauer, welcher die Ernte störte und die Laune der Herren tief sinken ließ. Bei Tische darf nicht von unseren Plänen gesprochen werden; wir haben alle Kinder scharf ermahnt, zu schweigen, damit Herr Klingemann nicht mit der Sache belästigt wird. Je überraschender sie ins Leben tritt, um desto besser.
    Achtes Kapitel

»Zu wohlthätigem Zwecke«
    Den 25. Juli.
    Alles ist vorüber! nach der Aufregung der letzten Woche, nach all der angestrengten Thätigkeit ist es heute wunderbar still. Wenn wir unsern klingenden Erfolg ansehen, der sich immer noch durch Zusendungen vermehrt, wenn wir an all die Lobsprüche denken, die uns zu teil geworden sind, so können wir nur dankbar sagen: es war gelungen! Laß Dir nun alles genau berichten, meine teure Mama, Du hast lange nichts Ausführliches von mir gehört, nur flüchtige Briefchen erhalten, und ich weiß doch, daß Du herzlichen Anteil an unserm Unternehmen nimmst.
    Am Sonnabend verkündeten die Knaben mit großem Jubel, das Barometer steige von Stunde zu Stunde, der Himmel werde unserer Sache günstig sein. In der Nacht regnete es noch einmal tüchtig, der Sonntagmorgen aber war so wundervoll, wie man ihn sich nur wünschen konnte; alles prangte im funkelnden Geschmeide unzähliger Tröpfchen und sah köstlich frisch und duftig aus.
    Gegen Abend versammelte sich die Gesellschaft, etwa40 Personen, unter denen sich eine gewisse Spannung deutlich fühlbar machte. Wir hatten Herrn v. Rothenburg gebeten, sich der jungen Welt anzunehmen, damit unser Verschwinden nicht zu sehr auffiele; es war seine einzige Mitwirkung, mit der Sache selbst wurde er ebenso überrascht, wie die Gäste. Er soll seinen Auftrag mit seltener Liebenswürdigkeit erfüllt haben. – Als es endlich dunkel genug geworden war, wurden die unzähligen Lampions auf dem Platz um den Pavillon angezündet; sie glänzten wie Glühwürmchen im dunkeln Laube und verbreiteten ein magisches Halbdunkel, welches ganz geeignet war, unser Publikum in eine erwartungsvolle Stimmung zu versetzen. Nun erschien Hermann in der Tracht eines Heroldes, that kund, daß eine Künstlergesellschaft sich produzieren wolle, und lud die Gesellschaft ein, ihm zu folgen; Knaben mit bunten Laternen begleiteten den Zug zu dem Platze, auf dem Bänke und Stühle in Reihen aufgestellt waren. Als alles geordnet war, ging der Vorhang in die Höhe, und auf hellem Hintergrunde erschien ich in weißem Kleide, über dem ein dunkelroter Shawl malerisch drapiert war, einen grünen Kranz im Haar. Ich drängte alle Schüchternheit zurück und sprach mit lauter Stimme meine Verse;
    Seid mir gegrüßt, vieledle Herrn und Damen,
Die huldreich unsre Bitte ihr erhört!
O zürnet dem nicht, was wir unternahmen;
Im voraus sei uns Nachsicht schon gewährt,
Es ist nicht eitler Ruhm, um den wir werben,
Was Mitgefühl nur gab uns kühnen Mut:
Wir sahen gähnen dräuendes Verderben,
Und rufen euch zu Hilfe – o seid gut!
    Ihr alle wißt, wie jüngst entfesselt heulte,
Dämonen gleich, ein rasender Orkan;
Wie jeder angstvoll zu den Seinen eilte
Und rief den Himmel um Bewahrung an.
Euch allen hat er gnädig sie gewähret,
Schonend lenkt' seine Hand des Sturmes Wut.
Was schuldet ihr Ihm, daß Er euch erhöret?
Wie dankt ihr Ihm für seine treue Hut?
    O schaut auf die, in deren dürft'ge Habe
Der Sturmesengel warf den Feuerbrand,
Und leget eures Dankes Opfergabe
Mit mildem Sinn in
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