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Madame Hemingway - Roman

Madame Hemingway - Roman

Titel: Madame Hemingway - Roman
Autoren: Paula McLain
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wusste immer, wann sie ihn verletzt hatte, und bekam sogleich ein schlechtes Gewissen. Ich denke, diese Verletzlichkeit allein wird viele Leser überraschen.
     
    In
Madame Hemingway
erblüht die Romanze von Ernest und Hadley in einem regen Briefwechsel. Er macht ihr sogar schriftlich einen Heiratsantrag. Haben diese Briefe reale Vorlagen, und können Sie sich vorstellen, dass etwas Vergleichbares in der heutigen Welt stattfinden könnte?
    Ernest und Hadley haben die Briefträger von St. Louis und Chicago ziemlich auf Trab gehalten. Sie schickten Hunderte und Aberhunderte von Seiten hin und her, und im Wesentlichen haben sie sich auf diese Weise ineinander verliebt. Die meisten Briefe von Ernest an Hadley sind verlorengegangenoder vernichtet worden, doch er hat jeden einzelnen ihrer Briefe aufbewahrt. Ihre Anmut und Offenheit und ihr gewinnender Humor kommen in jeder Zeile zum Vorschein. Zum Beispiel schrieb sie in ihrem ersten Brief an ihn:
Wollen wir in der Küche eine Zigarette rauchen? Ich hätte Lust!
Beim Lesen habe ich mich, genau wie Ernest, in sie verliebt!
     
    Ursprünglich wollten die Hemingways 1920 nach Rom ziehen, entschieden sich dann aber auf den Rat von Sherwood Anderson hin für Paris. Wie sah ihr Leben direkt nach ihrer Ankunft dort aus? Waren Ernest und Hadley sofort begeistert von der Stadt?
    Ernest fühlte sich auf Anhieb wohl in Paris, in ihrer Arbeitergegend und der rohen Ehrlichkeit des kleinbäuerlichen Lebens. Dort fühlte er sich sicher, während er den »Künstlern« misstraute, die in Cafés saßen, sich betranken und Unsinn redeten. So puritanisch war er damals! Hadley brauchte definitiv länger, um mit dem Paris der Bohemiens warmzuwerden, das sich komplett von dem Leben unterschied, das sie aus St. Louis kannte. Als sie sich langsam einlebte, war es das intellektuelle Leben, das sie daran am meisten zu schätzen lernte: schlaue und interessante Menschen, die etwas Neues, Unverbrauchtes erschufen. Sie liebte tiefgründige Gespräche und wollte nicht in die »Ehefrauen-Ecke« abgeschoben werden, wie es ihr häufig in Gertrude Steins berühmten Salons geschah.
     
    Den ganzen Roman hindurch bezeichnet sich Hadley als »viktorianisch« im Gegensatz zu »modern«. Weshalb und inwiefern hatte dies einen Einfluss auf ihr Leben in Paris und ihre Beziehung zu Ernest?
    Hadley besaß nicht die Heftigkeit, das Verlangen oder den Scharfsinn der modernen Mädchen. Sie hatte oft das Gefühl,mit diesen Frauen nicht mithalten zu können, die aufgedonnert und sexuelles Selbstbewusstsein verströmend in den Cafés saßen. Dieses Gefühl wurde noch verstärkt, nachdem sie Mutter geworden war. Sie begann sich Sorgen zu machen, dass eine von ihnen Ernest den Kopf verdrehen würde und dass sie nicht mit ihnen Schritt halten konnte. Am Ende sollte sie recht behalten, doch ich habe Hadleys altmodisches Wesen auch bewundert. In einer unbeständigen Welt voller Gefahren blieb sie stets ganz sie selbst.
     
    Ihre Ehe überlebte immerhin mehrere Jahre in einem unbürgerlichen Umfeld, das die Monogamie ablehnte. Was machte ihre Partnerschaft so stark und erfolgreich?
    Sie besaßen ein tiefgehendes Verständnis füreinander und wussten, dass ihre Beziehung etwas Solides und Wahres und unendlich Seltenes war. Er half ihr, sich zu öffnen, und ermutigte sie, mehr vom Leben zu erwarten und es mit mehr Leidenschaft zu leben. Dafür fand er bei ihr Zuflucht, fühlte sich sicher und geliebt und hatte die Möglichkeit, sein Genie frei zu entfalten. Sie ergänzten sich geradezu perfekt.
     
    Madame Hemingway
ist größtenteils aus Hadleys Sicht geschrieben, doch Sie haben sich dazu entschieden, ein paar Passagen aus Ernests Perspektive zu schildern. Vor welche Herausforderungen hat es Sie gestellt, ihre Ehe und die Welt durch seine Augen zu sehen und zu beschreiben?
    Die größte Herausforderung für mich war es, daran zu glauben, dass ich in der Lage war, seine Stimme und sein Bewusstsein zu durchdringen und wiederzugeben. Dieser schlanke, muskulöse Prosastil fühlte sich zunächst befremdlich an, da er überhaupt nicht meinem natürlichen Stil entsprach, doch am Ende empfand ich es auch als befreiend und hatte großen Spaß an diesen Passagen.
    Die Welt der beiden aus seinem Blickwinkel zu sehen, hat mir sicher auch geholfen, ihn besser kennenzulernen und Sympathie für ihn zu entwickeln. Meine Darstellung ist dadurch viel komplexer und ausgewogener und meines Erachtens auch wahrer als das, was ich ursprünglich
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