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Macabros 102: Die Finsterlinge von Krosh

Macabros 102: Die Finsterlinge von Krosh

Titel: Macabros 102: Die Finsterlinge von Krosh
Autoren: Dan Shocker
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dich
durch die unbarmherzige Gluthitze einer Wüste schicken, aber ich
liebe den Schnee, die Kälte… und die Magie, die ihm
anhaftet, hält dich hier fest, zwingt dich unter meine Macht,
der du ein Feind meiner Freunde bist.«
    Sie ging an ihm vorüber. Ihre samtige Haut schimmerte
verführerisch durch das dünne, schleierartige Gewand, das
sie trug.
    Mahay wandte den Kopf, blickte ihr nach und fürchtete, erneut
in die Knie zu gehen, wenn er den Stützpfosten los ließ,
um den Raum zu durchqueren.
    Das Schneien ließ nach.
    Charmaine Fraque stellte sich hinter die Gestalt, die erstarrt und
schneebedeckt am Tisch saß.
    »Du wirst dich jetzt erheben, Jean-Paul… du wirst zu
deinem Auto gehen und nach Cereste zurückfahren…« Dies
sagte sie auf französisch. Und dann sprach sie noch ein paar
Worte, die so furchtbar klangen, daß sie Furcht erzeugten, ohne
daß Mahay ihren Sinn verstand.
    Es war die Sprache, die Rha-Ta-N’my gesprochen hatte, als sie
noch auf der Erde weilte. Dumpf klingende, gutturale Laute, Worte,
die das personifizierte Grauen darstellten… In dieser Sprache
verständigten sich die, die Rha-Ta-N’my auf der Erde
zurückgelassen hatte, jene Sippschaft, die daran arbeitete, die
ewige Rückkehr der Dämonengöttin vorzubereiten. Und
offenbar war ein besonders günstiger Zeitpunkt angebrochen,
diese Absicht zu verwirklichen. Die Kräfte des Bösen
formierten sich nach Hellmarks Niederlage erneut. Allen voran
preschte Molochos, der heimtückische Dämonenfürst.
    Rani wußte, daß er nicht träumte, als er Dinge
sah, die in einen Alptraum gehörten.
    Der Schnee auf dem Haupt des jungen Franzosen begann zu schmelzen.
Kleine Rinnsale liefen über sein Antlitz und trockneten im
nächsten Moment ab.
    Der Mann erhob sich, ohne mit der Wimper zu zucken. Er ging um den
Tisch herum und schien die seltsame Umgebung gar nicht
wahrzunehmen.
    Die große Zimmertür öffnete sich weit, ohne
daß jemand Hand angelegt hätte.
    Jean-Paul ging durch den Korridor, ohne einen Blick
zurückzuwerfen. Madame Fraque blieb in dem Raum, in dem es
aufgehört hatte zu schneien.
    Sie sah dem Bäcker aus Cereste nach.
    Auch Mahay tat es. Er blickte in den düsteren langen Korridor
wie in einen Tunnel. Der Davongehende, der vor wenigen Minuten noch
tot gewesen war, bewegte sich wie ein Zombie, den fremder Wille
steuerte.
    Die Tür klappte ins Schloß. Jean-Paul Larusse
entschwand ihren Blicken.
    Wenige Augenblicke später hörte man, wie ein Automotor
gestartet wurde. Das Motorengeräusch war unterhalb des
Hügels, schwoll einen Moment an und verebbte dann.
    »Er fährt zurück nach Cereste«, wandte sich
Charmaine Fraque wie selbstverständlich an Mahay. »Ein
toter Mann, der zum zweiten Mal sterben wird in dieser Nacht. Nur auf
andere Weise. Niemand wird auf die Idee kommen, eine große
Suchaktion nach ihm zu starten. Denn – Jean-Paul, der
Bäcker starb schließlich in seinem Bett. Ein
Vergnügen, das ich dir nicht gönnen werde…«
    Mahay wäre der teuflischen Frau am liebsten an die Gurgel
gesprungen, um ihren Redefluß zu stoppen.
    »Kommt, meine Freunde… ich überlasse ihn euch.
Kommt aus euren Zimmern!«
    Sie trat zur Seite, und Mahay konnte den ganzen Korridor
überblicken.
    Eine Tür nach der anderen öffnete sich.
    Und dann kamen sie heraus! Einer vorne weg in tänzerischem,
wiegendem Gang. Seltsame, bizarre Gestalten mit Männern- und
Frauenkörpern und Tierköpfen, die auf den Schultern wippten
und aussahen, als wären sie übergroß geratene Masken,
die sie sich aufgesetzt hätten.
    Es wurden immer mehr.
    Und jeder sah anders aus.
    Federnd kamen sie näher, zehn, sechzehn, zwanzig…
    »Sie haben alle auf ihre Weise Rha-Ta-N’my und Molochos
gedient… sie zeigen sich, wie sie nun wirklich geworden sind.
Denn nur in dieser Gestalt können sie die Grenzen
überschreiten, die die sichtbare Welt von der unsichtbaren der
Geister unterscheidet.«
    Charmaine Fraque lachte leise.
    Sie klatschte in die Hände zum Rhythmus der Bewegungen, die
nach lautloser Musik erfolgten, die aus einer anderen Sphäre kam
und nur die Geisterhaften erreichte.
    Die verjüngte Frau, die Claudia Sevoir das Leben ausgesaugt
hatte, warf einen Blick auf die tote Camilla Davies und sah dann Rani
Mahay an. Der Inder wußte, was ihn erwartete, als er die
schrecklichen Hände mit den metallisch blitzenden,
rasiermesserscharfen Fingernägeln sah…
     
    *
     
    Macabros rutschte dem Mann entgegen, der mit ihm die düstere
Zelle
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