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Lichtjahreweit

Lichtjahreweit

Titel: Lichtjahreweit
Autoren: Thomas Ziegler
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Allmählich verging mir der Spaß. Die ausgemergelten Puten mit den dünnlippigen Mäulern und die entgleisten Gesichtszüge ihrer Macker brachten mir die Grausbirnen hoch.
    Ich ging während des Dinners raus und kotzte in den Müllschlucker, was einen Goldbetreßten, den ich zuerst für den Diktator von Morsenbroich hielt (Maître de Plaisier nannten sie den, glaub’ ich), veranlaßte, zu mir rüberzutigern. Die Type winselte, ich hätt’ ja meine Garderobe beschmutzt, und ich möcht’ mich doch, bitteschön, hinlegen. Ich glotzte nach oben, durch die Panoramakuppel auf den Sternenbrei, aber das half auch nicht viel, der Kerl blieb stehen und nervte mich weiter. Natürlich hab’ ich gleich geschnallt, daß mich dieser unverschämte Gockel nur aus seinem beschissenen Schiffslokal raushaben wollte, aber ich war wirklich verdammt fertig. Ich kotzte ihm noch ’ne volle Ladung auf die Tressen und kroch in meine Kabine, wo ich hustend in die Poofe fiel und einpennte.
    Am nächsten Morgen wurd’ ich auf’m Teppich wach, die Klamotten segelten durch die Kabine, und ich fühlte mich wie ’n Luftballon, dem allmählich die Luft ausgeht. Klarer Fall, Mann, wir hatten zum Hypersprung angesetzt. Ich hab’ ja keinen blassen Dunst von Raumfahrt, aber als ich kapierte, daß das noch ’ne Weile so weitergehen würde, brannte bei mir ’ne Sicherung durch, also kotzte ich nochmal die Wände voll.
    ’n Steward enterte mit grünem Gesicht meine Kabine, derweil ich mich nach oben verzog, um mir auf’m Panoramadeck den Hyperraum anzuschaun, aber kurz vor’m Lift riß mir irgendwas die Beine unter’m Arsch weg; die Wände tanzten ’nen adretten Walzer, und ich knallte mit der Birne auf den Boden. Irgendwo brüllte einer, dann war der Gang plötzlich voller Typen, die mich an Arsch & Kragen packten und in ’ne leere Kabine verfrachteten.
    Als sie mich vor der Tür absetzten, sah ich zum erstenmal Terril. Er grinste krank und winkte. Ich grinste zurück und wankte in die Koje. Pennte wohl anschließend ’ne ganze Zeit. Als ich wach wurde, hatten die flotten Stewards meine Klamotten in die neue Kabine gebracht, mit Brief & Siegel vom Käptn: Lieber Mr. Thorn, Ihre alte Kabine ist zu sauig, als daß wir sie innerhalb von ’ner halben Stunde reinemachen könnten. Behalten Sie also diese Suite und lassen Sie den lieben Gott einen guten Mann sein. So in der Art, du kennst das ja.
    Ich spülte mich ab, hüpfte in neue Klamotten und wollte grad ’n Neger abseilen gehn, als mir Terril über die Beine fiel. Er stand aufm Gang und sagte: »Hab’ heute abend ’ne kleine Feier in meiner Hütte. Hamse keinen Bock? Sind doch der einzige Passagier hier unten außer mir. Kommse doch einfach rüber. Der Lärm würd’ Sie sonst nur stören.«
    Terrils Kabine war wirklich kosmisch: überall trübes Fummellicht, dazu geile Musik, die Plastikmacker nun mal brauchen, wenn sie ’ne Mieze aufs Kreuz legen wollen. Dazu gab’s Sektkübel und Salzstangen, Bier & Kippen, ganz wie bei Lord Schundnickel zu Hause.
    Auf dem Sofa rekelte sich ’ne locker aussehende Tante, die für ’ne junggebliebene Type wie mich ziemlich alt war (mindestens dreißig). Sie hatte kaum was an, abgesehen von dem Lappen, der ihr vom Zwickel bis an die Titten reichte und ’ne Menge lockerer Fransen dran hatte.
    Da war noch einer, Typ Jetpilot aus Leidenschaft, einer von denen, die nach’m zwanzigsten Semester Volkswirtschaft die Klamotten hinschmeißen und Pappi beerben; ein Jet-Set-Flop mit Arnold-Schwarzenegger-Figur, nach dem letzten Gammelschrei von Dior verkleidet, ein Neo-New Wavy der 90er mit blaugepunktetem Punk-Haarschopf, eine echte Null auf Beinen. Er fletschte die Beißer, um zu beweisen, daß er ’ne schöne Prothese hatte, und war hauptsächlich am Sektkübel anzutreffen, wohl, damit er nicht zuviel zu quatschen brauchte.
    Die Tante sagte auch nicht viel, höchsten mal Uh und Oh und Ach was, ansonsten kicherte sie ziemlich viel, in ’ner Tonlage, die ihre Euter zittern ließ.
    Terril sagte, sie wär Claryssa (mit Ypsilon), und als mir darauf nichts rechtes einfiel, meinte er, sie wär Claryssa Trent, der Tri Video-Star.
    Ich hab’ mir nie was aus Filmen gemacht, zumindest nichts aus denen, die Hollywood so ausscheißt, aber es klingelte dann doch. Ich hatte sie mal in ’nem Streifen von Päule Platt ’ne verkannte Schriftstellerin mimen sehen (so vor zehn Jahren, weiß nich genau), dann trat sie im Werbeprogramm der Freddie-Lustig-Show auf (im
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