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Leiche - oben ohne

Leiche - oben ohne

Titel: Leiche - oben ohne
Autoren: Carter Brown
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ferner, daß die Limousine Sie dorthin gebracht hat, wo
diese Dame wohnt, und Sie haben eine Art Vertrag abgeschlossen, wonach Sie den
Mund halten. Was hat sie Ihnen denn bezahlt, Boyd?«
    »Sie haben ja nicht alle Tassen
im Schrank.«
    »Wirklich nicht?« Er widmete
mir ein häßliches Grinsen, das wie ein gezackter Sprung in seinem Zementgesicht
wirkte. »Dann überzeugen Sie mich. Lassen Sie mich mal in Ihre Brieftasche
schauen.«
    Ich bekam wieder das flaue
Gefühl in der Magengegend, als mir einfiel, daß sich in meiner Brieftasche
unter anderem Lansings tausend Dollar befanden. Und die Saat, die der Sergeant
gesät hatte, als er mir seine Marke viel zu flüchtig gezeigt hatte, begann zu
keimen und wuchs sich schnell zu sprießendem Zweifel aus.
    »All right«, sagte ich,
scheinbar gekränkt. »Was soll ich also tun? Sie in die Wohnung dieses Mädchens
am Sutton Place bringen — oder sie anrufen und herkommen lassen?«
    »Rufen Sie an und bestellen Sie
sie her«, sagte er. »Seit ich frische Luft habe, fühle ich mich in diesem
Sessel außerordentlich wohl.«
    Das war die falsche Antwort und
offenbarte seinen Bluff, sagte ich mir. Innerlich lachte er sich in diesem
Augenblick wahrscheinlich halbtot bei dem Gedanken, wie er mir weisgemacht
hatte, er sei von der Polizei. Nun brauchte er nichts weiter zu tun als herumsitzen
und warten, bis ich ihm Lucia Borman auf dem Tablett servierte. Dann fiel ihm
noch etwas ein.
    »Aber erwähnen Sie nichts von
mir, wenn Sie telefonieren, ja?« sagte er. »Ich möchte vermeiden, daß die Dame
nervös wird.«
    »Ich pass’ schon auf«, brummte
ich.
    Das Telefon stand auf einem
kleinen Tisch am Fenster, unmittelbar hinter seinem Rücken. Ich ging ans
Tischchen, und sobald ich hinter ihm war, nahm ich den .38er aus der Halfter.
Es war keine große Kunst, den Revolver am Lauf zu packen und ihm den Knauf auf
den Schädel zu klopfen. Er fiel vornüber aus dem Sessel und landete bäuchlings
am Boden. Der schlaue Boyd hat einen falschen Polizisten hereingelegt, dachte
ich voller Bescheidenheit, während ich niederkniete und ihn umdrehte. Ich
durchsuchte seine Taschen, um erstens herauszufinden, was er mir da als Marke
unter die Nase gehalten hatte und zweitens, wer er denn überhaupt war.
    Zehn Sekunden später hielt ich
die Marke in der Hand und starrte drauf wie gebannt, während es in meinem
Schädel dröhnte wie von Schiffssirenen. Eins stand fest: Ich hatte ganz genau
herausgefunden, wer er war. Er war Sergeant Michaels von der New Yorker
Polizei, und die Marke war echt. Als ich endlich ganz begriff, was ich da
angerichtet hatte, hörte das Dröhnen in meinem Kopf auf, und statt dessen
begann ich zu zittern. Schließlich waren die Folgen leicht abzusehen: Da kam
dieser Polizist, verstehst du? Und über dich hatte er eine direkte Leitung zu
Lucia Borman, die damit in Slaters Tod hineingezogen wird. Und als er dich in
die Enge trieb, mußtest du zugeben, daß sie am Sutton Place wohnt und ihm
versprechen, sie herzubestellen und ihm zu präsentieren. Aber statt dessen hast
du ihm eins aufs Dach gegeben! Das war ein Fehler. Also mußt du dem Polizisten
alles erklären, wenn er wieder zu sich kommt. All das sagte meine Vernunft.
    Der Gedanke an Michaels’
Gesicht, wenn ich ihm zu erklären versuchte, daß alles nur ein Irrtum gewesen
war, spornte mich zu höchster Eile an. Ich schleifte ihn ins Bad und schloß ihn
ein, dann schnappte ich meinen Koffer und stürmte aus der Wohnung, als sei mein
Zug in Grand Central gerade vor fünf Minuten abgefahren. Fünf Minuten später
holte ich meinen Wagen aus der Garage und nahm Kurs zum Sutton Place.
    Der Besuch von Sergeant
Michaels hatte meinen Fahrplan durcheinandergebracht, und ich sorgte mich
während der ganzen Fahrt, daß ich zu spät kam — aber schließlich langte ich
doch noch zwei Minuten vor der verabredeten Zeit an. Ein paar Schritte vor dem
Apartmenthaus war ein Parkstreifen, ich bugsierte den Wagen in eine Lücke und
wartete. Etwa eine Minute danach kreuzte der große schwarze Continental vor dem
Portal auf, und der Chauffeur stieg aus. Als dann ein Paar im Ausgang erschien,
öffnete er die hintere Wagentür und verneigte sich respektvoll. Das Paar sah
aus, als fahre es zu einer Beerdigung; Lansing trug einen dunklen Anzug, einen
schwarzen Homburg und einen unsäglich traurigen Ausdruck im Gesicht. Die zarte
Gestalt des Mädchens, das sich auf seinen Arm stützte, war ebenfalls ganz in
Schwarz gekleidet. Sie trug einen Hut mit
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