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Leben um zu lieben (Junge Liebe) (German Edition)

Leben um zu lieben (Junge Liebe) (German Edition)

Titel: Leben um zu lieben (Junge Liebe) (German Edition)
Autoren: M. Hart
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gehe gern ins Kino oder auf Partys, bin gern mit Freunden unterwegs und reise sehr gern. Ach, und außerdem habe ich einen treue beste Freundin: meine geliebte Labradorhündin, Fenja. Sie ist erst zwei Jahre alt und noch ziemlich verspielt. Es ist zwar noch nicht spät, aber ich möchte heute recht früh ins Bett. Ich habe morgen einen langen Tag an der Uni. Wie gesagt, ich möchte lediglich ein paar nette Leute kennen lernen, um gemeinsam ein paar lustige Dinge unternehmen zu können. Es kann ja nie schaden, den Freundeskreis zu erweitern.
    Ich wünsche dir noch einen angenehmen Abend und eine ruhige Nacht. Liebe Grüße und hoffentlich bis bald, Kevin.“

    Ich hatte das Lesen der Nachricht längst beendet. Dennoch brachte ich es nicht fertig, die Augen vom Bildschirm abzuwenden. Unendlich viele Gedanken durchzogen meinen Kopf. Ich fühlte mich, als ob ich mich in einem riesigen Irrgarten mit etlichen Sackgassen befinden würde. Mit manchen Gedankenzügen kam ich weiter, mit anderen drehte ich mich im Kreis.
    Es handelte sich nicht um ein Mädchen und hatte sich nie um eines gehandelt. Der Unbekannte hieß Kevin und obwohl ich wusste, dass es keine böse Absicht des Fremden war, fühlte ich mich belogen. Ich hatte mich lächerlich gemacht, indem ich mich für ein in meiner Fantasie hübsch existierendes Mädchen schick gemacht hatte. Ich war dumm gewesen und hätte viel früher nach dem Geschlecht oder jedenfalls dem Namen fragen sollen.
    Erschrocken über mich selbst, schloss ich den Laptop, stand auf und schloss das zuvor geöffnete Fenster. Ich konnte die frische Luft, der man Stadtmief und zugleich Sommer entnahm, nicht länger ertragen. Wütend griff ich nach meinem Bleistift und zog so hastig den einhundertachtundvierzigsten Strich an meiner Wand, dass die angespitzte Miene abbrach.
    Ich konnte nicht fassen, was in mich geraten sein musste. Monate über hatte ich mich in meiner kleinen Wohnung verkrochen und war mehr oder weniger glücklich mit meiner Situation gewesen. Zumindest hatte ich mich mit meiner Situation abgefunden. Dann hatte ich einen irrsinnigen Chat besucht, mir Zeichen für einen Neustart eingebildet und war von meinem alltäglichen Weg abgekommen, ohne es bewusst zu bemerken.
    Ich war enttäuscht von mir selbst, fühlte mich schlecht und lächerlich.
    In meiner Verzweiflung kam ich auf keine bessere Idee, als einen Karton unter meinem Bett hervorzuziehen, mich auf den Fußboden zu setzen und den gesamten Inhalt auszukippen. Nun lagen unzählige Fotos und Zeitungsartikel verteilt auf etwa einem Quadratmeter vor mir und ließen mich in einen alten Trott zurückfallen, den ich eigentlich längst hinter mich gebracht hatte.
    Ich strich mit meinen Händen über die vielen Fotos und Papiere, versuchte eine ebene Fläche zu bilden und griff wirr in das Durcheinander hinein. Ich hielt einige zerknickte Fotos in meinen Händen, lehnte mich gegen die Unterseite der Couch und versank nahezu in diesen alten Aufnahmen.
    Eine fröhliche Familie lächelte mir entgegen. Meine kleine Schwester hatte ihre Zunge herausgestreckt und ein Auge zugekniffen. Das Foto war vor einem knappen Jahr in Hamburg entstanden. Wir hatten Freunde in der alten Hansestadt besucht. Ich konnte mich an fast jedes Detail erinnern. Vorsichtig schob ich das erste hinter die anderen Fotos und hatte nun ein Bild vor Augen, auf dem ich mit meinem damals besten Freund - ich war etwa fünfzehn gewesen - in einem Pool tobte. Wir waren zu der Zeit im Urlaub in Dänemark gewesen. Zu Tobias, meinem ehemaligen besten Freund, habe ich kurz nach dem Unfall den gesamten Kontakt abgebrochen. Er hatte sich immer wieder gemeldet oder vor der Tür gestanden. Seine Aufmunterungsversuche und die ewige Leier, dass alles wieder besser werden würde, hatte ich nicht mehr ertragen können.
    Ich griff immer wieder nach neuen Bildern, versuchte die Zeitungsartikel mit den Aufnahmen des Unfalls zu ignorieren und packte diese möglichst schnell zurück in den grauen Karton. Ich war allein in meiner Wohnung und war niemandem eine Rechenschaft schuldig. Ich brauchte mich nicht zu verstecken oder zu verstellen. Trotzdem ignorierte ich die Unfallfotos, als ob ich mich selbst belügen und der Wahrheit nicht ins Antlitz blicken wollte. Ich ertappte mich immer öfter dabei, dass ich glaubte, meine Familie würde noch am Leben sein. Ich hoffte manchmal, dass meine Eltern plötzlich vor der Tür stehen oder eine Nachricht meiner Schwester eintreffen würde. Vielleicht
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