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Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Titel: Last days on Earth: Thriller (German Edition)
Autoren: Julian Frost
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Taxistand.

 

    12. 19. 19. 03. 19.
     
    Mick saß an Karlas Schreibtisch, hatte die Füße gegen die Kante gestemmt und aß ein dick belegtes Brot. Mick saß immer an Karlas Schreibtisch, weil sie so aus dem Fenster sehen konnte.
    »Runter von meinem Stuhl«, sagte Karla und stellte ihren Rucksack und den Pappbecher mit Kaffee auf Micks Butterbrotpapier. Sie legte die Zeitung daneben, die sie unten am Kiosk gekauft hatte, und hängte ihre Jacke an den Haken.
    Mick räumte ohne Murren den Platz und ließ nur ihre Krümel da.
    Karla wischte mit der Hand über die Fläche, hob die Braue, als sie einen Kaffeering auf einem Bericht des Labors entdeckte, und ließ sich auf ihren Stuhl fallen. Sie zog den Deckel vom Becher ab und wartete, bis der Dampf sich verzogen hatte. Dabei warf sie einen flüchtigen Blick auf das Titelblatt der Boulevardzeitung. »Neuer Supervulkan in Kasachstan entdeckt«, verkündete die Schlagzeile in Rot. Darunter stand wenig kleiner: »Wird so unser Ende aussehen?« Unter der Schlagzeile prangte eine Fotomontage, die eine brennende, unter Lava verschwindende Großstadt zeigte.
    Karla nippte an dem Kaffee, verbrannte sich die Zunge und griff nach der Schere, um den Artikel auszuschneiden.
    Mick, die inzwischen an ihrem Tisch Platz genommen hatte, gluckste. »Wieder etwas für deine unheilvolle Sammlung, Kassandra?«
    Karla würdigte sie keiner Antwort. Stattdessen griff sie nach einer Sichthülle und tütete den Ausschnitt ein, beschriftete das Ganze ordentlich mit dem Datum und heftete die Hülle ab. Dann blätterte sie den Rest der Zeitung durch, aber es gab keine weiteren Weltuntergangsmeldungen.
    »Erzähl schon«, sagte Mick, die gelangweilt in einer Akte herumkritzelte. »Wie ist dein neuer Partner? Wann bekomme ich ihn zu sehen?«
    »Wenn die Hölle einfriert«, murmelte Karla und sagte lauter: »Er ist irre. Du willst ihn nicht kennenlernen, glaube mir.«
    Mick lachte. »Die Dunklen sind alle irre«, gab sie vergnügt zurück. »Das gehört bei denen zur Grundausstattung, sonst wären sie ja nicht auf der dunklen Seite gelandet. Also, erzähl schon! Wie sieht er aus?«
    Karla schüttelte den Kopf. Der gestrige Nachmittag war in ihrer Erinnerung noch zu frisch, um darüber lachen zu können. Sie murmelte etwas von »eilige Sache« und vertiefte sich in ihre Notizen zum Wunderland-Fall. Er ließ ihr keine Ruhe.
    Vittore »Santo« Perfido war der schwärzeste Hut, der ihr je begegnet war. Er war vor ungefähr acht Jahren aus dem Nichts  in der Stadt aufgetaucht und hatte systematisch die gesamte organisierte und unorganisierte Verbrecherszene unter seine Regie gebracht. Inzwischen gab es kein Vergehen mehr, in dem er nicht seine Finger hatte: vom einfachen Einbruch bis zur komplizierten Erpressernummer, von der Geldwäsche zum Bluthandel, von der Prostitution zum illegalen Glücksspiel – es gab nichts, was er nicht kontrollierte oder wo er zumindest seinen Profit herausschlug.
    Seine Verbindung zu den terroristisch erscheinenden Anschlägen, die Karla und Fokko ihm in mühevollster Kleinarbeit hatten nachweisen wollen, war nach wie vor eine Vermutung, die in der Dienststelle niemand so recht teilen wollte. Allein Fokko hatte ihrem Instinkt vertraut. Aber nun lag er mit einem Schädelbruch im Krankenhaus.
    Sie biss sich unschlüssig auf die Lippe und malte Kringel um ein paar Stichworte. »Bluthandel«, »Prostitution«, »Glücksspiel«. Kringel, Kreuzchen, Ausrufezeichen. Sie musste nur den Hörer abnehmen. Oder am Abend Kit fragen.
    Er musste Verbindung zu Perfido haben, auf die eine oder andere Weise. Christopher Marley, ihr Geliebter. Sie sprachen nur, wenn es sich nicht vermeiden ließ, über ihre Tätigkeiten, die so entgegengesetzt waren, wie man sie sich nur denken konnte. Kit betrieb ein Casino, einen Nachtclub und ein Bordell, alles nobel, teuer, exklusiv, keine dunklen Hinterzimmer und schmuddligen Absteigen. Die High Society verkehrte bei Kit. Aber Karla wusste, dass es kein halbseidenes Etablissement in dieser Stadt gab, das nicht Schutzgelder bezahlte oder auf andere Weise in Perfidos Hand war. Kit Marley machte da sicherlich keine Ausnahme.
    Karla strich die Kringel und Kreuzchen energisch aus und griff nach dem Telefon. »Mick, kannst du mir einen Gefallen tun?«, fragte sie, während sie wählte. »Ich brauche diese Akte aus dem Archiv. Und frag Alex bitte, ob ich heute Nachmittag Daimonenzeit buchen kann.«
    Mick grummelte ein bisschen, aber sie stand auf und nahm
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