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Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition)

Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition)

Titel: Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition)
Autoren: Ansgar Warner
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Allmende
    Neuere Ansätze haben das Modell Kulturflatrate allerdings weitergedacht, und mit einem basisdemokratischen Crowdfunding-Element erweitert. Grundfrage war dabei: müssen sich eigentlich regelmäßige Gebühren und individuelle Steuerung der Geldflüsse ausschließen? Die Antwort lautet eindeutig: Nein! Schon Flattr und Kachingle funktionieren schließlich mit festen Monatsbeträgen, die anteilig auf besuchte Seiten bzw. an die Urheber des genutzten Contents verteilt werden. Die Gebühr ist sozusagen Pflicht für alle Teilnehmer (zumindest für diejenigen, die etwas spenden wollen), über die Verwendung entscheidet das persönliche Nutzungsverhalten. Das erweiterte Modell der Kulturflatrate könnte ebenso arbeiten. Jeder Internetsurfer würde einen festen monatlichen Betrag zahlen, über die Verteilung aber selbst entscheiden können.
    Auch das „Kulturwertmark“-Konzept, das der Chaos-Computer-Club am 26. April 2011 (sinnigerweise am „Tag des geistigen Eigentums“) in die Debatte geworfen hat, basiert auf dieser Idee. Jeder Teilnehmer an diesem Vergütungssystem zahlt monatlich einen allgemein festgelegten Betrag – der CCC denkt dabei sogar daran, diese Gebühr nicht nur bei Internetnutzern, sondern generell bei allen Steuerzahlern zu erheben. Dafür erhält man als virtuellen Gegenwert „Einheiten einer kryptographisch gesicherten Micropayment-Währung, der Kulturwertmark“. Damit kann man dann für Content bezahlen, und die jeweiligen Urheber bekommen die damit erzielten Einnahmen regelmäßig ausgezahlt. Anders als bei Flattr oder Kachingle sollen die Urheber jedoch selbst festlegen können, wieviel Kulturwertmarken ein Download kosten soll.
    „Nicht für die Britney Spears dieser Welt geeignet“
    Der größte Unterschied zu bisherigen Crowfunding-Modellen ist jedoch eine ganz besondere Idee des CCC – die Höhe der Einnahmen ist nämlich gedeckelt. „Wird ein zuvor festgelegter Schwellenwert erreicht, fallen die Verwertungsrechte für das Werk automatisch in den Besitz der Öffentlichkeit und stehen fortan unter einer freien Lizenz, z. B. einer geeigneten Variante aus dem der Creative-Commons-Fundus.“ In relativ kurzer Zeit würden somit die Werke gemeinfrei werden und würden allen Nutzern kostenlos und unbegrenzt zur Verfügung stehen. Die digitale Allmende würde beständig wachsen, trotzdem hätten die Content-Produzenten ihr Auskommen.
    Während die meisten Crowdfunding-Modelle schon unter gegenwärtigen Bedingungen funktionieren – vorausgesetzt , es beteiligen sich auch genügend Crowdfunder – setzt die Einführung der Kulturwertmark allerdings einen erheblichen Eingriff in das bestehende Urheberrecht voraus. Denn bisher dauert es in Deutschland mindestens 70 Jahre, bis die Rechte an einem Werk abgelaufen sind. Manche Bestseller sichern somit nicht nur den Autoren, sondern auch noch ihren Nachkommen ein erträgliches Auskommen. Ein „Recht auf Reichtum“ gehört für den CCC aber auf jeden Fall nicht zu den schützenswerten Grundlagen der Informationsgesellschaft: „Es geht nicht darum, den Britney Spears dieser Welt ihre zukünftigen Millionengagen zu sichern. Es geht um den Erhalt einer breiten, bunten, schöpferischen Kulturlandschaft mit möglichst großer Vielfalt.“

Die Crowd als virtuelle Genossenschaft
    Vielleicht nicht ganz zufällig wird die Debatte um Crowdfunding, Copyright und die „Commons“, also neue Formen der digitalen Allmende gerade jetzt geführt. Denn auch in der realen Welt ist ein Streit um die Grenzen zwischen öffentlich und privat entbrannt, zwischen Gemeinnutz und Eigennutz. Nicht zuletzt, weil immer öfter alltägliche, oft auch lebensnotwendige Dinge durch Privatisierungen der öffentlichen Kontrolle entzogen werden: etwa die Wasser- und Energieversorgung, das Post- und Transportwesen oder der Bildungssektor. Wie die Patentierung von Tier- und Pflanzengenen zeigt, ist sogar die „Software“ des Lebens von dieser Enteignungswelle betroffen. Dagegen regt sich in Deutschland nicht nur Protest auf politischer Ebene. Es gibt auch eine ganze Menge praktischer Ansätze. Wir erleben die Rückführung etwa von Wasserwerken oder Energieversorgern in Gemeineigentum (Stichwort: „Rekommunalisierung“), aber auch die Übernahme kriselnder Unternehmen durch die Beschäftigten, wie zuletzt beim Ökoversandhaus Hess Natur. In diesem Zusammenhang wurde bereits oft von einer Renaissance des Genossenschafts-Gedankens gesprochen.
    Tatsächlich hat das
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