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Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Titel: Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition)
Autoren: Martina Kempff
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stößt mich fast um, als er wie vom Teufel gejagt über die Bundesstraße zur Einkehr hetzt. Was ist mit dem Tier los? Seit wann stürzt es sich nach einer Fahrt des Darbens nicht als Erstes auf die in der Küche bereitstehenden Leckerlis?
    Noch beschleicht mich keine böse Ahnung. Die kommt erst auf, als ich sehe, dass die Wohnzimmertür sperrangelweit offen steht. Wegen der staubigen kleinen Baustelle halte ich sie jetzt immer verschlossen.
    Ungehalten knipse ich das Licht an.
    Schock überwältigt mich. Die Flasche rutscht mir aus der Hand und schlägt polternd auf die Holzdielen auf. Ich sinke ebenfalls zu Boden. Meine zitternden Knie können den Doppelzentner meines Leibes nicht mehr tragen. Ich versuche, mich aufzurichten, schaffe es aber nur auf alle viere, recke den Kopf weit vor und schnappe nach Luft.
    Diese Schuhe, denke ich nur, warum müssen es ausgerechnet diese Schuhe sein?
    Ich kann meinen Blick nicht von diesen Schuhen lösen. Sie lugen unter meiner großen weißen Mohairdecke hervor. Diese ist um einen menschlichen Körper gewickelt, mit Paketband fest verklebt und am Kopfende blutrot eingefärbt. Darunter gibt es kein Leben mehr.
    Das tote Bündel liegt transportbereit vor dem Loch in der Wand. Da, wo mein Kamin hinkommen soll, da, wo wir vor vielen Wochen einen grausigen Fund gemacht, die Überreste eines Menschen entdeckt haben, der vor über einem halben Jahrhundert nach seiner Ermordung dort eingemauert worden ist.
    Ich starre auf die Schuhe. Die hat kein fremder Unbekannter getragen. Einer von uns ist ermordet worden, einer aus meinem engsten Kreis. Ich kenne diese Schuhe.
    Wie auch die Stimme aus dem Flur, die durch die Stille des Hauses peitscht: »Katja! Nicht in Cochem? Was machst du denn schon hier?«
    Ich will schreien, aber ich bringe keinen Ton hervor.

BUCH 1_ VORHER

Kapitel 1
    Hühnersuppe
    mit Karotten, feinen Lauchringen, Ingwer, Zitronengras, klein gehackten Zwiebeln, Koriander, Chilischoten, einem Hauch Knoblauch, braunem Zucker, Sherry, Kokosmilch, einer Prise Kreuzkümmel, Kurkuma und frischen Orangen
    Oktober
    Niemand weiß, wo die Gans hergekommen ist. Sie ist einfach da, steht frühmorgens keck erhobenen Hauptes auf den Stufen meines Restaurants und schnappt nach jedem, der sich der Tür nähert. Linus hat schon beim ersten Zischlaut seine Kampfhundgene vergessen und das Weite gesucht.
    »Freches Biest«, beschimpft Gudrun den Entenvogel und wagt beherzt einen weiteren Vorstoß. Doch auch die landwirtschaftlich Geschickteste unter uns muss sich wieder zurückziehen. Unter dem Triumphgeschnatter einer Gans, die weiß ist und viel wilder als all ihre grauen Artgenossen, die uns Konrad Lorenz nahegebracht hat.
    »Wir sollten den Jäger anrufen«, schlägt Hein vor, was Jupp zum Glück nicht hört, da er mit dem Handy am Ohr zur Seite getreten ist, um sich bei den Bauern der Nachbarschaft nach einer abgängigen Gans zu erkundigen.
    »Hol lieber einen Besen!«, schnauzt ihn Gudrun an.
    »In zwei Monaten ist Weihnachten«, fährt Hein fort. »Wir könnten sie einfrieren …«
    »Mit einer Kugel im Kopf?«, fragt Regine empört. »Wir müssen geduldig sein. Die Gans kann nichts dafür, dass sie eine Gans ist. Sie glaubt, dass sie dieses Haus bewachen muss.«
    »Wir sind hier doch nicht im alten Rom«, werfe ich ein.
    »Was hat das damit zu tun?«, fragt Regine.
    »Da haben Gänse das Kapitol bewacht.« Meine Allgemeinbildung trägt zwar nicht dazu bei, unser praktisches Problem zu lösen, untermauert aber hoffentlich meine Autorität. Diese wird von dem Federvieh vor dem Eingang auf eine harte Probe gestellt. Also setze ich noch einen drauf: »Und für die alten Ägypter war die Gans ein Bote, der zwischen Himmel und Erde vermittelte.«
    »Was du alles weißt.« Gudrun erbleicht. »Vielleicht will uns Heins Vater aus dem Jenseits etwas ausrichten lassen?«, flüstert sie erschauernd. »Dass hier wieder was Schlimmes passieren wird? Vielleicht ist die Gans ein schlechtes Zeichen?«
    »Wir sind hier nicht im alten Ägypten«, sagt David und legt ihr schützend einen Arm um die Schulter.
    »Die Zeiten sind zum Glück vorbei«, erkläre ich und meine damit nicht das alte Ägypten. »Heute steht die Gans für Harmonie; sie symbolisiert friedliches Zusammenleben unter Freunden.«
    Das habe ich zwar gerade erst erfunden, aber Zeichen entstehen bekanntlich durch ihre Deutung. Es kann nicht schaden, meinen Mitarbeiterfreunden ein friedliches Zusammenleben zu prophezeien.
    »Ganz lieb
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