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Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Titel: Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)
Autoren: Sophie Kinsella
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hektische Geste zur Orgel hin. »Ich wollte Mrs. Fortescue zeigen, dass sie nicht spielen soll. Leider ist sie etwas taub. Möglicherweise hat sie nicht ganz mitbekommen, was vorgefallen ist.«
    Es ist ein heilloses Durcheinander. Ich weiß nicht mal, ob ich meine Blumen behalten soll oder nicht. Schließlich nehme ich sie Ruby ab, die mitfühlend meinen Arm drückt, während Annalise flüstert: »Bist du verrückt geworden?«
    Endlich verklingt die Musik, und ich mache mich schweigend auf den Weg den Mittelgang entlang, meide alle Blicke, kribbelnd vor Beklommenheit. O Gott, es ist schrecklich. Für solche Gelegenheiten sollte es einen speziellen Fluchtweg geben. Im Gesangsbuch sollte dafür ein Lied vorgesehen sein. Prozession der Braut, die sich anders entscheidet.
    Niemand sagt etwas, als ich den steinernen Mittelgang beschreite. Alle beobachten mich, sitzen da wie festgenagelt. Am wilden Piepen, das aus den Bankreihen laut wird, merke ich, dass überall Handys angestellt werden. Wahrscheinlich tippen sie schon um die Wette, wer es zuerst bei Facebook postet.
    Plötzlich streckt am Ende einer Bank eine Frau direkt vor mir die Hand aus. Sie trägt einen pinkfarbenen Hut, und ich habe nicht den leisesten Schimmer, wer sie ist.
    »Halt!«
    »Ich?« Ich bleibe stehen und sehe sie an.
    »Ja, Sie.« Die Frau wirkt etwas nervös. »Tut mir leid, wenn ich Sie störe, aber ich habe eine Nachricht für Sie.«
    »Für mich?«, sage ich verdutzt. »Aber ich kenne Sie gar nicht.«
    »Das ist ja gerade das Merkwürdige.« Sie errötet. »Verzeihung, ich sollte mich vorstellen. Ich bin Magnus’ Großmutter Margaret. Ich kenne hier nicht viele Leute. Aber während der Zeremonie ist bei mir eine Nachricht von einem gewissen Sam Roxton angekommen. Allerdings … ist sie nicht für Sie, sondern über Sie. Da steht: Falls Sie auf der Hochzeit von Poppy Wyatt sein sollten …«
    Hinter ihr stöhnt jemand auf. »Die Nachricht habe ich auch bekommen!«, ruft ein Mädchen. »Genau dieselbe! Falls Sie auf der Hochzeit von Poppy Wyatt sein sollten …«
    »Ich auch! Genauso!« Überall in der Kirche werden Stimmen laut. »Ich hab sie eben bekommen! Falls Sie auf der Hochzeit von Poppy Wyatt sein sollten …«
    Mir fehlen die Worte. Was ist hier los? Hat Sam alle Hochzeitsgäste angesimst? Immer mehr Hände heben sich, immer mehr Handys piepen, immer mehr Leute melden sich.
    Hat er allen geschrieben, die an dieser Hochzeit teilnehmen?
    »Haben wir alle denselben Text?« Ungläubig blickt sich Margaret in der Gemeinde um. »Na gut, mal sehen. Wenn Sie die Nachricht auf Ihrem Handy haben, lesen Sie sie laut vor. Ich zähle uns ein. Ein, zwei, drei … Falls Sie auf der … ?«
    Als der murmelnde Chor einsetzt, wird mir ganz schwindlig. Das kann doch nicht wahr sein. Von den zweihundert Hochzeitsgästen stimmen die meisten mit ein, lesen gemeinsam von ihren Handys ab. Als die Worte durch die Kirche hallen, klingt es wie ein Massengebet oder ein Sprechchor im Fußballstadion oder so was.
    » … auf der Hochzeit von Poppy Wyatt sein sollten, möchte ich Sie um einen Gefallen bitten. Greifen Sie ein! Halten Sie die Zeremonie auf! Halten Sie Poppy auf! Sie macht einen Fehler. Bringen Sie sie wenigstens dazu, es sich noch mal zu überlegen …«
    Wie angewurzelt stehe ich im Gang, klammere mich mit pochendem Herzen an meinen Blumenstrauß. Ich kann nicht glauben, dass er das getan hat. Ich kann es einfach nicht glauben. Woher hat er die ganzen Telefonnummern? Lucinda?
    »Ich will Ihnen erklären, wieso. Ein kluger Mann hat einmal gesagt: Ein solcher Schatz sollte nicht in den Händen von Philistern bleiben. Und Poppy ist ein Schatz, auch wenn sie es nicht weiß …«
    Unwillkürlich sehe ich zu Antony hinüber, der sein Telefon in der Hand hält und die Augenbrauen sehr weit hochgezogen hat.
    »Es bleibt keine Zeit mehr, um zu reden oder zu diskutieren oder vernünftig zu sein. Deshalb greife ich zu diesem extremen Mittel. Und ich hoffe, Sie helfen mir. Mit allem, was in Ihrer Macht steht. Die Hochzeit ist ein Fehler. Danke.«
    Als die Lesung zu Ende geht, wirken alle ziemlich niedergeschlagen.
    »Was zum Teufel …« Magnus steigt vom Altar herab. »Wer war das?«
    Ich kann nicht antworten. Sams Worte gehen mir im Kopf herum. Am liebsten möchte ich jemandem das Handy wegnehmen und sie noch einmal lesen.
    »Ich werde ihm antworten!«, ruft Margaret plötzlich. »Wer sind Sie?« , sagt sie laut, während sie auf ihr Handy eintippt. »Sind Sie
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