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Kathedrale

Kathedrale

Titel: Kathedrale
Autoren: Andy Mangels
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den Mund aufzureißen, weiter als sein Angreifer, und das zweite Gebiss einfach abzubeißen. Er spürte, wie es zwischen seinen Zähnen zerbrach. Beißendes Sekret spritzte ihm ins Gesicht. Sofort schob er das Wesen von sich, riss ihm die provisorische Keule aus dem Leib und spuckte den abscheulichen Körperteil aus, den er ihm zerbissen hatte.
    Der Rest der Kreaturen hing spinnengleich von den Wänden. Sie schienen dem furchtlosen Jem’Hadar allmählich vorsichtiger zu begegnen. Taran’atar öffnete den Mund und stieß einen Schrei aus, der durch die ganze Schlucht hallte.
    »Hey, Kumpel.«
    Er wirbelte herum, suchte nach dem Ursprung dieser Stimme und fand einen Mann. Er stand auf einem der Felsvorsprünge – ein grauhaariger Mensch in schwarz-weißer Kleidung – und war von Licht umgeben, aus dem Gesprächsfetzen und Musik zu dringen schienen.
    »Macht’s Ihnen was aus, Ihr Gebrüll ein Stück weit runterzufahren? Sie übertönen meine Band. Und um ehrlich zu sein, machen Sie einigen der Riesenportemonnaies auf Beinen Angst.«
    Taran’atar wollte gerade etwas erwidern, als ihn eines der Wesen von hinten ansprang und seine Brust mit kalten Klauen umklammerte. Er griff hinter sich, bekam den langen Kopf des Wesens zu packen und riss es mit einem Ruck über seinen Rücken. Das Biest landete im Dreck, und Taran’atar setzte nach. Er ließ die Hand niederfahren und trennte dem Angreifer mit einem einzigen Hieb den Schädel vom Leib.
    Dann sah er auf. Der Mensch trat gerade zurück ins Licht, was sich bei näherer Betrachtung als eine Art Tür entpuppte. Irrte er sich, oder murmelte der Mann dabei etwas? Es hörte sich an wie: »Junge, Junge … Und ich dachte, Worf hätte ein Problem mit Holosuite-Gewalt gehabt.«
    Odo hatte den Jem’Hadar in den Alpha-Quadranten geschickt, damit er dort unter Humanoiden lebte und deren oft unverständliche Art zu begreifen lernte. Doch es gab Momente – diesen zum Beispiel –, in denen Taran’atar zweifelte, dieses Ziel je erreichen zu können.

KAPITEL 4

    Persönliches Logbuch des Leitenden Medizinischen Offiziers,
    Sternzeit 53574,7
    Es tut gut, das Schiff von Zeit zu Zeit verlassen zu können – und sei es auch nur, um an einer Routinemission in die tiefgefrorene Provinz eines Sonnensystems teilzunehmen, in der die beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten aus Eisklumpen und Planetesimalen bestehen, die so wenig Sonnenlicht erhalten, dass sie nahezu unsichtbar sind. Chefingenieur Nog und Ezri – deren wissenschaftliche Neugier seit dem Aufbruch der Defiant immer stärker durchbricht und wohl ein Erbe von Tobin und Jadzia ist – finden diese Gegend allerdings faszinierend.
    Ezri leitet diese Mission und scheint auch mit der Belastung, Erster Offizier der Defiant zu sein, außergewöhnlich gut zurechtzukommen. Ich muss gestehen, dass ich mich an ihr neugewonnenes Selbstvertrauen erst gewöhnen musste. Die Ezri Dax, in die ich mich verliebte, wäre noch als Musterbeispiel für Unorganisiertheit und Chaos durchgegangen.
    Aber ich habe festgestellt, dass mich dieser Wandel nicht stört. Nicht im Geringsten.
    Es war, als sänge das Universum dem Shuttle Sagan ein Lied.
    Gewissermaßen.
    Sofern man diese Kakofonie aus Geräuschen, die durch die Innenkabine dröhnten, überhaupt als Musik auffassen konnte, dachte Julian Bashir.
    »Es ist wunderschön«, sagte Nog, beugte sich auf dem Sitz des Kopiloten vor und lächelte dem schwachen Schein der Kometenwolke entgegen, die jenseits der Fenster sichtbar wurde. Die Götter mochten wissen, was die Eismassen der diversen gefrorenen Himmelskörper dieser Gegend dazu brachte, Klang zu produzieren. Natürlich erzeugten die Vibrationen der Körper im Vakuum der Oort-Wolke von System GQ-12475 keine Geräusche im eigentlichen Sinn. Es lag allein an der Sagan , dass die Sensormessung eben dieser Vibrationen im Inneren des Shuttles als Audiosignal wiedergegeben wurde – und zwar als ziemlich anstrengendes.
    Zumindest für Leute, die Nogs mitunter arg exzentrischen Musikgeschmack nicht teilen , dachte Julian.
    »Absolut wunderschön«, wiederholte der junge Ferengi-Ingenieur und deutete auf einen Monitor, auf dem ein zehn Kilometer langer Frostklumpen plötzlich hin und her rutschte und damit für eine Reihe hoher Laute sorgte. Es klang wie eine Mischung aus Glasharmonika und Kettensäge.
    Lieutenant Ezri Dax, die neben ihm saß, warf Nog einen kritischen, aber wohlmeinenden Blick zu. »,Wunderschön‘ ist nicht gerade das erste Adjektiv,
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