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Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman

Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman

Titel: Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman
Autoren: Verlag Vogelfrei
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trat vorsichtig ein.
    Das Bild, das sich Karlo bot, war zweifellos ungewöhnlich. In der Mitte des Raumes stand ein langer, schwerer Tisch. An der fensterlosen Seite des Gebäudes war eine Art provisorischer Käfig aufgebaut. Ein infernalischer Gestank nach Katzenpisse erfüllte den Raum. Ein zweiter Mann hielt eine Kiste in Hüfthöhe vor sich und versuchte, den Inhalt durch eine Öffnung in den Käfig zu kippen. Er schüttelte den Kasten ein wenig hin und her, und zwei Katzen, eine dreifarbige, rot, weiß und schwarz gefleckt und ein grauer Tiger, purzelten fauchend zu einer größeren Anzahl ihrer Artgenossen in den Verschlag. Als er seinen Blick geradeaus lenkte, dachte er zunächst, er würde träumen. Doch dann huschte ein grimmiges Grinsen über Karlos Gesicht. An der Stirnseite des Raumes stand ein Fahrrad.
    Sein Fahrrad!
    Als der Mann Karlo bemerkte und ihn erkannte, war das Erschrecken auf seiner Seite. Deshalb war Karlo dieses Mal der Schnellere. Mit einem Sprung war er bei dem Fahrraddieb. Der hatte den Kasten fallen lassen. Als er sich auf Karlo zubewegte, lief er in einen ganz gemeinen Kopfstoß. Er brach zusammen wie ein nur halb gefüllter Kartoffelsack.
    Jetzt musste es schnell gehen. Der erste Mann aus dem Transporter war noch nicht wieder aufgetaucht. Karlo rannte zu seinem Motorrad und hoffte, dass die Spanngurte noch im Kofferraum lagen. Er hatte Glück und fand noch fünf der praktischen Befestigungsbänder. Als er wieder in das flache Gebäude schlüpfte, kauerte der Mann auf den Knien und kam gerade wieder zu sich. Karlo warf ihn zurück auf den Boden, drehte ihm die Arme auf den Rücken und schlang den ersten Spanngurt um seine Handgelenke. Mit dem zweiten Gurt band er die Füße seines Widersachers zusammen, die losen Enden verknotete er miteinander so, dass sich Hände und Füße hinter dem Rücken fast berührten. Aus ein paar herumliegenden Lappen fabrizierte Karlo hastig einen Knebel und stellte seinen Gegner damit auch akustisch ruhig.
    Nun postierte er sich neben der Verbindungstür, die zu dem zweiten Gebäude führte und wartete.
    –
    Hauptkommissar Gehring saß indessen an seinem Schreibtisch und durchforstete die Berichte zu den zwei Mordfällen nebst dem dazu passenden Selbstmord. Er war immer noch nicht ganz zufrieden und zermarterte sich den Kopf darüber, was nach seinem Dafürhalten hier nicht so ganz zusammenpasste.
    Während der ganzen Grübelei war sogar sein geliebter Wacker-Kaffee kalt geworden. Das war für ihn selbstredend ein besonderes Ärgernis, und wer den Kriminalbeamten näher kannte, wusste, dass ihm kaum etwas größeren Verdruss bereiten konnte als unvorhergesehene Begebenheiten, die ihn um seinen Kaffeegenuss brachten.
    Wie gesagt: kaum.
    Denn in diesem Augenblick klingelte das Telefon.
    Als Gehring am anderen Ende der Leitung Karlo Kölners Stimme erkannte, fühlte er das Blut aus seinen Wangen weichen. Nicht schon wieder.
    Als Karlo mit seinem Bericht geendet hatte, war Gehring etwas milder gestimmt. Er versprach, sofort die Offenbacher Polizei zu informieren. Die würden dann gleich eine Streife schicken.
    –
    Derweil geschah in Fechenheim etwas gänzlich Unerwartetes. Hund und Haffmann hatten eine Sternstunde! Der Polizeiwagen rollte wie so oft gemächlich durch Alt-Fechenheim. Das allein war noch nichts Besonderes. Routine eben. Sie passierten das Kleedreieck, Manfred Haffmann beabsichtigte, kurz hinter der katholischen Kirche in die Jakobsbrunnenstraße abzubiegen. Ein Stück vor der Kirche jedoch spürte er, wie sein Kollege Dietmar Hund ihn am rechten Arm packte.
    „Was ist denn los?“
    „Da, die junge Frau, vor dem Haus von Kölner, schau mal, was macht die denn da?“
    Eigentlich machte die Frau gar nichts, auf jeden Fall nichts Verdächtiges. Sie stand nur da, in ihrem kurzen Lederrock, dem knappen Jäckchen, der kleinen Handtasche unter dem Arm und beobachtete scheinbar frierend das Haus, in dem Karlo Kölner neuerdings wohnte. Und sie sah dabei verdammt gut aus.
    Ob es an dem guten Aussehen der Frau gelegen hatte, oder ob die beiden Polizisten tatsächlich eine Eingebung hatten, wird an dieser Stelle ungeklärt bleiben. Auf jeden Fall parkte Manfred Haffmann den Wagen am Gehweg, die Polizisten stiegen aus und setzten pflichtgemäß ihre Mützen auf. Dann steuerten sie auf die Frau zu.
    Hund sprach sie an.
    „Polizeikontrolle. Können Sie sich ausweisen?“
    Die Frau war sehr erschrocken. Haffmann fiel zuerst der osteuropäische Akzent
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