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Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)
Autoren: Unbekannt
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einem gewissen Charisma beruhte. So schildert ihn Gregor von Tours.
    Zunächst tat sich Chlodwig als Feldherr hervor, überfiel und besetzte benachbarte Provinzen. Anfangs beherrschte er den Norden Galliens von Flandern bis an die Loire. Dann eroberte er das westgotische Aquitanien im Süden sowie alemannische Gebiete rechts des Rheins. Skrupel kannte er dabei offenbar nicht: Er verschwor sich gegen zuvor Verbündete, brach vereinbarte Abkommen und schmiedete Koalitionen mit früheren Feinden. Wer sich ihm in den Weg stellte, den ließ er rücksichtslos aus dem Weg räumen. Auch gegen den einst verbündeten Syagrius zog er zu Felde, vertrieb diesen letzten römischen Statthalter in Gallien und brachte die Provinz Neustrien unter seine Kontrolle. Der besiegte Feldherr floh, entkam Chlodwig indes nicht: Der stellte ihm bis ins westgotische Exil nach, erwirkte mit einer List, dass Syagrius ausgeliefert wurde, und meuchelte den Arglosen kurzerhand.
    Es sollte nicht die einzige Bluttat bleiben: In seinem Macht- und Herrschaftsrausch kannte Chlodwig keine Grenzen – selbst vor Familienangehörigen machte er nicht halt. Es war, als wollte er damit vorgeben, wie sich das Geschlecht der Merowinger seinen Weg durch die Historie bahnen sollte: mit Gewalt, Heimtücke und Hinterlist.
    Gleichzeitig aber scheint Chlodwig auch ein vorausschauender, schlauer Herrscher gewesen zu sein. Das bewies er durch seinen Übertritt zum katholischen Glauben.
    Maßgeblicher Einfluss wird dabei seiner aus Burgund stammenden katholischen Frau Chrodechilde nachgesagt – sie soll ihn über Jahre zu diesem Schritt gedrängt haben. Doch offenbar tat er sich lange schwer damit. Laut Gregor von Tours entschied sich der König zur Konversion während einer Schlacht gegen die Alemannen, als seine Heerscharen kurz davor waren, vernichtend geschlagen zu werden. Allerdings, so geht die Erzählung, habe er zunächst einen Gottesbeweis verlangt: »Jesus Christ, Chrodechilde verkündet, du seiest der Sohn des lebendigen Gottes; Hilfe, sagt man, gebest du den Bedrängten, Sieg denen, die auf dich hoffen – ich flehe dich demütig an um deinen mächtigen Beistand: Gewährst du mir jetzt den Sieg über diese meine Feinde, so will ich an dich glauben und mich taufen lassen auf deinen Namen.« Und siehe da, das Wunder geschah: Die gegnerischen Truppen flohen.
    Kann sein, dass dies den Ausschlag für Chlodwigs Bekehrung gab; es kann aber auch ganz anders gewesen sein. Wahrscheinlich ließ sich Chlodwig zudem von politischen Erwägungen leiten: Im größten Teil des von ihm eroberten Gebietes bekannten sich die Menschen zum Christentum. Geschätzten 200 0 00 fränkischen Ungläubigen standen ungefähr sechs bis sieben Millionen Gallorömer gegenüber, die meisten davon katholisch. Auch die Unterstützung der inzwischen erstarkten Kirche mag Chlodwig nützlich erschienen sein. Das Datum seiner Taufe ist nicht bekannt, es war wohl um die Wende vom 5 . zum 6 . Jahrhundert. Mit ihrem König konvertierten gleich 3 000 enge Gefolgsleute; Chlodwig hatte also innenpolitisch zuvor das Feld bestellt. »Der rasche Übertritt der Franken zum katholischen Glauben ist eine, möglicherweise sogar die wichtigste Voraussetzung dafür, dass sich ihr Reich allen anderen germanischen Reichsgründungen als überlegen erweisen sollte«, urteilt Mediävist Becher. Chlodwig sei, »wie immer man ihn in der Rückschau bewerten mag, zu einem der bedeutendsten Gründerväter Europas geworden«.
    Vor allem in Frankreich ist das unumstritten – wohl auch weil die Merowinger-Könige ausschließlich in französischen Städten wie Paris, Reims, Orleans, Soissons oder Metz residierten. Als im 12 . Jahrhundert die Basilika von Saint-Denis bei Paris zur Grablege der französischen Könige erkoren wurde, ließ man sogleich Kenotaphe (leere Sarkophage) für die merowingischen Herrscher fertigen und herbeischaffen, um so die enge Verbundenheit zu jener Dynastie zu demonstrieren.
    Chlodwig starb 511 im Alter von 45 Jahren. Alsbald machten sich seine Nachkommen daran, das Herrschaftsgebiet zu erweitern. 536 / 37 hatte das Reich der Merowinger seine größte Ausdehnung und war nun viergeteilt; jeder der Söhne hatte einen Teil des Landes zugesprochen bekommen. So sah es die Lex Salica vor, einer der ältesten erhaltenen Gesetzestexte, die Chlodwig noch hatte aufschreiben lassen.
    Breiten Raum nahm in dem juristischen Kanon der Wergeldkatalog ein, eine Art Preisliste für Mord und Totschlag – bezeichnend
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