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Julia Collection Band 62

Julia Collection Band 62

Titel: Julia Collection Band 62
Autoren: Lilian Darcy
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er so offen zugab, was er mit dieser eleganten Szenerie beabsichtigte. Für einen Mann, der anfangs so bereitwillig ihre Gefühle manipuliert hatte, zeigte er jetzt eine größere Offenheit, als sie für möglich gehalten hätte.
    Aber ich habe mich auch verändert.
    Sie war sich ihrer eigenen Kraft stärker bewusst. Vor allem verstand sie, wie sehr sie sich zu Stephen hingezogen fühlte, und das betrachtete sie gelassener, als sie es noch vor zwei Wochen jemals für möglich gehalten hätte. Sie waren beide erwachsen. Sie konnte so empfinden, ohne Scham verspüren zu müssen. Es konnte von ihrem Gesicht abzulesen sein, ohne dass sie etwas Geheimes verriet. Es war sowieso offensichtlich. Nur – wie viel bedeutete es?
    Nach dem Essen schauten sie sich etwa eine Stunde lang Fotos und andere Erinnerungsstücke an. Suzanne sah bärtige Männer in dicker, altmodischer Kleidung, die im Fluss angelten oder mit bei der Jagd erlegter Beute posierten. Sie sah Frauen in langen dunklen Röcken, die lachten, weil sie eine primitive Form des Skilaufens probierten. Es gab gestellte Familienporträts und auch einige offizielle Fotos mit staatsmännischen Personen, die sich die Hände schüttelten.
    Und da waren Baby-Fotos.
    „Das ist mein Großvater Albert“, sagte Stephen. „Er wurde 1913 geboren.“
    „Er sieht genauso aus wie Alice. Du wusstest, dass ich das sofort erkennen würde, richtig?“
    „Hätte ich das Bild aus dem Album nehmen sollen?“
    „Nein, ich schätze nicht.“
    „Glaube nicht, dass alles Teil einer Strategie ist, Suzanne.“
    „Vielleicht könntest du mich wissen lassen, welche Dinge es sind und welche nicht.“
    „Das versuche ich zu vermeiden.“
    Er betrachtete sie aufmerksam, und urplötzlich schien ihre ganze neu entdeckte Stärke zu verschwinden. Sie fühlte sich wie ein Fisch an der Angel. Nur weil sie ihn mit allem, was sie hatte, bekämpfte, hieß das nicht, dass sie auch nur die geringste Chance hatte, zu gewinnen.

9. KAPITEL
    Stephen konnte nicht schlafen.
    Er hatte geglaubt, dass er sich mittlerweile an den Rhythmus seiner unterbrochenen Nächte gewöhnt hätte, doch diesmal lag der Grund für seine Rastlosigkeit woanders. Alice war nach zwei anstrengenden Stunden wieder eingeschlafen, und Suzanne hatte sich sofort zu ihrem abgeschirmten Bett zurückgezogen.
    Er selbst ging zur Küchenzeile hinüber, um ein Glas Wasser zu trinken, und dabei nahm er wahr, wie sie sich nur ein paar Meter von ihm entfernt auszog. Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals eine solch verführerische Serie von Geräuschen gehört zu haben. Zwei dumpfe Klänge, als sie ihre Schuhe auf dem Boden abstellte, ein Rascheln, als sie den Rock über ihre Schenkel hinabstreifte.
    Wenig später erkannte er das unmissverständliche Klicken eines BH-Verschlusses, der geöffnet wurde. Die Muskeln seines Bauchs verkrampften sich bei dem Bild, das dabei in seinem Gehirn entstand. Blut rauschte verstärkt in seine Lenden. Als Nächstes folgte das Zurückschlagen der Bettdecke und das Quietschen der Metallfedern, als sie ins Bett stieg. Sein Unbehagen steigerte sich noch um einige Grade.
    Kaum, dass er selbst im Bett lag, folterte ihn seine Fantasie unbarmherzig weiter. Während ihrer anstrengenden Nächte in dieser ersten Woche mit Alice hatte er das Nachthemd gesehen, das Suzanne trug. Es war perfekt für sie – ein zartes, fließendes Gebilde aus dünner weißer Baumwolle. Sie selbst glaubte vielleicht, dass es ein züchtiges Kleidungsstück wäre, doch dann hatte sie keine Ahnung von seiner verführerischen Wirkung.
    Was würde geschehen, wenn er einfach die Decke zur Seite schlug, hinter diesen albernen Paravent trat und Suzanne in seine Arme nahm? Diese weiße Baumwolle wäre kein Hindernis für ihn. Wie viele Möglichkeiten gäbe es, sie ihr auszuziehen, sie einfach zu zerreißen, von oben bis unten, und dann zu fühlen, wie ihre Brüste in seine Hände fielen …?
    Hör auf! Hör auf!
    Zurück an der Küchenspüle trank er ein zweites Glas Wasser und hielt dann sein Gesicht in den kühlen Strahl. Allerdings brachte das überhaupt nichts. Am Ende lag er einfach nur da und wartete auf das erste Weinen des Babys, als der Morgen graute.
    Suzanne und er waren beide müde, und vielleicht spürte er deshalb plötzlich eine solche Wut auf sie. Er wusste, dass es nicht ihre Schuld war, doch das half irgendwie nicht.
    Das ist nicht das, was ich wollte oder erwartet habe, als ich nach Amerika kam. Ich wollte die Frage nach
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