Julia Collection Band 28
das eben verhindern.
An diesem Abend wartete Erin daher am Fuß der Treppe, als Sam die Kleine zu Bett brachte. Doch er kam danach nicht mehr herunter. Na schön, vielleicht hatte er einen schweren Tag hinter sich und wollte sich zeitig hinlegen. Andererseits – hätte er ihr dann nicht wenigstens eine gute Nacht gewünscht? Er würde sich doch nicht kommentarlos auf sein Zimmer zurückziehen, oder? Außerdem musste sie unbedingt mit ihm über Jessica sprechen. So bald wie möglich. Und wenn der Prophet nicht zum Berg kam, dann musste der Berg eben zum Propheten.
Entschlossen eilte Erin die Treppe hinauf, blieb vor Sams Schlafzimmertür stehen, wollte schon klopfen – und zögerte. Verunsichert biss sie sich auf die Unterlippe. War es wirklich richtig, so in Sams Privatsphäre einzudringen?
Lautlos schlich sie zu Jessica. Die Kleine lag auf dem Rücken und schlief mit leicht geöffnetem Mund. Erin sah sich im Zimmer um, entdeckte jedoch nirgendwo das Mommy-Album. Die ganze Mühe war völlig umsonst gewesen.
Erin holte tief Atem. Hier ging es nicht um sie, sondern um Jessica. Privatsphäre hin oder her – sie musste sofort mit Sam sprechen.
Entschlossen überquerte sie den Korridor und klopfte an Sams Tür, bevor sie es sich wieder anders überlegte.
Die Tür flog auf, und Erin stockte der Atem. Sam stand vor ihr, und er trug nur Jeans. Der Knopf war geöffnet. Kein Hemd, keine Schuhe, keine Socken. Erin konnte den Blick nicht von seiner muskulösen Brust abwenden, und tief in ihr setzte heißes Verlangen ein.
Hastig wich sie einen Schritt zurück und senkte den Blick. „Es … es tut mir leid. Ich hätte nicht heraufkommen sollen. Wir … wir sprechen uns morgen.“
13. KAPITEL
Sam legte Erin die Hand auf die Schulter und hielt sie fest. Widerstrebend drehte sie sich wieder um und versuchte, nicht auf seinen nackten Körper zu blicken.
„Was ist los?“, fragte er besorgt. „Geht es Jessica nicht gut?“
„Doch … das heißt, sie schläft, falls Sie das meinen, aber … Sam, wir müssen reden.“
„Jetzt?“
„Jetzt“, betonte sie, obwohl sich sein Gesicht sofort wieder verschloss.
„Worüber?“, fragte er so abweisend wie ihre Brüder, hätte sie den Wunsch geäußert, als Nackttänzerin aufzutreten.
Das machte sie so zornig, dass dieser Zorn half, die Befangenheit abzuschütteln. „Über Ihre Tochter, Sam! Über Jessica.“
„Was ist mit ihr?“
„Haben Sie eigentlich Augen im Kopf? Ist Ihnen vielleicht nicht aufgefallen, dass sie in den letzten Tagen nur Rückschritte macht? Sie ist wieder ängstlich und redet kaum noch.“ Noch eine Spur heftiger fügte sie hinzu: „Und sie hat sich seit Tagen Jennys Fotos nicht mehr angesehen.“
Sam sah sie sekundenlang schweigend an, ehe er zurückwich und eine einladende Handbewegung machte. Erin trat ein, entdeckte einen Stuhl und einen Tisch am Erkerfenster, ging rasch hin und setzte sich. Und sie versuchte, Sams großes Bett zu ignorieren. Schließlich ging es hier nur um Jessica.
Sam setzte sich aufs Bett. „Was ist passiert?“, fragte er leise.
Na gut, wenigstens einer von ihnen dachte im Moment nur an das Wesentliche. „Das sollte ich besser Sie fragen“, erwiderte Erin.
„Was heißt das?“
„Ich weiß nicht mehr weiter, Sam“, gestand sie. „Sie und Jessica hatten so große Fortschritte gemacht. Und auf einmal ziehen Sie sich wieder zurück.“
„Wie oft soll ich noch wiederholen, dass es nicht um mich geht?“, fragte er ungeduldig.
„Und wie oft soll ich Ihnen noch erklären, dass Jessica sich in Gefühlsangelegenheiten nach Ihnen richtet? Sie haben sich erneut total verschlossen, und das spürt sie.“
Er verschränkte die Arme vor der Brust und spannte die Muskeln am Oberkörper an. „Ich habe mich ja bemüht. Ich habe an dem Album mitgearbeitet und über Jenny gesprochen – mit Jessica und auch mit Ihnen.“
„Ja, aber in den letzten Tagen sind Sie plötzlich wieder ganz weit weg. Zugeschnürt bis oben hin. Und Jessica gleicht sich Ihnen an“, hielt sie ihm vor und sprang auf. „Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe. Eine Weile sind wir beide gut miteinander ausgekommen und haben über alles geredet. Und jetzt? Nichts. Sie weichen mir aus. Habe ich etwas Dummes getan? Liegt es daran?“
„Nein“, erwiderte er und wich ihrem Blick aus.
„Sie wollen also nicht darüber reden, sondern alles in sich verschließen? Dann wird Jessica das auch tun.“ Als er nicht antwortete, seufzte sie. „Was mache
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