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Isola - Roman

Isola - Roman

Titel: Isola - Roman
Autoren: Arena
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Spaghettiträgern – und dem feinen Riss über der linken Brust, der mir bei unserer Höhlenparty auf so unerklärliche Weise ins Auge gesprungen war. Und ich weiß auch nicht, warum ich mich an diesen Riss klammerte, warum ich darauf beharrte, unsere Nacht in der Höhle noch einmal sehen zu wollen – und zwar jetzt. Jetzt und hier, wo all das Schreckliche geschehen war. Es war Quint Tempelhoff, der die Polizei schließlich überredete, noch einmal zur Nachbarinsel zu fahren.
    Und dort auf Tempelhoffs Monitoren sahen wir es dann alle. Der feine Riss in Darlings Kleid, direkt über dem lin ken Busen. Als Darling in der Höhle tanzte, war er genau zu erkennen. Aber in der Anschlussszene, in der Darling von Tobias erwürgt wurde, war der Riss nicht mehr da.
    Ihr habt gesehen, dass ich sie erwürgt habe, in dieser Höhle.
    Das hatte Tobias zu mir gesagt, bevor er sich vom Felsen gestürzt hatte.
    Ja, wir hatten es gesehen. Aber es war nicht echt gewesen.
    Und dieser Anschlussfehler, dieses winzige Detail, war der Beweis dafür, dass ich mich nicht getäuscht hatte.
    Darling lebte.
    Ihr hatte das Handy gehört und plötzlich war mir auch klar, warum sie die rote Handgelenkschiene getragen hatte und warum sie an dem ersten Morgen auf Isola so nervös gewesen war, als ich sie aus der Toilette hatte kommen sehen. Frei von Überwachungskameras sind Duschen, Toiletten und Umkleidekabinen. Darling war Tobias’ Komplizin gewesen.
    Was genau geschehen war, konnten wir uns in den folgenden Tagen, an denen wir einzeln von der Polizei, im Beisein eines Dolmetschers verhört wurden, nur zusammenreimen. Sicher war nur so viel: Darling und Tobias hatten die Mordszene gefilmt, bevor wir die Höhle betreten hatten. Da in Tobias’ Computer alle Aufnahmen, bis auf das Geständnis am Schluss, gelöscht waren, vermuteten wir, dass Darling und er diese Szene in verschiedenen Versionen aufgenommen hatten, um auf diese Weise den bestmöglichen Anschluss an das Ende unserer Höhlenparty auszuwählen. Wir vermuteten auch, dass Tobias die Szene von seinem Computer im Bunker aus eingespielt hatte, damit Quint Tempelhoff sie auf der Nachbarinsel sehen würde, während in Wirklichkeit eine sehr lebendige Darling in der Höhle saß und einen von Tabletten und Alkohol benommenen Solo in Schach hielt, bis er einschlief. Ein genialer Spielzug, der erst dann zu scheitern drohte, als sich Joker in den zweiten Höhlengang verirrte und aus dem Spalt des Felsens auf die Bucht hinuntersah, wo Quint Tempelhoff außer sich vor Entsetzen seinen Sohn anschrie, was in aller Welt in ihn gefahren wäre, Darling zu töten.
    Und dann war Darling ebenfalls in dem Höhlengang aufgetaucht, um dort auf Tobias zu warten. Mord ist im Kasten, er kommt rüber, Boot ist gleich da! Bleib im Gang, dann kannst du uns sehen.
    Aber Joker hatte die beiden ebenfalls gesehen, er hatte alles mit angehört – und dann war ihm Darling in die Arme gelaufen.
    Darling war nicht das Opfer eines Mordes. Sie war die Mörderin. Sie hatte Joker den Felsen hinuntergestoßen.
    Und Joker hatte nicht sterben müssen, weil er Zeuge eines Mordes geworden war, sondern weil er bezeugen konnte, dass es gar keinen Mord gegeben hatte.
    Tobias hatte niemanden getötet – außer sich selbst.
    Darling war fort. Die Polizei würde sie suchen, das Geld, das Tobias für sie beide von seinem Vater erpresst hatte, würde sie nicht bekommen. Aber ob man sie finden würde, in einem Land mit fast zweihundert Millionen Einwohnern, das stand in den Sternen.
    Wir übernachteten in Rio in einem Luxushotel vor dem Leblon-strand, aber ich kann mich kaum an etwas erinnern, nicht an das Essen, nicht an die Zimmer, nicht an den Anblick, all das zählte nicht, all das war unwichtig. Ich weiß nur, dass Maja, Quint Tempelhoffs Assistentin, unsere Rückflüge für den nächsten Tag buchen wollte, aber ich konnte sie überreden, dass sie mir noch ein paar Tage Zeit ließ. Morgen war mein Geburtstag, morgen wurde ich achtzehn und ich wollte meine Kerze nicht im Flugzeug anzünden, sondern bei meiner Schwester. Bei Esperança, die meinen Anruf erhalten und von Rio aus die Polizei informiert hatte.
    Elfe, Milky und Solo wollten ebenfalls bleiben – und natürlich blieb auch Mephisto. Alpha flog zurück, zusammen mit dem Kameraassistenten. Quint Tempelhoff würde sich noch der Polizei zur Verfügung halten müssen und Solo wollte nicht in seiner Nähe sein. Noch nicht.
    Als uns das Taxi am Abend des 13. Dezembers vor einem
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